J. P. Morgan

J. P. Morgan
John Pierpont Morgan

John Pierpont Morgan, besser bekannt als J. P. Morgan (* 17. April 1837 in Hartford, Connecticut; † 31. März 1913 in Rom, Italien) war ein US-amerikanischer Unternehmer und der einflussreichste Bankier seiner Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Gedenktafel in Göttingen
J.P. Morgan, 1903
Foto: Edward Steichen

Morgan war der Sohn des Bankiers und Finanziers Junius Spencer Morgan (1813–1890) und dessen Frau Juliet Pierpont (1816–1884), Tochter eines Anwalts und Lehrers. Er begann 1856 sein Studium an der Georg-August-Universität in Göttingen und war seit 1857 im Bankgewerbe tätig. Seit 1860 arbeitete er bei Drexel, Morgan & Co in New York City. Für den Sezessionskrieg wurde er nach der Zahlung einer 300-Dollar-Gebühr nicht eingezogen.[1] Seit 1871 war er selbstständig durch die Gründung eines nach ihm selbst benannten, ab 1895 als J. P. Morgan & Co firmierenden Bankhauses, das vor allem marode Eisenbahnlinien erwarb und sanierte. 1901 gründete Morgan dann durch mehrere Fusionen den Stahltrust United States Steel Corp., die damals größte Aktiengesellschaft der Welt.[2] Neben den Einnahmen aus dem Wertpapierverkauf mehrte Morgan sein Vermögen auch, indem er für die Fusionen 150 Millionen Dollar als Verhandlungsgebühr für sich beanspruchte.[1] Um den Trust zu stützen, wurde 1902 noch ein auch englische Linien akquirierender Schifffahrtstrust, die International Mercantile Marine Company (IMMC), unter Beteiligung deutscher Reedereien begründet. 1903 investierte er in die junge Automobilindustrie, als er zwei Drittel des Aktienkapitals der Maxwell-Briscoe Motor Company beisteuerte. Die Firma wurde drittgrößter Hersteller in den USA und später die Basis für die Chrysler Corporation.[3] Morgan legte nach eigenen Aussage und Angabe von Zeitzeugen bei seinen Geschäften großen Wert auf Stabilität und Vorhersagbarkeit der Bedingungen.[4] Mehrmals griff er dazu auch in die Staatsfinanzen ein. 1895 und 1907 kaufte er als Anführer von Investorengruppen größere Mengen an Staatsanleihen und rettete die USA dadurch vor dem Staatsbankrott. Zugleich konnte er die Staatsanleihen gewinnbringend weiterverkaufen.[1] 1912 wurde ein Prozess gegen ihn wegen fragwürdiger Finanzgeschäfte geführt. Zwar wurde er freigesprochen, doch gelangte im Zuge der Verhandlungen der gesamte Umfang seines inzwischen gigantischen Firmenimperiums an die Öffentlichkeit. Bis zu seinem Tod weitete Morgan seine Geschäftsaktivitäten über die Branchen Eisenbahn, Bankenwesen, Schifffahrt hinaus auch auf die Telekommunikations- und Elektroindustrie aus. So kontrollierte Morgans Unternehmen 1901 z.B. die Hälfte des Streckennetzes der Eisenbahn und zwei Drittel der Stahlproduktion in den USA.

J. P. Morgan selbst litt unter einer von Rosazea entstellten Nase und galt als daher recht scheuer Mensch. Er lebte in New York in einer Villa an der Madison Avenue 219 im Bezirk Murray Hill. In der mit schwarzem Mahagoni ausgekleideten Black Library des Hauses wurden einige der wichtigsten Entscheidungen des frühen 20. Jahrhunderts für New York wie die USA getroffen. Die J. P. Morgan & Co war immer im Investmentbanking tätig und finanzierte diverse Zusammenschlüsse von Unternehmen, unter anderem der General Electric Comp., und beteiligte sich an diversen Eisenbahnlinien in den USA. 1899 wurden die ersten europäischen Anleihen am US-Markt eingeführt. Das Bankhaus selbst fusionierte 2000 mit der Chase Manhattan Bank.

John Pierpont Morgan ist der Neffe von James Lord Pierpont, dem Komponisten des Weihnachtslieds Jingle Bells. Sein Sohn John Pierpont Morgan junior führte sein Firmenimperium weiter.

Familie

1861 heiratete er Amelia Sturges (1835–1862), die schon kurze Zeit später an Tuberkulose verstarb. Am 3. Mai 1863 heiratete er Frances Louisa Tracy (1842–1924), mit der er vier Kinder hatte:

  • John Pierpont Morgan Jr. (1867–1943)
  • Louisa Pierpont Morgan (1866–1946); heiratete Herbert Livingston Satterlee
  • Juliet Morgan (1870–1952) und
  • Anne Tracy Morgan (1873–1952)

Kritik

Autor F. William Engdahl schreibt, dass er seine Laufbahn damit begonnen habe, dass es im Alter von 24 Jahren den Rückkauf von ausgemusterten Gewehren der US Armee für den amerikanischen Bürgerkrieg organisierte. Auf sein Geheiß kauften Strohmänner 5000 Gewehre klammheimlich zum Preis von 3,50 Dollar das Stück beim Waffenarsenal in New York City und verkauften die defekten, aber als neu und in perfektem Zustand deklarierten Gewehre anschließend zum Preis von 22 Dollar das Stück an das Hauptquartier der Armee in St.Louis. So begann Morgan's spektakuläre Karriere von Betrug, Täuschung und Korruption.

Es wird weiter behauptet, er habe Gerüchte über den Bankrott einer großen New Yorker Bank verbreitet und somit die Panik von 1907 ausgelöst, die dann auch andere Banken betraf. Nelson W. Aldrich, der enge Verbindungen zur Bankenwirtschaft hatte und später in die Rockefeller-Familie einheiratete, leitete eine Kommission, die aufgrund dieser Panik einberufen wurde. Er schlug in dieser Kommission die Einführung einer Zentralbank vor, um eine solche Panik künftig vermeiden zu können. Laut G. Edward Griffin wurde der Gesetzentwurf für die Einführung der Zentralbank (Federal Reserve System) 1910 auf Jekyll Island, dem Ferienanwesen von Morgan, von Vertretern mehrerer Banken unter strenger Geheimhaltung erstellt und anschließend an Nelson W. Aldrich (ein Geschäftspartner von Morgan und Schwiegersohn von John D. Rockefeller Jun. und eigentlicher Gastgeber) übergeben. Frank Vanderlip, damals Präsident der National City Bank of New York, heute Citybank, erinnerte sich, die Teilnehmer seine angehalten gewesen, einzeln und so unauffällig wie möglich zum Bahnhof zu kommen, wo der Wagen von Aldrich wartete. "Wir wussten, dass wir auf keinen Fall entdeckt werden dürften, ... Wenn die Öffentlichkeit erfahren hätte, dass unsere Gruppe den Entwurf für ein Bankengesetz geschrieben hatte, dann hätte dieses Gesetz im Kongress niemals eine Chance gehabt." Der Federal Reserve Act (also das amerikanische Zentralbankgesetz), wurde am 23. Dezember 1913 beschlossen. Es war ohne große Diskussionen von den anwesenden Palamentariern durch gewunken worden. Einen Tag vor Heilig-Abend und nur eine Stunde danach wurde es auch schon vom Präsidenten unterzeichnet.

In der wirtschafts-kritischen Literatur wird vielmehr ein eklatanter Fehler darin gesehen, dass 1913 dieser nur kleine Kreis von mächtigen Bankiers, die Federal Reserve Bank mit einer viel zu großen gesellschaftlichen Machtstellung ins Leben gerufen wurde. Und zwar war es von Anfang an nicht eine öffentlich- rechtliche Einrichtung, sondern ein rein privatrechtliches Unternehmen. Es wäre so, als wenn in Europa eine Hand voll Top- Manager aus Banken und Industrie eine eigene Zentralbank hätten. Engdahl macht auch darauf aufmerksam, dass durch fehlgeleitete geldpolitische Maßnahmen dieser Institution, ebenso wie durch ihren jahrzehntelangen Hebel auf Entscheidungen der Politik, bereits 1979 rund 24 Millionen Amerikaner unterhalb der Armutsgrenze lebten. (Eine Zahl die sich noch weiter erhöhen sollte) Nach Griffin war Morgan zwar antisemitisch eingestellt, andererseits aber auch ein Agent der Rothschilds.

Sammlungen

Die umfangreiche Kunst- und Büchersammlung, die zu Morgans Liebhabereien zählte, wurde 1924 in eine Stiftung, die Pierpont Morgan Library in New York City, eingebracht. Er kaufte auf Bitten des Koptologen Henri Hyvernat einige Manuskripte der Koptischen Bibliothek des Klosters St. Michael, Ägypten. Ihm zu Ehren wurde deshalb das von Hyvernat herausgegebene Faksimile Bybliothecae Pierpont Morgan Codice photographice expressi benannt. J.P. Morgan verhandelte kurz nach der Gründung der chinesischen Republik im Jahre 1911 mit der chinesischen Regierung über den Erwerb von Objekten aus dem Kaiserpalast, darunter ein Ming-zeitlicher Palastteppich.[5]

Der größte jemals geschliffene Saphir ist der "Stern von Indien" mit einem Gewicht von 563,35 Karat. Der in Sri Lanka gefundene Stein wurde 1901 durch John Pierpont Morgan an das American Museum of Natural History übereignet und kann dort besichtigt werden.

Als Mäzen förderte er beispielsweise den Fotografen Edward Curtis und ermöglichte das Erscheinen seiner zwanzig Bildbände The North American Indian in einer Auflage von 500 Exemplaren. Die ihm zustehenden 25 nummerierten Exemplare verschenkte er an ihm nahestehende Universitäten, so auch „seine“ Universität Göttingen, der er auch 1912 ein Stiftungsvermögen von $ 50000 für die Beschaffung angelsächsischer Literatur zuwandte. Die Göttinger John Pierpont Morgan Foundation wurde aufgrund der Geldentwertungen des 20. Jahrhunderts im Jahr 1967 aufgelöst.[6]

Zitat

The condition that has developed in Wall Street in the past fifteen years is to a considerable extent a personal one, and the authority which centers in the hands of Mr. Morgan, a man seventy-five years of age, is by no means something which can be passed down to his successors. Such men have no successors; and their work is either left undone after they are dead or the world devises other means and other works to take its place.

Wall Street Journal, Februar 1912 [7]
(Übersetzung: „Die Beschaffenheit, zu der sich die Wall Street in den letzten fünfzehn Jahren hin entwickelt hat, ist zu einem beträchtlichen Ausmaß eine persönliche, und die Machtvollkommenheit, die sich in den Händen von Herrn Morgan konzentriert, einem Manne von 75 Jahren, ist etwas, das auf keinen Fall an seine Nachfolger weitergegeben werden kann. Solche Menschen haben keine Nachfolger; und ihr Werk wird nach ihrem Tode entweder unerledigt hinterlassen oder die Welt entwickelt andere Mittel und Wege, um deren Platz einzunehmen.“)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 255-257
  2. John Pierpont Morgan and the American Corporation, Biography of America
  3. B.R. Kimes & H.A. Clark: Standard Catalog of American Cars, 1805-1942 (2. Aufl., 1985). Krause Publications, Inc. ISBN 0-87341-111-0, S. 900-901
  4. Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, New York 2005, S. 256, 323
  5. „Ausstellung: Kaiserliche Teppiche aus China von 1400 bis 1750, Köln“
  6. Göttinger Mäzene
  7. zitiert in: „American Exceptionalism – Serious Distortions of the New Economic Era“, F. William Engdahl, 2002

Literatur

  • Ron Chernow: The House of Morgan. An American Banking Dynasty and the Rise of Modern Finance. Simon & Schuster, London 1990, XVII, 812 S., Ill., ISBN 0-671-71031-1
  • Lewis Corey: The house of Morgan. A social biography of the masters of money. Watt, New York 1930, 479 S., Ill.
  • Henry Justin Smith: John Pierpont Morgan, der Weltbankier. Die Geschichte seines Hauses. Vom Werden der grössten Wirtschaftsmacht Amerikas. Reissner, Dresden 1928.
  • John K. Winkler: Morgan, the magnificent. The life of J. Pierpont Morgan. Vanguard Press, New York 1930, ISBN 0-7661-4332-5

Weblinks

 Commons: J. P. Morgan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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