- Warentest
-
52.50416666666713.353333333333Koordinaten: 52° 30′ 15″ N, 13° 21′ 12″ O
Stiftung Warentest Unternehmensform Rechtsfähige, selbstständige Stiftung Gründung 4. Dezember 1964 Unternehmenssitz Berlin-Tiergarten Unternehmensleitung Werner Brinkmann
Mitarbeiter 280 (2009) Umsatz 51 Millionen Euro (2007) Produkte Website Die Stiftung Warentest (StiWa) ist eine deutsche Verbraucherschutzorganisation, die mit dem Anspruch der Unabhängigkeit Waren und Dienstleistungen verschiedener Anbieter untersucht und vergleicht.
Sie wurde nach jahrelangen Diskussionen durch einen Beschluss der Bundesregierung vom 16. September 1964 (der Bundestag stimmte am 4. Dezember zu) als selbstständige, rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet und ist hauptsächlich operativ tätig.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben und Bedeutung
Zu ihren Aufgaben zählt einerseits der Vergleich von objektivierbaren Merkmalen des Nutzwertes, Gebrauchswertes und der Umweltverträglichkeit, andererseits die Aufklärung des Verbrauchers über wirtschaftliche Haushaltsführung sowie gesundheits- und umweltbewusstes Verhalten.
Durch den hohen Bekanntheitsgrad hat die Stiftung mit ihren Bewertungen einen signifikanten Einfluss auf das Kaufverhalten der Verbraucher. Gute Bewertungen der Stiftung Warentest nehmen oft einen prominenten Platz in der Produktwerbung oder auf Verpackungen ein. Andererseits führen schlechte Bewertungen immer wieder zu Absatzeinbrüchen und Schadensersatzklagen durch die Hersteller – nach Angaben der Stiftung durchschnittlich zehnmal jährlich, wobei sie die meisten davon gewonnen hat und noch nie rechtskräftig zu Schadenersatz verurteilt wurde.
Die Stiftung Warentest finanziert sich durch den Verkauf ihrer Zeitschriften „test“ (Auflage: im Jahresdurchschnitt 545.000 Exemplare) und „Finanztest“ (275.000), den Verkauf von Büchern und Sonderpublikationen sowie durch Testergebnisse im Internet unter www.test.de und durch Bundesmittel. Im Jahr 2007 lagen die Verkaufserlöse bei rund 41 Millionen Euro. Dazu kamen 6,0 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Diese sollen als Ausgleich dafür dienen, dass keine Einnahmen durch Werbeanzeigen in ihren Publikationen erzielt werden dürfen, da diese Anzeigen die Stiftung in ein Abhängigkeitsverhältnis zu einem Anbieter bringen könnten.
Die Stiftung dementiert eine Abhängigkeit ihrer Ergebnisse von den öffentlichen Mitteln am Beispiel ihrer Untersuchung von Schulbüchern – da ginge es nicht etwa um deren Vereinheitlichung.[1]
Die monatliche Zeitschrift Öko-Test ist, trotz der Namensähnlichkeit, keine Publikation der Stiftung Warentest, sondern vielmehr ein Konkurrent.[2]
Testarbeit
Die Stiftung Warentest führt jährlich über 200 vergleichende Warentests und Dienstleistungsuntersuchungen aus fast allen Bereichen des täglichen Lebens durch. Darüber hinaus werden für die Rubrik Neu auf dem Markt neuartige Produkte untersucht und veröffentlicht. Seit 2002 werden wöchentlich Aktionswareangebote vorwiegend von Lebensmitteldiscountern untersucht und zeitnah online veröffentlicht. Seit 2004 werden bei ausgewählten Tests auch Aspekte der sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) bei den Untersuchungen berücksichtigt. Unter der Rubrik Medikamente im Test finden sich Informationen zu über 9000 Arzneimitteln und 175 Anwendungsgebieten.
Die Stiftung Warentest beschäftigt Marktforscher und wissenschaftliche Mitarbeiter, die für die Marktauswahl und die Durchführung der Tests verantwortlich sind. Jedes Untersuchungsvorhaben wird mit dem Kuratorium abgestimmt und in einem Fachbeirat mit externen Vertretern der Verbraucher, der anbietenden Wirtschaft und neutralen Sachverständigen diskutiert. Die Untersuchungen werden nicht durch Mitarbeiter der Stiftung Warentest durchgeführt, sondern weltweit an externe, neutrale Prüfinstitute vergeben. Die Prüfmuster werden anonym im Handel erworben und nicht als Vorserienmodelle oder Prototypen von den Anbietern zur Verfügung gestellt. Die objektiven Prüfergebnisse werden nach der Prüfung und Auswertung durch die Stiftung Warentest und vor der Veröffentlichung an die Anbieter zur Kontrolle und Stellungnahme übermittelt. Redakteure bringen die Testergebnisse in eine lesbare Form. Eine Reihe von Verifizierern ist damit betraut, die Übereinstimmung der Veröffentlichungen mit den Testergebnissen zu überwachen. Neben objektiven Messungen und Erhebungen werden auch häufig subjektive Urteile von geeigneten Testpersonen in die Bewertung von Produkten einbezogen (Konsumentenbefragung).
Die mehr als 2.000 Produkte, welche jedes Jahr für die Tests gekauft werden, kommen, wenn sie das Testverfahren ohne Mängel überstanden haben, viermal jährlich in Berlin zur Versteigerung.
Bisher untersuchte die Stiftung in 4.557 Tests über 80.223 Produkte und dazu 1.477 Dienstleistungen (Stand: Dezember 2007).
Kritik
Gelegentlich wird argumentiert, dass die Ergebnisse der Stiftung Warentest nicht nachvollziehbar, sachlich falsch oder durch Lobbyismus geprägt seien. Diese kritischen Stimmen erlangen in der Regel wenig Gehör, da die Stiftung eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genießt, ihre Testmethoden ausführlich dokumentiert und keine finanziellen Abhängigkeiten (Werbeanzeigen) zu Herstellerfirmen bestehen.
Für den Verbraucher sind die Testberichte oft nur eingeschränkt verwertbar, weil das Angebot inzwischen sehr vielfältig ist, aber der jeweilige Testbericht nur einen sehr kleinen Produktbereich beschreiben kann. Viele gängige Produkte finden sich oft nicht im Test. Dieses grundsätzliche Problem ist nicht lösbar, aber die Stiftung Warentest macht sich angreifbar, da es nicht die Kriterien benennt, warum das eine oder andere marktgängige Produkt nicht im Test vertreten ist.
Oft sind die Produkte heute deutlich variantenreicher als früher, so dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird gute aufklärende Testberichte im üblichen Umfang von 3-5 Seiten abzubilden inklusive Tabellen und Fotos. Durch den beschränkten Seitenumfang kann beim Verbraucher der Eindruck entstehen, dass das Angebot übersichtlich ist. Im Geschäft hingegen wird der Verbraucher mit der nicht beschriebenen Angebotsvielfalt und Angebotskomplexität konfrontiert und ist wieder leicht beeinflussbar durch Verkaufstechniken. Die Stiftung Warentest erfüllt damit Ihre Funktion der besseren Vorbereitung des Verbrauchers auf die Kaufaufgabe nicht in dem Maße wie ursprünglich erhofft.
Organisation
Die Stiftung Warentest ist satzungsgemäß mit drei Organen ausgestattet und hat ihren Sitz in Berlin. Der Vorstand ist im Augenblick der Alleinvorstand Werner Brinkmann. Sein Vorgänger war bis 1994 Roland Hüttenrauch (1928–2006). Der Vorstand wird von einem siebenköpfigen Verwaltungsrat berufen und in seiner Tätigkeit überwacht. Vorstand und Verwaltungsrat werden vom 18-köpfigen Kuratorium in allen grundsätzlichen Fragen beraten. Die Stiftungsaufsicht liegt bei der Berliner Senatsverwaltung für Justiz.
Die Stiftung Warentest gliedert sich in die drei Bereiche Untersuchungen, Publikationen und Marketing, Leserservice und Vertrieb. Darüber hinaus gibt es die Abteilungen Presse, Internationales Sekretariat, Controlling und Finanzen, EDV und Innerer Dienst und Recht und Personal.
Bis zum 24. April 2008 hat die Stiftung Warentest die folgende Bild-/Wortmarke verwendet: Seit diesem Datum werden die Publikationen und die Logos für die Werbung mit Testergebnissen der Stiftung Warentest mit den folgenden einheitlichen Symbolen gekennzeichnet:[3]
Logos der Stiftung Warentest Testergebnisse auf der Website
Die Webseite der Stiftung Warentest enthält alle Testergebnisse der Stiftung zurückgehend bis Anfang 2000. Dazu aktuelle Meldungen (Rückrufaktionen zum Beispiel von Akkus, neue Gerichtsurteile, Produkte, Tarife und Angebote, Tests von Aktionsware), umfangreiche Online-Specials, interaktive Rechner und von 8 bis 10 Tests pro Monat eine kostenlose Kurzfassung mit Ergebnistabellen. Darüber hinaus existieren alle Tests im kostenpflichtigen Bereich in einer interaktiv aufbereiteten Form. So können Benutzer unter „Mein Urteil“ die Gewichtung der einzelnen Prüfpunkte nach ihren Bedürfnissen ändern und sich so einen „individuellen Testsieger“ ermitteln. Der Abruf dieser Detailergebnisse kostet in der Regel zwischen 50 Cent und 2 Euro, umfangreiche Produktdatenbanken (z. B. Digitalkameras oder Investmentfonds) kosten 5 Euro.
Bedeutung der Bewertungsnote
Die aus der Bewertung resultierende Zahl wird nach dem Schema Schulnoten in Deutschland einer Qualitätskategorie zugeordnet:
- 0,5–1,5: Sehr gut
- 1,6–2,5: Gut
- 2,6–3,5: Befriedigend
- 3,6–4,5: Ausreichend
- 4,6–5,5: Mangelhaft
Mitarbeit bei anderen Institutionen
Internationale Gemeinschaftstests werden in der Regel mit der Dachorganisation International Consumers Research and Testing (ICRT) in London und meist unter der Federführung der Stiftung Warentest durchgeführt. Zu den größten Partnerorganisationen gehören neben der Stiftung Warentest:
- Consumers Union in Yonkers, Vereinigte Staaten von Amerika
- Which? in London, Großbritannien
- Consumentenbond in Den Haag, Niederlande
- Union Fédérale des Consommateurs in Paris, Frankreich
- Test Achats / EuroConsumer in Brüssel, Belgien
Die Stiftung Warentest kooperiert weiterhin mit den folgenden Organisationen:
- Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC), Brüssel
- Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Berlin
- Consumers International (CI)
- Stiftung Verbraucherzentralen für unabhängige Qualitätsprüfungen beim Russischen Verbraucherverband
- Deutsches Institut für Normung (DIN), Berlin
- Deutsche Kommission für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (DKE), Frankfurt am Main
- Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission
- Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- Versicherungsombudsmann
- Europäische Agentur für Netz-und Informationssicherheit (ENISA), Kreta
- RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, Sankt Augustin
- Umweltbundesamt (UBA), Dessau
- Verein für Konsumenteninformation (VKI), Wien
Literatur
- 40 Jahre Stiftung Warentest, Dezember 2004, Berlin
- Jahresbericht 2006, Stiftung Warentest, Berlin
- Stiftung Warentest − Ein Rückblick 1964-2002, Dr. Hans-Dieter Lösenbeck, ISBN 3-931908-76-3
- G. Silberer & H. Raffée (Hg.): Warentest und Konsument. Frankfurt/New York: Campus, 1984.
Weblinks
- Onlinepräsenz der Stiftung Warentest
- „Die Qualität ist wichtiger als der Preis“, Tagesspiegel, 15. Dezember 2006, Interview mit Stiftungsvorstand Dr. Brinkmann
- „Der Chef-Prüfer mit Nerven wie Drahtseile“, Hamburger Abendblatt, 8. Mai 2006, Porträt der Stiftung (über die spektakulärsten Tests, Auseinandersetzungen mit der Industrie und Anekdoten aus der Geschichte)
- Artikel über das richtige und falsche Werben mit Testergebnissen bei aufrecht.de
Einzelnachweise
- ↑ Zur Diskussion um die Testung von Schulbüchern vgl. auch Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 60, 2009, Heft 1, zum Thema Schulbücher – Analyse und Kritik, besonders S. 32–44 (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/zeitschriften/id=19&ausgabe=4551 Inhalt).
- ↑ Andrea Exler: "Krieg zwischen Stiftung Warentest und Öko-Test." Auf: www.welt.de. 30. Mai 2007.
- ↑ Neues Corporate Design der Stiftung Warentest – Veränderte Bedingungen für die Werbung mit Testergebnissen. Auf: test.de.
Wikimedia Foundation.