Finanztest

Finanztest
Finanztest
Fachgebiet Verbraucheraufklärung im Bereich Finanzdienstleistungen
Sprache deutsch
Verlag Stiftung Warentest, Berlin (Deutschland)
Erstausgabe 1991
Erscheinungsweise monatlich
Verkaufte Auflage 251.000[1] Exemplare
Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen
Weblink www.finanztest.de
ISSN 0939-1614

Die Zeitschrift Finanztest (früher FINANZtest) ist ein Verbrauchermagazin. Das Heft ist neben der Zeitschrift test die zweite große Publikation der Stiftung Warentest.

Inhaltsverzeichnis

Daten zu Finanztest

Finanztest existiert seit 1991. Die Zeitschrift erscheint seit 1997 monatlich, derzeit in einer durchschnittlichen verkauften Auflage von 251.000 Exemplaren. Davon werden rund 205.000 Exemplare an Abonnenten geliefert und rund 46.000 am Kiosk verkauft.[1] Die Publikation ist anzeigenfrei, um ihre Unabhängigkeit von den Anbietern zu gewährleisten.

Chefredakteur der Zeitschrift ist seit 1999 Hermann-Josef Tenhagen. Die Zeitschrift Finanztest gliedert sich in fünf Themenblöcke: Recht und Leben, Geldanlage und Altersvorsorge, Bauen und Wohnen, Steuern, Gesundheit und Versicherungen. Sie veröffentlicht Tests von Finanzdienstleistungen wie Versicherungen, Geldanlageprodukten und Krediten und gibt Rat zu steuerlichen und rechtlichen Fragen. Ein Serviceteil vergleicht Monat für Monat verzinste Sparangebote, Aktien und Investmentfonds, außerdem Kredite, etwa zur Immobilienfinanzierung und für den Autokauf.

In der Pressemitteilung der Stiftung Warentest zum 20-jährigen Jubiläum von Finanztest heißt es, die Zeitschrift „hat es in dieser Zeit zum erfolgreichsten deutschen Wirtschaftsmagazin gebracht“.[2] Die verkaufte monatliche Auflage von durchschnittlich 250.000 Exemplaren wird laut einer Analyse des Instituts für Demoskopie Allensbach jeden Monat von 1,3 Millionen Menschen gelesen.

Trotz seiner hohen Auflage fehlt das Magazin in vielen Listen der meistverkauften Wirtschaftsmagazine. Sie stützen sich auf Daten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern IVW.[3] Die IVW erfasst nur Publikationen, die als Werbeträger dienen. Die Zeitschrift Finanztest gehört nicht dazu, weil sie anzeigenfrei ist.

Zusätzlich zum Monatsmagazin veröffentlicht Finanztest mehrmals im Jahr unter der Marke Finanztest Spezial Sonderhefte, im Jahr 2010 zum Beispiel Spezial Steuern 2010, Spezial Eigenheim, Spezial Selbstständige und Spezial Riester-Rente. Im Dezember erscheint jedes Jahr das Finanztest-Jahrbuch mit Kurzversionen der Tests und Themen des Jahres, zuletzt das Finanztest Jahrbuch 2010. Alle Tests und Berichte können auch online – zum Teil kostenpflichtig – abgerufen werden.[4] Dort bietet Finanztest im Rahmen sogenannter Produktfinder auch ständig aktualisierte Daten für Investmentfonds und gesetzliche Krankenkassen an.

Arbeitsweise und Wirkung

Die Daten und Testurteile, die in Finanztest veröffentlicht werden, gehen auf die Arbeit von Wissenschaftlern aus dem eigenen Hause zurück. Die Tester untersuchen die Finanz- und Versicherungsangebote mit wissenschaftlichen Methoden.[5] Ob Autoversicherung, Riester-Rente oder Investmentfonds – im Jahr 2009 erschienen 83 Untersuchungen von Finanzdienstleistungen in Finanztest, deutlich mehr als im Vorjahr (65).[6]

Da immer wieder Unternehmen nicht getestet werden wollen und deshalb die Auskunft verweigern, geht die Stiftung Warentest bei ihren Untersuchungen für Finanztest seit 1997 neue Wege, die sie weniger abhängig von den untersuchten Firmen machen. Die Wissenschaftler werten zum Beispiel auch Geschäftsberichte und Datenbanken aus, greifen auf private Informationsanbieter zurück und setzen freie Mitarbeiter als Testkunden ein.[7]

Geschulte Tester werden speziell auch für viele Tests von Dienstleistungen eingesetzt. Im Jahr 2010 testete Finanztest mit ihrer Hilfe zum Beispiel die Anlageberatung der Banken und den Service der gesetzlichen Krankenkassen (Finanztest 8/2010 und 9/2010). Im Jahr 2009 waren Testkunden unterwegs, um Gebühren beim Geldabheben im Ausland zu erfassen und um die Qualität von Versicherungsvermittlern zu testen.[8]

Die Tests zeigen Wirkung auf Anbieter und Politik. „Bei Finanzdienstleistungen sind verbraucherunfreundliche Produkte wie einige Tarife privater Krankenversicherer nach schlechten Noten vom Markt verschwunden und die Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen haben nach wiederholter Kritik kundenfreundlichere Bedingungen für den Abschluss einer Versicherung akzeptiert“, berichtete der Vorstand der Stiftung Warentest, Werner Brinkmann, in der Pressekonferenz zum Jubiläum 40 Jahre Stiftung Warentest am 3. Dezember 2004.[9]

Im Dezember 2010 kündigte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner an, dass sie verdeckte staatliche Ermittler zur Bankenkontrolle einsetzen will. Vorangegangen waren diesem Schritt mehrere Untersuchungen in Finanztest, in denen die Stiftung Warentest verdeckte Testkunden in Anlageberatungen bei Banken geschickt hatte.[10]

Werbung mit Testergebnissen

Anbieter von Produkten dürfen mit den Testurteilen und den Logos der Stiftung Warentest werben,[11] wenn sie die Nutzungsbedingungen der Stiftung Warentest beachten.[12] Sie zahlen dafür eine einmalige Bearbeitungsgebühr. Da diese Logos eine große Werbewirkung haben, werden sie von manchen Anbietern missbräuchlich verwendet.[13]

Riester-Rente – Fehler und Folgen

2002 hatte die Stiftung Warentest Versicherungsangebote für die Riester-Rente falsch berechnet und in Finanztest veröffentlicht. Daraufhin wurde die Auflage zurückgezogen, der Test wiederholt und mit korrekten Ergebnissen in der Folgeauflage erneut veröffentlicht. Die korrekten Ergebnisse wurden zudem kostenlos im Netz zur Verfügung gestellt. Es war das erste Mal in der damals fast 40-jährigen Geschichte der Stiftung Warentest, dass eine ihrer Zeitschriften mit Testergebnissen zurückgezogen werden musste.

Hermann-Josef Tenhagen als Chef der Redaktion entschuldigte sich öffentlich für den Fehler.[14][15] Das Folgeheft mit den korrigierten Informationen war mit über 100.000 am Kiosk verkauften Exemplaren der bestverkaufte Titel im Jahr 2002.[16]

Seit 2005 veröffentlicht Finanztest Jahr für Jahr aktuelle Tests zu Riester-Rentenversicherungen, Riester-Fondssparplänen und Riester-Banksparplänen. Seit Einführung der Wohn-Riester-Förderung testen die Finanzexperten der Stiftung Warentest auch Riester-Darlehen und Riester-Bausparverträge für Finanztest.[17]

Im Jahr 2007 verkaufte sich das Dezember-Heft von Finanztest zur Riester-Rentenversicherung fast 100.000 Mal am Kiosk.[18] Unter allen Tests von Finanzdienstleistungen sorgte dieser Test im Jahr 2007 für die größte Resonanz, denn die Untersuchung zeigte, dass die Höhe der späteren Rente stark von der Qualität des Angebotes abhängt.[19]

Einzelnachweise

  1. a b test.de – Auflagenzahlen Finanztest, aufgerufen am 19. September 2010.
  2. 20 Jahre Finanztest, Erfolgstitel feiert Jubiläum, Pressemitteilung der Stiftung Warentest vom 13. Dezember 2010.
  3. Verkaufte Auflage der Wirtschaftsmagazine in Deutschland im 4. Quartal 2009 (online)
  4. test.de.
  5. Wer steckt hinter 'Finanztest'? (online).
  6. Jahresbericht 2009 der Stiftung Warentest, Seite 28.
  7. Versicherer boykottieren Stiftung Warentest, Berliner Morgenpost, 15. Februar 1997, Seite 21 und Gefürchtete Tester, Berliner Morgenpost, 15. Februar 1997, Seite 2.
  8. Jahresbericht 2009, Stiftung Warentest.
  9. Pressekonferenz: 40 Jahre Stiftung Warentest, Werner Brinkmann, Vorstand der Stiftung Warentest, 3. Dezember 2004.
  10. Verdeckte Ermittler sollen Banken testen, Die Welt, 28. Dezember 2010, Seite 9; Miese Noten für die Banken, Münchner Merkur, 28. Dezember 2010, Seite 2.
  11. test.de – Werbung, aufgerufen am 19. September 2010.
  12. test.de – Nutzungsbedingungen, aufgerufen am 19. September 2010.
  13. test.de – Missbrauch, aufgerufen am 19. September 2010.
  14. An der Riester-Rente gescheitert – Stiftung Warentest verrechnet sich, in Hamburger Morgenpost, 28. August 2002.
  15. Stiftung Warentest zieht „Finanztest“-Heft zurück, bei welt.de, 27. August 2002.
  16. Hardy Prothmann: Gewinn-Kurs, Wirtschaftsjournalist 06/2002, Seite 30.
  17. Alle Riester-Sparformen im Vergleich (online).
  18. Stiftung Riester-Test, Süddeutsche Zeitung, 30. Mai 2008.
  19. Jahrespressekonferenz der Stiftung Warentest am 29. Mai 2008, Rede des Vorstands Dr. Werner Brinkmann.

Weblinks


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