Wehrturm Lehrensteinsfeld

Wehrturm Lehrensteinsfeld
Wehrturm in Lehrensteinsfeld

Der Wehrturm in Lehrensteinsfeld im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg ist das älteste Gebäude und Wahrzeichen des Ortes. Er wurde 1466 als Wehrturm erbaut und war später Turmchor und Kirchturm der 1969 abgerissenen alten Laurentiuskirche. Unter dem Turm befand sich eine Gruft der Herren von Schmidberg. Der Fachwerkaufbau des Turms wurde 1998 abgetragen und 2005/2006 in veränderter Form wieder aufgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1463 wurde der Bau eines Wehrturms im Ortsteil Steinsfeld von den dortigen Bürgern beim Kloster Schöntal beantragt. Dem Antrag wurde stattgegeben, und der Turm wurde 1466 errichtet. Vermutlich war der Turm bereits von Anbeginn auch als Kapelle konzipiert, diente außer Wehrzwecken also auch sakralen Zwecken. Wann ein Kirchenschiff ergänzt wurde, ist unbekannt. Das Turmuntergeschoss war der Chor der Kirche. 1493 wurde eine dem Hl. Laurentius geweihte Glocke gegossen und im Turm aufgehängt. 1632 und 1650 folgten weitere Glocken. Unter dem Turm wurde eine Gruft der Ortsherrschaft (Herren von Schmidberg 1649 bis 1777) angelegt.

1698 wurde der Turmaufbau erneuert und 1700 eine Kirchenorgel vom Chorherrenstift Öhringen erworben. 1702 wurde das Kirchenschiff vollständig erneuert, wobei man auch den Chorbogen vergrößerte, der die Jahreszahl des Umbaus trägt. Im Zuge der Erneuerung der Kirche um 1700 wurde auch die gesamte Innenausstattung erneuert. Die Baukosten wurden unter der Ortsherrschaft, d.h. den Herren von Schmidberg und dem Kloster Schöntal, und der Bürgerschaft aufgeteilt. Der nach 1700 belegte Verkauf von Kirchenstühlen war wohl den hohen Baukosten geschuldet.

1830 wurde die Kirche renoviert. Die Schmidbergsche Gruft war eingebrochen und teilweise mit Wasser vollgelaufen. Man hat die vorgefundenen Gebeine, darunter die des Ludwig von Schmidberg (1594–1657), wieder in die Gräber gelegt und die Gruft danach mit Erde verfüllt. Eine aufgefundene silberne herzförmige Kapsel, in der das Herz von Johann Friedrich Carl von Schmidberg (1759–1777) bestattet worden war, wurde von der Gemeinde verkauft, wofür sie einen Verweis von der württembergischen Regierung erhielt.

Die Glocke von 1493 zersprang beim Abendläuten am 26. Februar 1900. Daraufhin wurden alle drei Glocken umgegossen. Die mittlere und die kleine Glocke wurden jedoch 1917 zur kriegsbedingten Einschmelzung abgeliefert. Nachdem man 1920 neue Glocken beschafft hatte, mussten die beiden größten Glocken 1942 abermals abgeliefert werden. Das Geläut wurde 1949 wieder vervollständigt.

1893 begann man mit der Sammlung von Geldmitteln zur Renovierung der Kirche. Allerdings entschloss man sich wenig später zu einem Kirchenneubau an anderer Stelle, in den die gesammelten Gelder flossen. Am 7. Juli 1902 erfolgte der erste Spatenstich für die neue Christuskirche, die am 29. August 1903 eingeweiht wurde. Die alte Laurentiuskirche wurde nicht mehr renoviert und zu verschiedenen Zwecken genutzt, unter anderem als Turnhalle. 1963 bot man die baufällige Kirche unentgeltlich dem Kirchenbezirk Weinsberg an, der dort ein Jugendheim errichten wollte, wegen der hohen Umbaukosten jedoch das Angebot abschlug. Da sich kein weiterer Interessent zur Sanierung des Gebäudes fand, wurde das Kirchenschiff 1969 abgerissen. Der Wehrturm blieb erhalten und wurde um 1971 renoviert, jedoch musste sein Fachwerkaufbau im Jahr 1998 wegen Baufälligkeit ebenfalls abgetragen werden. Nachdem einige Jahre nur noch der Turmsockel stand, wurde der Turmaufbau in den Jahren 2005/2006 in veränderter Form rekonstruiert.

Das Grabmal Ludwig von Schmidbergs, das sein Wappen und das seiner Ehefrau Maria Magdalena von Mentzingen zeigt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ins Lapidarium des Historischen Museums in Heilbronn gegeben und nach dem Zweiten Weltkrieg in der Heilbronner Kilianskirche aufgestellt, soll aber 2010 als Dauerleihgabe wieder im Lehrensteinsfelder Wehrturm aufgestellt werden.[1]

Einzelnachweise

  1. Friedhelm Römer: Ein Denkmal kehrt zurück. In: Heilbronner Stimme. 5. August 2010 (bei stimme.de, abgerufen am 5. August 2010).

Literatur

  • W. Sailer: Gemeinde Lehrensteinsfeld Ortschronik, Lehrensteinsfeld 1954/1971

Weblinks

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