Weil-Krankheit

Weil-Krankheit
Klassifikation nach ICD-10
A27.0 Leptospirosis icterohaemorrhagica (Weil-Krankheit)
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Leptospirosen in der Dunkelfeld-Mikroskopie

Die Weil-Krankheit, auch Morbus Weil oder Weilsche Krankheit (nach dem deutschen Mediziner Adolf Weil) genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch bakterielle Erreger aus der Gruppe der Spirochaeten verursacht wird. Bei den Erregern handelt es sich um Leptospira Species, in Westeuropa vor allem Leptospira interrogans. Damit gehört die Weil-Krankheit zu den Leptospirosen.

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

In Deutschland werden 15 bis 20 Fälle pro Jahr gemeldet. Die Leptospirose tritt in Europa vor allem bei Personen auf, die mit Medien in Kontakt kommen, welche durch den Urin von Ratten kontaminiert sind, allerdings gelten auch Schweine oder Hunde als Erregerreservoir. Der Infektionsweg erfolgt über Aufnahme von kontaminierten Medien, wie verunreinigtes Abwasser oder Erdreich, über die aufgeweichte oder nicht intakte Haut oder über die Schleimhaut. Möglich ist auch eine aerogene Aufnahme, d. h., eine Aufnahme über die Atemwege. Die Inkubationszeit beträgt 7 bis 12 Tage. Gefährdete Berufsgruppen sind u. a. Beschäftigte im Bereich der Abwassertechnik und im Forst sowie Personen, die mit der Bekämpfung von Nagetieren beschäftigt sind. Für diese Berufe ist der Morbus Weil als Berufserkrankung anerkannt. Der Nachweis einer Leptospirose ist in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf ist typischerweise in zwei Phasen unterteilt, wobei sich der Verlauf je nach Abwehrlage und Serotyp des Erregers sehr unterscheiden kann. Die erste Phase beginnt mit schlagartig einsetzendem hohen Fieber und unspezifischen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, die leicht mit grippalen Infekten zu verwechseln sind. Bei ausbleibender Therapie und begünstigt durch den Serotyp L. icterohaemorrhagica kann es nach kurzer Entfieberung in der zweiten Phase, dem sogenannten Immunstadium, zu schwerwiegenden Organkomplikationen kommen. Teils durch den Erreger selbst, teils durch Immunreaktionen treten Gelbsucht, Hirnhautentzündung, Nieren- oder Herzentzündungen auf (das ursprünglich als M. Weil bezeichnete Krankheitsbild). Die Letalität beträgt bis zu 10 %.

Diagnose

Der Nachweis des Erregers gelingt in der ersten Phase im aus dem Blut oder dem Liquor cerebrospinalis, in der zweiten Phase nur schwer, bei Nierenbefall z. B. aus dem Urin. Der Nachweis von Antikörpern gelingt meist erst in der zweiten Phase. Die Erkrankung kann unbehandelt, besonders in ihrer schweren hämorrhagischen Verlaufsform, im Gegensatz zu anderen Leptospirosen tödlich ausgehen. Da sie sehr selten auftritt, sollte der behandelnde Arzt auf einen möglichen Verdacht hingewiesen werden. Der Verdacht sollte mit dem Hinweis auf Arbeiten im Abwasser oder der Bodensanierung begründet werden.

Therapie

Die Erkrankung kann und muss in der Anfangsphase durch hochdosierte Antibiotika (z. B. Penicillin G oder Cephalosporine der 3. Generation) mit sehr guten Erfolgsaussichten behandelt werden. Die Therapie sollte auch bei Verdacht bereits begonnen werden. Da in der zweiten Phase Immunreaktionen eine entscheidende Rolle in der Pathogenese spielen, ist eine Antibiotikatherapie nicht mehr wirksam, die Therapie muss symptomatisch erfolgen.

Prävention

Die Weil-Krankheit wird nach der WHO-Klassifikation in die Risikogruppe zwei eingestuft. Das bedeutet, dass durch die Erreger eine Krankheit beim Menschen hervorgerufen werden kann; eine Verbreitung des Agens in der Bevölkerung ist jedoch unwahrscheinlich; eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung ist normalerweise möglich.

  • Die Allgemeinbevölkerung kann durch konsequente Rattenbekämpfung geschützt werden, meist mit Fraßködern, die als Wirkstoff Cumarinderivate enthalten.
  • Küchenabfälle und andere organische Abfälle, die als „Rattennahrung“ in Betracht kommen, sollten nicht offen gelagert, nicht über die Toilette oder in der Landschaft entsorgt werden.
  • Vermeidung von Haut-, Augen- und Schleimhautkontakt mit Abwasser, kontaminierten Böden oder Pfützen, die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung (Schutzhandschuhe und Wathosen im Abwasser)
  • Hygienische Maßnahmen nach der Arbeit im Abwasserbereich, bei der Nagetierbekämpfung (insbesondere bei der Entleerung von Fallen oder bei Umgang mit Köderstationen) oder bei der Bodensanierung.

Quellen

  • Herold, Gerd: Innere Medizin, Köln 2003
  • Mediscript Innere Medizin, Elsevier, München 2007
  • Hahn, Falke, Kaufmann: Medizinische Mikrobiologie, 5. Auflage, Springer, Berlin 2004


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