Wellie

Wellie
Wellie
Flecken Steyerberg
Wappen von Wellie
Koordinaten: 52° 35′ N, 9° 5′ O52.5766666666679.0766666666667Koordinaten: 52° 34′ 36″ N, 9° 4′ 36″ O
Einwohner: 498 (2008)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 31595
Vorwahl: 05023

Das Dorf Wellie wurde 1208 erstmals urkundlich erwähnt und feierte im Jahre 2008 sein 800-jähriges Bestehen. Wellie hat zurzeit ca. 500 Einwohner und gehört seit 1974 neben sieben anderen Orten zum Flecken Steyerberg im Landkreis Nienburg/Weser.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In den 1940er und 1950er Jahren wurden Siedlungsspuren im Bereich der Ziegeleien und der Marsch gefunden, die bis in die Eisenzeit (450–30/15 v. Chr.) zurückreichen. Im Bereich der Kieskuhle hinter der ehemaligen Ziegelei Wittenberg wurden sogar Urnen aus der Zeit von 4100 bis 2000 v. Chr. gefunden.

Die ersten Urkunden gibt es ab 1208, als der Mindener Bischof den Kloster Nendorf und später auch dem Kloster Schinna den Zehnten über verschiedene Höfe in Wellie überließ. Der Bereich der Mittelweser war zu jener Zeit zwischen den Mindener Bischof und dem aufkommenden Geschlecht der Grafen von Hoya umstritten. Im Jahre 1335 drangen die Hoyaer Grafen durch die Zerstörung der Mindener Wasserburg Novum Castrum (Neues Haus, zwischen Liebenau und Wellie) über die Aue bis in den Bereich des späteren Stolzenau vor. Von da ab an gehörte Wellie bis zum Aussterben der Hoyaer Grafen im Jahre 1582 zur Grafschaft Hoya. In einer Steuerliste aus dem Jahre 1521 sind zum ersten Mal zwanzig Wellier Höfe aufgeführt. Diese Zahl veränderte sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kaum. Aus dem Jahr 1613 gibt es sogar im Stolzenauer Lagerbuch eine genaue Beschreibung der Höfe. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Wellie von kaiserlichen Truppen während der Belagerung von Nienburg gebrandschatzt, drei Höfe die bis dahin auf dem Vorbömen zwischen Wellie und Steyerberg lagen, wurden niedergebrannt und siedelten sich dann im Wellier Ortskern an.

Zur damaligen Zeit gehörte Wellie zum Amt Stolzenau, ab 1885 zum Kreis Stolzenau, jedoch kirchlich immer zu Liebenau. Die jetzige Kapelle wurde im Jahre 1575 aus Fachwerk erbaut, das Ende des 19. Jahrhunderts durch massive Klinkerwände ersetzt wurde.

Nachdem die Welfen 1582 die Grafschaft Hoya übernommen hatten, gehörte Wellie von 1810 bis 1814 durch die napoleonischen Kriege sogar zum Kaiserreich Frankreich. Nach der Befreiung im Jahre 1815 kam es im aufgewerteten Königreich Hannover (vorher Kurfürstentum) langsam zur Bauernbefreiung. Die Hofbesitzer konnten sich von der Lehnsherrschaft freikaufen. Auch wuchs die Größe des Dorfes. Hatte Wellie im Jahre 1810 258 Einwohner und bestand aus 23 Höfen waren es Ende des Jahrhunderts 359 Einwohner und bestand aus 60 Höfen und Häusern. Viele sogenannte Häuslinge, die mit ihren Familien vorher auf den Höfen der Bauern mitlebten, hatten sich mit kleinen Anbauernstellen eine eigene Existenz aufgebaut.

Ab den 1860er Jahren begannt der Bauer Sander mit dem Betrieb einer Ziegelei auf dem Steinacker. Sie wurde von einem lippischen Ziegelmeister mit seinen Arbeitern in den Sommermonaten betrieben. 1896 wechselte diese Ziegelei dann in den Besitz von August Albert über. Bis zum heutigen Tage werden Ziegelsteine auf der Ziegelei Albert, die heute zur AKA-Ziegelgruppe gehört, gefertigt. 1903 eröffnete der Bauer Spellerberg ebenfalls eine Ziegelei auf dem Steinacker, die 1928 in den Besitz von August Graue, Kreuzkamp wechselte und ab 1949 vom Ehepaar Ilse und Hermann Wittenberg betrieben wurde. Ende 1990er Jahre erwarb die AKA Ziegelgruppe auch die Ziegelei Wittenberg, die diesen Produktionsstandort aber im 2004 schloss. In der Zwischenzeit haben sich aber drei neue Unternehmen auf den Gelände angesiedelt.

Hatte vor dem Dreißigjährigen Krieg der Brinksitzer Meyer und später der Kötner Wehrenberg das Krugrecht in Wellie, kam es im Jahre 1865 in den Besitz der Familie Freese, die den Freesenhof bis heute in der sechsten Generation betreibt. Daneben gab es von 1875 bis vor kurzem das Gasthaus Hormann. Als Einzelhandelsgeschäfte stand am Ende des 19. Jahrhunderts Leymann und Imkenberg zur Verfügung, bevor sie um 1960 von den Geschäften Röher und Thielker abgelöst wurden. Seit 1989 gibt es keine Einkaufsmöglichkeit mehr in Wellie. Wellie ist aber über die Buslinie 10 der Verkehrsgemeinschaft Nienburg mit Steyerberg und der Kreisstadt Nienburg werktags im Stundentakt verbunden, des Weiteren mit der Buslinie 15 mit Stolzenau.

Im Jahr 1916 bekam Wellie als eines der ersten Dörfer elektrisches Licht. Im Ersten Weltkrieg fielen zwanzig Wellier und im Zweiten Weltkrieg achtzehn. In der Nachkriegszeit stieg die Einwohnerzahl durch die Flüchtlinge dramatisch an und erreichte im Jahr 1950 ihren Höchststand mit 693 Einwohnern.

Heute hat Wellie ca. 498 Einwohner.

Vereine

Als Vereine gibt es seit 1883 die Kyffhäuser Kameradschaft, seit 1920 der Turnverein Wellie , seit 1935 die Freiwillige Feuerwehr und weiterhin noch einen DRK Ortsverein, die Landjugend und den Bogenschützenverein ARGUS. Nach der 800 Jahr Feier Wellies im Jahre 2008 wurde der Verein Dorfgemeinschaft Wellie gegründet.

Bildung

Von 1750 ab an wurden die Wellier Schüler in der eigenen Schule, bis 1938 neben der Kapelle und dann in dem Neubau gegenüber dem Gasthaus Freese unterrichtet. 12 Schulmeister unterrichteten die Wellie Kinder bis Ende der 1960er Jahre. Seitdem besuchen sie die Waldschule Steyerberg bzw. die weiterführenden Schulen in Stolzenau.

Kultur

Seit mindestens 1575 wird im Wellie am ersten Sonntag nach Michaelis (29. September) die Kirmes gefeiert. Waren früher der Sonntag und der Montag die Kirmestage, ist es seit gut zehn Jahren der Sonnabend und Sonntag. Neben der Hausandacht auf einen der ersten zwanzig Höfe, stehen beim Freesenhof (früher abwechselnd mit Gasthaus Hormann) Fahrgeschäfte, sowie Schieß- und Süßigkeitsbuden. Lange Tradition ist auch das Schlagballspiel der Wellier Jugend am Karfreitag.

Politik

Die Interessen des Dorfes vertritt ein fünfköpfiger Ortsrat, seit der letzten Kommunalwahl im Jahr 2006 bestehend aus

  • Uwe Müller, SPD, Ortsbürgermeister
  • Mario Henniger, SPD
  • Ralf Bemmann, SPD
  • Andreas Meyer, CDU, stellv. Ortsbürgermeister
  • Karl-Heinz Bade, CDU
  • Die zuständige Gemeindeverwaltung ist die des Fleckens Steyerberg.

Weblinks


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