Grafen von Hoya

Grafen von Hoya

Die Grafschaft Hoya war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis vorwiegend westlich der Mittelweser. Nach ihr wurde der frühere gleichnamige Landkreis und die heutige Samtgemeinde benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Herkunft der Grafen von Hoya ist nur sagenhaft überliefert. Für sie gibt es mehrere Varianten. Deren Kern ist, daß ein adliger Räuber durch Friesen - vielleicht auch selbst friesischer Herkunft - aus dem Raum zwischen Oldenburg und dem heutigen Wilhelmshaven vertrieben wurde und weiter südlich mit reicher Beute einen neuen Stammsitz zu errichten suchte, wobei er in Konflikte mit dem Bischof von Verden und dem Grafen von Wunstorf geriet. Letztlich konnte er sich auf einer Weserinsel mit seiner neu errichteten Burg Hoya festsetzen.

Urkundlich ist als erster Graf von Hoya 1202 ein Heinrich im Gefolge des Erzbischofs Hartwig II. von Bremen nachweisbar. Er führte 1215, 1219 und 1220 in seinen Siegeln zwar die beiden Bärentatzen der späteren Grafen von Hoya, aber mit der Inschrift SIGILLVM HENRICI DE STVMPENHVS. Die Überlieferungen lassen vermuten, daß sein Vater nicht zu den ab 1091 bezeugten Edelherren und Grafen von Stumpenhausen, die ihre Burg bei Wietzen hatten, gehörte, sondern seine Mutter eine Schwester des Grafen Widekind von Stumpenhausen (zuletzt 1180 bezeugt) war. Eventuell war Graf Heinrichs I. von Hoya Vater derjenige, welcher in der Chronik des Stifts Bücken nur „der Friese“ genannt wird, und die Hoya auf der Weserinsel errichtete.

Um 1205 wurden die Herren von Hodenberg, Schutzvögte des Stifts Bücken, durch den Graf von Hoya, mit dem sie angeblich verwandt waren, verdrängt. 1215 erfolgte der Kauf der Freigrafschaft Nienburg. Das war Auslöser für jahrhundertelange Auseinandersetzungen mit dem Bistum Minden, das sein Territorium bedroht sah. Dennoch weiteten die Grafen von Hoya ihr Gebiet über Liebenau, Steyerberg, Stolzenau, Uchte und Diepenau weiter nach Süden aus. 1338 kauften sie die Grafschaft Altbruchhausen, worauf etwas später der Erwerb der Grafschaft Neubruchhausen folgte. Zeitweise gehörten zur Grafschaft Hoya auch Thedinghausen, Wildeshausen und sogar das Kloster Loccum. In seiner größten Ausdehnung reichte das Territorium der Grafschaft von Bremen im Norden bis zum Hochstift Minden im Süden, von den Grafschaften Oldenburg und Diepholz im Westen bis zur Weser im Osten. Es umfasste somit fast die gesamte Mittelweserregion und eine Fläche von 2250 km² - etwa so groß wie das heutige Saarland.

1345 wurde die Grafschaft zwischen zwei Grafenbrüdern in die obere Grafschaft (Nienburger Linie) und die untere Grafschaft (Hoyaer Linie) geteilt. Zur Unterscheidung nannten sich die Herren der Obergrafschaft "Graf von Hoya" und der Herr der Niedergrafschaft "Graf von Hoya und Bruchhausen". Die Grafschaft wurde gemeinsam regiert und wichtige Entscheidungen zusammen getroffen. 1497 starb die Hoyaer Linie aus und fiel an Nienburg.

Anfang des 16. Jahrhunderts begann der Niedergang der Grafschaft. Die Grafen von Hoya waren - hauptsächlich durch ihre militärischen Unternehmungen - hoch verschuldet. Des Weiteren wurden sie von ihren mächtigen Nachbarn, den Herzögen zu Braunschweig-Lüneburg, bedrängt. Im Jahr 1512 wurde die Grafschaft von den Welfenherzögen besetzt und die Grafenfamilie fand bei ihrer ostfriesischen Verwandtschaft Zuflucht. 1519 durften die Grafen zurückkehren und ihre Grafschaft wieder in Besitz nehmen. Dafür musste eine hohe Summe gezahlt und die Grafschaft von den benachbarten Herzögen zum Lehen genommen werden.

Schon 1523 bekannte sich Graf Jobst II. Hoya zu den Lehren Luthers, der 1525 den Reformator Adrian Buxschott nach Nienburg schickte.

Am 25. Februar 1582 starb der letzte Graf von Hoya, Otto VIII., auf dem Schloss Hoya, dem Stammsitz der Familie. Die Grafschaft Hoya wurde unter den welfischen Linien aufgeteilt. Diese waren später auch als Kurfürsten und Könige von Hannover Landesherren der Grafschaft Hoya. 1866 fiel die Grafschaft mit Hannover an Preußen. Seit 1946 ist die Grafschaft Hoya niedersächsisch.

1932 bis 1977 existierte der Landkreis Grafschaft Hoya mit Sitz in Syke. Die Samtgemeinde Hoya benannte sich 1979 in "Samtgemeinde Grafschaft Hoya" um, somit ist eine Beziehung zu der ehemaligen Grafschaft hergestellt worden.

Grafen von Hoya

Regierungszeiten der Grafen

  • Alte Linie 1202-1345
    • 1202-1235 Heinrich I.
    • 1235-1290 Heinrich II.
    • 1290-1324 Otto II.
    • 1324-1345 Gerhard III. und Johann II.
  • Hoyaer Linie 1345-1497 (Niedergrafschaft)
    • 1345-1383 Gerhard III.
    • 1383-1428 Otto III.
    • 1428-1451 Otto V.
    • 1451-1497 Otto VII. und 1457-1503 Friedrich (gemeinschaftlich)
  • Nienburger Linie 1345-1582 (Obergrafschaft)
    • 1345-1377 Johann II.
    • 1377-1426 Erich I.
    • 1426-1466 Johann V.
    • 1466-1507 Jobst I.
    • 1507-1545 Jobst II.
    • 1545-1563 Albrecht II.
    • 1563-1575 Erich V.
    • 1575-1582 Otto VIII.

Grafen auf Bischofsstühlen

  • Bistum Minden
    • 1253-1261 Wittekind von Hoya
    • 1397-1398 Gerhard von Hoya
    • 1436-1473 Albrecht von Hoya
  • Erzbistum Bremen
    • 1442-1463 Gerhard von Hoya

Weitere Persönlichkeiten aus dem Grafenhaus

  • Hadewig von Hoya, 1363-165 Äbtissin in Bassum
  • Katharina von Hoya, Äbtissin in Wienhausen 1412-1474
  • Mechthild von Hoya, 1452-1467 Äbtissin in Wunstorf
  • Margarethe von Hoya, 1541-1549 Äbtissin in Bassum
  • Anna von Hoya, 1549-1584 Äbtissin in Bassum
  • Johann VII. von Hoya, seit 1530 Statthalter von Wyborg. Verheiratet mit Margareta Wasa, der Schwester von Gustav Wasa.

Grafschaft Hoya

Zur Grafschaft Hoya gehörten im wesentlichen folgende Schlösser, Burgen und Klöster. Die Schlösser und Burgen dienten gleichzeitig als Verwaltungssitz eines Amtes.

Schlösser und Burgen

Klöster

  • Stift Bücken
  • Stift Bassum
  • Kloster Schinna
  • Kloster Nendorf
  • Kloster Heiligenberg
  • Kloster Heiligenrode

Münzen

Historische Zeugnisse ihres Wirkens sind die Münzen, die uns die Grafen von Hoya hinterlassen haben. Ihr Land war zu klein, um eine eigene Währung einzuführen. Sie haben darum Münzen benachbarter Münzstände nachgeahmt.

Zuerst lassen die Grafen ab etwa 1230 Hohlpfennige prägen, die denen der Stadt Hamburg und der Markgrafschaft Brandenburg ähnlich sind. Nur das im Münzbild hinzugesetzte eigene Wappen der Bärentatzen unterscheidet sie von ihren Vorbildern. Nach einer längeren Unterbrechung folgen ab dem Anfang der Siebziger Jahre des 14. Jahrhunderts die Sware, die in den gleichzeitigen Münzen der Bischöfe von Münster ihr Vorbild haben. Später werden die Sware der Stadt Bremen nachgemacht. Am Ende der Prägetätigkeit der Grafen von Hoya stehen die Nachahmungen von Münzen, die ein Wendischer Münzverein prägt. Es ist das der Hohlpfennig, Blaffert und der Witte, die als fremdes Geld in der Grafschaft umgelaufen sind.

Wappen

Das Wappen der Grafen von Hoya zeigte stets zwei aufgerichtete, nach außen gewendete, schwarze Bärentatzen.

Schon die Edelherren von Stumpenhusen, Vorgänger der Grafen, führten die Bärenklauen auf ihrem Schild. Nachdem die Grafschaft an die Welfen fiel, führten sie die Bärentatzen als Helmzier auch auf ihrem Wappen. Z.B. bei Herzog Georg Wilhelm (1648-1705), was man in der Residenzstadt Celle noch an einigen Stellen sehen kann.

Heute sind die Bärenklauen in den Wappen vieler Kommunen im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Hoya zu finden. Oft auch nur eine Bärenklaue. Das sind u.a. die Landkreise Nienburg (Weser) und Diepholz, die Städte Nienburg/Weser, Hoya, Syke, Bassum und Sulingen, die Samtgemeinden Siedenburg, Bruchhausen-Vilsen, Eystrup, Uchte, Heemsen, Marklohe sowie in den Gemeinden Maasen, Mellinghausen, Staffhorst, Steyerberg, Stolzenau, Bücken und Wietzen. Des Weiteren nutzen viele Organisationen und Vereine die Bärenklauen als Zier.

Bekannt sind die "Nienburger Bärentatzen", ein Biskuitgebäck, das die Nienburger Familie Facompré kreierte. In vielen Bäckereien rund um Nienburg sind sie erhältlich.

In der Stadt Nienburg existiert die "Nienburger Bärenspur": 500 Bärentatzen auf dem Pflaster der Altstadt zeigen Touristen den Weg zu den Sehenswürdigkeiten.

Literatur

  • Gernot Erler: Das spätmittelalterliche Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582). Universität (Philosophische Fakultät), Göttingen 1972 (Dissertation)
  • Heinrich Gade: Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz. Nienburg 1901
  • Klaus Giesen: Die Münzen der Grafen von Hoya. Osnabrück 2004
  • Wilhelm Hodenberg (Hrsg.): Hoyer Urkundenbuch. Hannover 1848 - 1856
  • Bernd Ulrich Hucker: Die Grafen von Hoya. Hoya 1993
  • Dieter Riemer: Grafen und Herren im Erzstift Bremen im Spiegel der Geschichte Lehes Bremerhaven/Hamburg 1995 (Diss. phil. Oldenburg) S. 131-137
  • Museum Nienburg: Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe. Nienburg 2000

Weblinks


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