Wespienhaus

Wespienhaus
Wespienhaus

Das Wespienhaus war ein aus dem Jahre 1735 stammendes barocke Bürgerhaus in der Stadt Aachen. Es galt bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als das schönste Aachener Stadtpalais.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Historie des Hauses

Johann von Wespien (1700 – 1759), ein ehemaliger Bürgermeister Aachens, war ein wohlhabender Tuchfabrikant. Einen großen Teil seines Vermögens erhielt er durch die Heirat mit der aus dem heute belgischen Eupen stammenden Fabrikantentochter Anna Maria Schmitz. Er suchte nach einer Möglichkeit, ein repräsentatives Privathaus bauen zu lassen. Hierzu erteilte er dem Aachener Barockbaumeister Johann Joseph Couven den Auftrag. 1734 entstanden die ersten Baupläne, die jedoch im Vergleich zum fertig konstruierten Bauwerk noch recht einfach gehalten waren.

Erhalten gebliebener Teil der Fassade des Wespienhauses

1734 wurde damit begonnen, an der Kleinmarschierstraße 45 / Ecke Heppionsgasse (Elisabethstraße), ein Wohn- und Fabrikgebäude zu errichten. Die Außenarbeiten konnten 1737 fertiggestellt werden.[3] Für den Innenausbau benötigte Familie Wespien deutlich länger.[2] Aufgrund wirtschaftlicher Probleme des Eigentümers wurde 1901 das Untergeschoss zu einem Ladenlokal umgebaut.[4] Die Mieteinkünfte aus dem Ladenlokal verbesserten die finanzielle Situation aber kaum und so wurde im Jahre 1902 die komplette Inneneinrichtung des Hauses versteigert. Die Stadt Aachen bemühte sich zwar, das Gebäude zu erwerben, scheiterte jedoch aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten.

Bei einem Bombenangriff im Jahre 1943 wurde dann auch noch der Baukörper als solcher von Brandbomben getroffen und schwer beschädigt. Wenig später zerstörten Sprengbomben das Haus dann endgültig.[2] 1951 trug man die Trümmer der noch erhalten gebliebenen drei Werksteinteile aus drei der fünf Mittelachsen ab und lagerte sie ein. In den 70er Jahren wurden sie an einer anderen Stelle, der Außenwand der Turnhalle des Kaiser-Karls-Gymnasiums wieder zusammengesetzt.[2]

Eine Gedenktafel am Fuß der wiederaufgebauten Fassade erinnert heute an das historische Haus.

Architektur

Türbogen des Wespienhauses im Couven Museum

Couven verstand es, im Wespienhaus Außenbau und Innenraum völlig aufeinander abzustimmen und entsprach damit dem barocken Verständnis der Ganzheitlichkeit.[2] Beim Wespienhaus handelte es sich um ein dreigeschossiges Haus mit fünfachsiger Fassade und einem übergiebelten Mittelrisalit in drei Achsen, der aufgrund der dort angebrachten Kartusche im Jahre 1737 fertiggestellt worden sein muss. Im ersten Stock befand sich ein über die ganze Fassadenbreite reichender Festsaal.[2] Auffallend ist, dass sowohl das Erdgeschoss als auch das erste Geschoss extrem hohe Räume besaßen, während der zweite Stock bedeutend niedriger ist. Dies zeigt sich in fast quadratischen Fenstern, die signifikant von den übrigen Fensterreihen abweichen. Hierbei handelt es sich um eine typische von Couven praktizierte Bauweise.

Das Giebelfenster enthält das Wappen von Johann von Wespien und seiner Frau Maria Schmitz. Dieses ist erhalten geblieben. Die geschweifte Giebelbekrönung überdeckte die von Putten gehaltenen Allianzwappen über der Mittelachse. Nicht mehr vorhanden ist eine 3,50 Meter hohe vergoldete Merkurfigur, die als Dachkrönung diente. Als zusätzlicher Fassadenschmuck diente das geschmiedete Balkongitter mit dem Monogramm Wespiens.[2] Dieses Kunstwerk ist ein Beispiel für Couvens Régencestil, der den Übergang vom barocken Louis-quatorze Stil zum Louis-seize, dem Rokoko bildet.[5]

Inneneinrichtung

Die Inneneinrichtung des Wespienhauses war extrem aufwendig. Dies zeigt sich schon an der langen Zeit, die zur kompletten Innenraumgestaltung benötigt wurde. Während die Bauzeit lediglich ein Jahr betrug, wurden die Innenräume erst nach 40 Jahren fertiggestellt.

Es gelang dem Aachener Couven-Museum, einen Teil der Rokoko-Ausstattung zu erwerben. Das Museum of Fine Arts in San Francisco besaß bis zu seinem Verkauf Ende der 1990er Jahre ein Zimmer mit Holzvertäfelungen und einige wandfüllende Gobelins des Aachener Wespienhauses. Über weitere Teile der Inneneinrichtung verfügt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, in dem ein vollständiges Zimmer mit seinen Holzvertäfelungen und den wandbespannenden Gobelins vorhanden ist.[2]

Weblinks

50.7765796.081355

Einzelnachweise

  1. Wespienhaus
  2. a b c d e f g h Unterwegs auf Couvens Spuren Marcel Bauer – Frank Hovens – Anke Kappler – Belinda Petri – Christine Vogt – Anke Volkmer, GEV-Verlag, ISBN 90-5433-187-9
  3. Johann Joseph Couven 1701-1763
  4. Paul Schoenen: Johann Josef Couven. L. Schwann, Düsseldorf 1964, u. a. S. 113
  5. Joseph Buchkremer: „Die Architekten Johann Joseph Couven und Jakob Couven.“ in ZAGV, Bd.17, 1895, S.190.

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