- Wiensches Strahlungsgesetz
-
Das wiensche Strahlungsgesetz war ein empirischer Versuch von Wilhelm Wien, die von einem Schwarzen Körper ausgesandte thermische Strahlung in Abhängigkeit von der Wellenlänge zu beschreiben. Es gibt das wiensche Verschiebungsgesetz richtig wieder.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches
Aufgrund der experimentellen Untersuchungen von Josef Stefan und der thermodynamischen Herleitung durch Ludwig Boltzmann war bekannt, dass die von einem Schwarzen Körper mit der absoluten Temperatur T thermisch emittierte Strahlungsleistung mit der vierten Potenz der Temperatur ansteigt (Hauptartikel: Stefan-Boltzmann-Gesetz). Die Verteilung der Strahlungsenergie auf die verschiedenen ausgesandten Wellenlängen war jedoch noch unbekannt.
Wien konnte aufgrund thermodynamischer Überlegungen sein Verschiebungsgesetz ableiten, welches einen Zusammenhang zwischen den Wellenlängenverteilungen bei verschiedenen Temperaturen herstellte:
„Denkt man sich [...] die Energie bei einer Temperatur als Function der Wellenlänge aufgetragen, so würde diese Curve bei geänderter Temperatur ungeändert bleiben, wenn der Maassstab der Zeichnung so geändert würde, dass die Ordinaten im Verhältniss 1/θ4 verkleinert und die Abscissen im Verhältniss θ vergrössert würden.“[1]
Damit war die Wellenlängenverteilung der Strahlung zwar noch unbekannt, aber es war eine zusätzliche Bedingung gefunden, welcher die reale Wellenlängenverteilung bei einer Temperaturänderung unterliegen musste. (Heutzutage spielt diese allgemeine Form des Verschiebungsgesetzes keine Rolle mehr, weil das plancksche Strahlungsgesetz die spektrale Verschiebung bei Temperaturänderung ganz konkret beschreibt. Lediglich die temperaturbedingte Verschiebung des Strahlungsmaximums, die bereits aus dem Verschiebungsgesetz folgt, hat unter dem Namen wiensches Verschiebungsgesetz überlebt.)
Unter Zuhilfenahme einiger zusätzlicher Annahmen konnte Wien ein Strahlungsgesetz ableiten, welches sich bei Temperaturänderungen so verhält wie vom Verschiebungsgesetz gefordert.
Definition
Das wiensche Strahlungsgesetz lautet in seiner von Wilhelm Wien 1896 angegebenen Form:
Es besitzt wie zu erwarten ein Strahlungsmaximum, liefert aber zu niedrige Werte im langwelligen Bereich, siehe Bild.
Max Planck korrigierte diesen Mangel im Jahre 1900 durch eine geschickte Interpolation zwischen dem Rayleigh-Jeans-Gesetz (korrekt für große Wellenlängen) und dem wienschen Strahlungsgesetz (korrekt für kleine Wellenlängen). Er fand
und entwickelte daraus innerhalb weniger Wochen das plancksche Strahlungsgesetz, was auch als Geburtsstunde der Quantenphysik gilt. Bemerkenswert ist, dass die von Wien angenommenen Konstanten C und c von Planck durch die Naturkonstanten Boltzmannkonstante, Lichtgeschwindigkeit und die neue Konstante h ausgedrückt wurden. Die „Hilfskonstante“ h wurde später Planck zu Ehren als plancksches Wirkungsquantum bezeichnet.
Hierbei bedeuten
: spektrale spezifische Ausstrahlung : Wellenlänge C : Erste Strahlungskonstante mit c : Zweite Strahlungskonstante mit T : absolute Temperatur h : plancksches Wirkungsquantum c0 : Lichtgeschwindigkeit im Vakuum kB : Boltzmannkonstante Für kleine Wellenlängen λ oder kleine Temperaturen T (allgemein: für kleine Produkte λ·T) wird der Exponentialterm im Nenner der planckschen Formel groß gegen Eins. In diesen Fällen kann die Eins gegenüber dem größeren Term vernachlässigt werden und die plancksche Formel geht in die wiensche Formel über, welche in diesem Sinne als Grenzfall des planckschen Strahlungsgesetzes betrachtet werden kann.
Literatur
- Willy Wien: Ueber die Energievertheilung im Emissionsspectrum eines schwarzen Körpers. In: Annalen der Physik. Nr. 294, 1896. S. 662–669 (doi:10.1002/andp.18962940803, PDF-Datei; 317 kB).
- Max Planck: Ueber eine Verbesserung der Wien’schen Spectralgleichung. In: Verhandlungen der Deutschen physikalischen Gesellschaft. 2, Nr. 13, 1900, S. 202–204 (PDF-Datei; 88 kB)
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.