Wiktor Janukowytsch

Wiktor Janukowytsch
Wiktor Janukowytsch
Kyrillisch (Ukrainisch)
Віктор Федорович Янукович
Transl.: Viktor Fedorovyč Janukovyč
Transkr.: Wiktor Fedorowytsch Janukowytsch
Kyrillisch (Russisch)
Виктор Фёдорович Янукович
Transl.: Viktor Fëdorovič Janukovič
Transkr.: Wiktor Fjodorowitsch Janukowitsch

Wiktor Fedorowytsch Janukowytsch (ukrainisch Віктор Федорович Янукович Aussprache?/i, russisch Виктор Фёдорович Янукович; * 9. Juli 1950 in Jenakijewo in der Oblast Donezk) ist ein ukrainischer Politiker und Vorsitzender der Partei der Regionen. Seit dem 25. Februar 2010 ist er der Präsident der Ukraine.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Janukowytsch stammt aus einer Arbeiterfamilie aus der Oblast Donezk; sein Vater, ein ethnischer Weißrusse, war Metallarbeiter, seine Mutter Krankenschwester - sie starb, als er zwei Jahre alt war. Seine Beziehung zum Vater wird als kompliziert geschildert. In seiner Jugend (Dezember 1967 und Juni 1970) wurde Wiktor Janukowytsch einmal wegen Diebstahls und einmal wegen Körperverletzung zu Haftstrafen verurteilt. Dazu erklärte er, dass er zweimal für Delikte bestraft worden sei, an denen er nicht teilgenommen habe. Seine Vorstrafen wurden 1978 vom Donezker Oblastgericht gestrichen. Diese Vorstrafen wegen Gewaltverbrechen wurden im Wahlkampf 2004 von seinen politischen Gegnern häufig als Argumente gegen ihn verwendet. 1969 arbeitete er zunächst als Gasinstallateur in der Metallfabrik seiner Heimatstadt, 1973 erhielt er einen Abschluss an dem dortigen Bergbau-Technikum. Ob er 1974 für die UdSSR als Rennfahrer bei der Rallye Monte Carlo angetreten ist, wie verbreitet in Medien kolportiert wird, ist umstritten[1][2], zumal die Rallye in diesem Jahr wegen der Ölkrise ausfiel. 1976 übernahm er die Leitung eines Fuhrparks in Jenakijewe. 1980 schloss er das Polytechnische Institut Donezk als Ingenieur für Maschinenbau/Mechanik ab. Außerdem hat er einen Abschluss der Ukrainischen Außenhandelsakademie als Magister für internationales Recht.

Janukowytsch arbeitete als Autoschlosser und Mechaniker. Etwa 20 Jahre war er anschließend in Führungspositionen von Industrieunternehmen („Donbastransremont“ - Донбастрансремонт, „Ukrwuhlepromtrans“ -Укрвуглепромтранс) sowie in der Donezker Oblast-Vereinigung für Automobilverkehr tätig.

Politik

1996 wurde Janukowytsch als stellvertretender Vorsitzender in die Donezker Oblastverwaltung berufen. Vom 14. Mai 1997 bis November 2002 war er deren Vorsitzender sowie außerdem Abgeordneter im Donezker Oblastparlament. Von Mai 1999 bis Mai 2001 war er dessen Vorsitzender (Gouverneur).

Am 21. November 2002 wurde Janukowytsch als Nachfolger Anatolij Kinachs Premierminister der Ukraine. Am 31. Dezember 2004 kündigte Janukowytsch seinen Rücktritt als Ministerpräsident an. Präsident Kutschma nahm das Rücktrittsgesuch am 5. Januar 2005 an und bestimmte Vize-Regierungschef Mykola Asarow zum Nachfolger Janukowytschs.

Wiktor Janukowytsch wurde im Jahr 2002 „Mann des Jahres“ und erhielt den Verdienstorden 2. und 3. Klasse. Er ist Doktor der Wissenschaften, Professor, und Ordentliches Mitglied der Akademie für Wirtschaftswissenschaften der Ukraine. Er bekleidet noch weitere öffentliche Ämter, darunter war er bis 2005 Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine. Er ist verheiratet mit Ljudmila Olexandriwna Janukowytsch und hat zwei erwachsene Söhne.

Während der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2004 kandididerte Janukowytsch für das Amt des Präsidenten und gewann den zweiten Wahlgang am 21. November nach ersten staatlichen Aussagen zunächst relativ knapp. Der Wahlsieg war jedoch von Wahlbetrugsvorwürfen überschattet, so dass nach den folgenden andauernden Massenprotesten (Orange Revolution) durch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Kiew im Dezember die Stichwahl für ungültig erklärt und eine Wiederholung angeordnet wurde. Janukowytsch akzeptierte diese Entscheidung und unterlag bei den erneuten Stichwahlen am 26. Dezember mit 44,19 % der Stimmen gegenüber Wiktor Juschtschenko mit 51,99%.

Bei den zwei Jahre danach stattfindenden Parlamentswahlen im März 2006 konnte Janukowytschs Partei der Regionen zwar eine relative Mehrheit von 186 der insgesamt 450 Sitze der Werchowna Rada für sich gewinnen, jedoch zunächst keine mehrheitsfähige Regierungskoalition bilden. Nachdem eine geplante Koalition aus dem Präsidentenbündnis Unsere Ukraine, dem Block Julija Tymoschenko (BJUT) und der Sozialistischen Partei unter Olexandr Moros im Juli durch den Ausstieg der Sozialisten zerbrach, stiegen Janukowytschs Chancen auf das Amt des Regierungschefs. Präsident Juschtschenko erklärte nach einigem Zögern Anfang August seine Bereitschaft, ihn zum Premierminister vorzuschlagen; die beiden Parteien der ehemaligen Gegner unterzeichneten ein Memorandum der Koalition der nationalen Einheit; am darauffolgenden Tag wurde seine Nominierung vom Parlament bestätigt. [3][4]

Als Ministerpräsident unter dem westlich orientierten Staatspräsidenten Juschtschenko trat Janukowytsch gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine auf, jedoch sprach er sich für den EU-Beitritt der Ukraine aus. Er rückte somit ein wenig von der vorherigen strikten Orientierung an Moskau ab. Dennoch bestehen weiterhin rege Kontakte. So wurde bekannt, dass Janukowytsch 2008 bei einem Parteitag der Kremlpartei Einiges Russland auftreten werde.[5]

Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen 2007 wurde Janukowytschs Partei zwar erneut stärkste Kraft, jedoch errangen die beiden gegnerischen Parteien der „Orangen Revolution“ überraschend eine knappe Mehrheit. Auf der ersten Sitzung der neu gewählten Werchowna Rada erklärte Janukowytsch verfassungsgemäß seinen Rücktritt. Er blieb jedoch mitsamt seiner Regierung bis zur Wahl Tymoschenkos zur neuen Premierministerin am 18. Dezember 2007 im Amt. Er wurde nach seinem Rücktritt als Regierungschef zum Vorsitzenden der Fraktion der Partei der Regionen in der Werchowna Rada gewählt.

Bei der Neuwahl des Staatspräsidenten Anfang 2010 setzte sich Wiktor Janukowytsch in der Stichwahl am 7. Februar 2010 mit 48,8 Prozent der Stimmen gegen Julija Tymoschenko durch[6]. Der bisherige Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden. Seine Konkurrentin Tymoschenko zog ihre zunächst eingereichte Klage gegen das Wahlergebnis, das sie als Resultat von Manipulationen ansieht, wegen des absehbaren Scheiterns vor Gericht zurück. Am 25. Februar wurde Wiktor Janukowytsch als vierter Präsident der postsowjetischen Ukraine vereidigt.[7]

Quellen

  1. Ukrajinska Prawda: "Прємьєр-міністр" Янукович, або неофіційна біографія для тих, хто підзабув: „… у 1974 Янукович навіть зміг виїхати за кордон для участі в авторалі в Монте-Карло. Хоча для людей, що побували у місцях не таких віддалених, в той час такі розваги були заборонені.“
  2. ronomost.pp.ua, Янукович, Виктор „Некоторые СМИ утверждают, что Янукович в 1974 году ездил в княжество Монако для участия в ралли Монте-Карло. Часть источников уточняет, что он ездил "по линии КГБ", объясняют первое (досрочное) освобождение Януковича сотрудничеством с администрацией колонии, а его дальнейшие успехи - покровительством Комитета госбезопасности. По другим сведениям, Янукович не мог участвовать в гонках: запланированное на январь 1974 года ралли в Монте-Карло было отменено из-за энергетического кризиса.“
  3. tagesschau.de: Juschtschenko schlägt Rivalen als Premier vor (nicht mehr online verfügbar), 3. August 2006
  4. Ukrajinska Prawda: http://pravda.com.ua/news/2006/8/3/45527.htm
  5. http://rus.newsru.ua/ukraine/15dec2007/onerussia.html
  6. Beitrag "Janukowitsch gewinnt Stichwahl", Euronews, 9. Februar 2010
  7. NEWSru.ua: Янукович вступил на пост президента. Инаугурация состоялась.

Weblinks

 Commons: Viktor Yanukovych – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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