Wildheuen

Wildheuen
Stall im Gauertal; mit aufgehängten Stangen zum Trocknen des Heus in den steilen Hängen
Wildheu-Steilwiesen Hinterer Heubrig im Muotatal

Wildheuen ist eine in den Alpen, besonders in der Innerschweiz, im Berner Oberland und in Graubünden gebräuchliche Form, Heu zu machen an hochgelegenen Steilwiesen, die mit Tieren schwierig oder gar nicht erreichbar sind. Diese Form der Grasernte ist gefährlich; es kommt immer wieder zu tödlichen Unfällen.

Die Wildheuwiesen sind meistens gemeinschaftlich, und die entsprechenden Regeln werden von der Genossenschaft festgelegt. Zum Beispiel ist das Wildheuen nur ab einem festgelegten Zeitpunkt gestattet.

Nach dem Mähen wird das Gras zum Trocknen ausgelegt. Zum Abtransport wird oft ein "Heuseil" benützt, an dem ein 50 bis 60 Kilogramm schweres Heubündel ins Tal saust.

Das Wildheuen ist ein wichtiger Beitrag zum Lawinenschutz. An nicht gemähten Hanglagen werden die Grashalme im Herbst durch Regen und ersten Schnee in Fallrichtung geordnet zu Boden gedrückt und definieren so eine Gleitebene ähnlich einem Reetdach.

In Triesen (Liechtenstein) spricht man vom Heuen in den Heubergen. Das Bergheuen auf Tuass, Hintertuass, Platta, Mascheren, etc. wurde dank dem Magerwiesengesetz wieder aktiviert. Sinn und Zweck ist einerseits der Erhalt des kulturellen Erbes und andererseits auch der Erhalt der Artenvielfalt. Die alte Triesner Kulturlandschaft auf den Heubergen, rund 1'400 m ü. M., wird heute wieder häufiger gemäht, jedoch weitgehend mit Motormähern, welche für das Mähen steiler Magerwiesen tauglich sind. Dank dem Wildheuen entwickelt sich die Flora und Fauna wieder zu einer Artenvielfalt, welche sehr auffallend ist, wenn man die gepflegten Magerwiesen mit den ungepflegten vergleicht. Sinn und Zweck des Wildheuens ist nicht nur der Lawinen- und Schneebrettschutz, sondern auch der Erhalt der Artenvielfalt.

Auf der Alp Odro oberhalb von Vogorno im Verzascatal gibt es ein Museum übers Wildheuen.

Der Schweizer Filmemacher Erich Langjahr widmete im Jahr 2006 den Wildheuern im Muotatal den Film Das Erbe der Bergler.

Weblinks

Literatur

 Wikisource: Die Wildheuer – von N. D., illustriert, in Die Gartenlaube (1866), Heft 16, S. 251–253
  • G.Ritschard, E.Schmocker: Das Wildheuen in Ringgenberg, 1980
  • Frommelt Hans: "Die Heuberge als Heuberge erhalten" in Bergheimat, Jahreszeitschrift Liecht. Alpenverein, Jahr 2000
  • Hoch Heinrich: "200 Jahre Triesner Heuberge im Privatbesitz (1808-2009)"; 2009

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