- Begriff und Gegenstand
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In der Philosophie bedeuten Begriff und Gegenstand (Concept and Object) nach Gottlob Frege (1848-1925) das Gegensatzpaar einer intensionalen und einer extensionalen, objektiven „Art des Gegebenseins“. Freges Schrift entstand 1892 in Auseinandersetzung mit einem Aufsatz vom Benno Kerry: „Über Anschauung und ihre psychische Verarbeitung“, der damals auch von Alois Höfler rezensiert wurde.[1]
Die Grundzüge des Gedankenganges, der noch einmal in seinem Aufsatz „Über Sinn und Bedeutung“ (Sens et dénotation / Sense and Reference) erörtert wird, gibt folgender Auszug über die gegenstandsbezogene begriffliche Unterscheidung von Morgenstern und Venus einerseits und Planet andererseits:
„Im Satze ‚der Morgenstern ist die Venus‘ haben wir zwei Eigennamen ‚Morgenstern‘ und ‚Venus‘ für denselben Gegenstand. In dem Satze ‚der Morgenstern ist ein Planet‘ haben wir einen Eigennamen: ‚der Morgenstern‘ und ein Begriffswort: ‚ein Planet‘. Sprachlich zwar ist nichts geschehen, als daß ‚die Venus‘ ersetzt ist durch ‚ein Planet‘; aber sachlich ist die Beziehung eine ganz andere geworden. Eine Gleichung ist umkehrbar; das Fallen eines Gegenstandes unter einen Begriff ist eine nicht umkehrbare Beziehung. Das ‚ist‘ im Satze ‚der Morgenstern ist die Venus‘ ist offenbar nicht die bloße Kopula, sondern auch inhaltlich ein wesentlicher Teil des Prädikats, so daß in den Worten: ‚die Venus‘ nicht das ganze Prädikat enthalten ist. Man könnte dafür sagen: ‚der Morgenstern ist nichts anderes als die Venus‘, und hier haben wir, was vorhin in dem einfachen ‚ist‘ lag, in vier Worte auseinandergelegt, und in ‚ist nichts anderes als‘ ist nun ‚ist‘ wirklich nur noch die Kopula. Was hier ausgesagt wird, ist also nicht die Venus, sondern nichts anderes als die Venus. Diese Worte bedeuten einen Begriff, unter den freilich nur ein einziger Gegenstand fällt. Aber ein solcher Begriff muß immer noch von dem Gegenstande unterschieden werden.“
Literatur
- Gottlob Frege: „Über Begriff und Gegenstand“, in: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie 16, 1892, S. 192-205.
Siehe auch
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