Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen

Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen

Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen (* 18. Februar[1] 1666 in Brüssel; † 18. Februar 1743 in Hadamar) war Prinz von Oranien. Er war der Sohn von Johann Franz Desideratus von Nassau-Siegen und Eleonore Sophie von Baden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Jahr 1695 nahm er seinen Wohnsitz in Siegen. Der Ort war im gleichen Jahr Opfer eines großen Feuers geworden, bei dem 350 Gebäude, zwei Kirchen und der Nassauer Hof, der Sitz der Herrscherfamilie niederbrannten. Sein Vater errichtet ab 1696 in Siegen das Schloss als neuem Familiensitz.

Von 17. Dezember 1699 bis 2. März 1707 war er Herrscher von Nassau-Siegen. Bereits als Kronprinz hatte er (wohl auch im Vertrauen auf die ihm zufallende Erbschaft) eine verschwenderische Hofhaltung betrieben. Seine Hoffnung hatte sich dabei nicht so sehr auf das väterliche Erbe des Fürstentums Nassau-Siegen gerichtet. Er war darüber hinaus der nächste männliche Verwandte von Wilhelm III. und damit potentieller Erbe des englischen Königs und Herrscher des vereinigten Niederlande. Wilhelm III. setzte jedoch die Fürsten von Nassau-Diez als Erben ein. Wilhelm Hyacinth führte daher später nur den Titel Prinz von Oranien in Brabant.

Auch sein väterliches Erbe sollte ihm nicht ungeschmälert zufallen. Sein Vater hatte in zweiter Ehe Isabella Clara Eugenia de la Serre geheiratet und ihr sowie ihren Kindern ein großzügiges Vermächtnis (1100 Taler p.a. für sie, 500 Taler für die beiden Söhne und 200 Taler für die 5 Töchter) hinterlassen. Wilhelm Hyacinth klagte vor dem Reichskammergericht gegen dieses Vermächtnis und unterlag dort 1702.

Im gleichen Jahr starb Wilhelm III. Wilhelm Hyacinth reiste nach Paris, um sich der Unterstützung Frankreichs bezüglich seiner Erbansprüche zu sichern. Erbansprüche machte weiterhin Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz aufgrund des Testamentes von Wilhelm und Friedrich I. von Preußen geltend.

Ludwig XIV. zeigte sich jedoch wenig interessiert, einen protestantischen Fürsten ohne militärische Hausmacht zu unterstützen. Darauf hin reiste Wilhelm Hyacinth in das Fürstentum Orange und verkündete dort seine In-Besitz-Nahme. König Ludwig erklärte daraufhin den Prinzen Condé zum rechtmäßigen Erben des Fürstentums Orange und besetzte das Fürstentum militärisch. Condé überschrieb das Fürstentum wiederum der Krone Frankreichs. Mit dem Friede von Utrecht 1713 wurde die Herrschaft Frankreichs endgültig festgelegt.

Die Hofhaltung, mit der er seinen Anspruch auf die oranische Erbschaft unterstreichen wollte, die Reisen und Geschenke kosteten weit mehr als die Einnahmen aus dem Fürstentum Nassau-Siegen erbrachten. Wilhelm Hyacinth verschuldete sich daher bei den Frankfurter Bankiers De Rhön und Schonemann gegen die Verpfändung der Dörfer Wilnsdorf und Wilgersdorf mit 20.000 Talern und erhöhte die Steuern im ganzen Land auf unerträgliche Höhe. Eine weitere Einnahmequelle (die seinen Ruf im Lande weiter zerstörte) waren Strafgelder in unerhörter Höhe.

Sein Jähzorn und Ehrgeiz waren auch in der eigenen Familie gefürchtet. Als sein Bruder (und Nachfolger) Friedrich Wilhelm Adolf von Nassau-Siegen sein Missfallen erregte, ließ Wilhelm Hyacinth die Kanonen seines Schlosses auf den Sitz seines Bruders richten, um seine Macht zu demonstrieren. Dieser trug seine Klage in der Ständeversammlung des Westfälischen Reichskreises vor. Als Wilhelm Hyacinth 1705 am Wiener Hof um Unterstützung seiner Erbansprüche warb, besetzten preußische uns nassauische Truppen Siegen. Das Volk nutzte die Unterstützung zum Aufstand und plünderte und entwaffnete das Schloss.

Die Reihe der Klagen über das Verhalten des Fürsten riss nicht ab. Am 15. Juli 1706 wurde Siegen erneut (diesmal im Auftrag des Reichshofrats durch Truppen aus Pfalz-Neuburg, Preußens und des Königreichs Westphalen besetzt. Der Kanzler Wilhelm Hyacinth, de Colomba, der an der Gewaltherrschaft wesentlichen Anteil hatte, wurde verhaftet (und mit Urteil vom 20. Dezember 1710 lebenslang aus dem deutschen Reich verbannt). Wilhelm Hyacinth flüchtete zu seinem Vetter Franz Alexander nach Hadamar.

Die Aufstände gegen seine Terrorherrschaft gingen weiter. Am 29. März 1707 ließ Wilhelm Hyacinth einen mutmaßlichen Anführer der Aufständischen, Friedrich Flender von der Hardt ohne jegliche Verhandlung enthaupten. Dieser Vorfall wurde von Kaiser Joseph I. als Anlass genommen, Wilhelm Hyacinth seines Fürstentums verlustig zu erklären. Es wurden zunächst zwei Kaiserliche Räte als Verwalter eingesetzt und die Herrschaft danach an Friedrich Wilhelm Adolf übergeben. 1713 wurde ihn zudem der Titel Graf von Chalon, welche er ebenfalls führte, durch Frankreich aberkannt.

Wilhelm Hyacinth erhielt ein jährliches Deputat von 4.000 Talern. Das restliche Vermögen wurde für die Ansprüche der Stiefmutter und Geschwister der Gläubiger und als Ehrenschuld gegen die Familie des Friedrich Flender verwendet. Weder eine Beschwerde an den Kaiser noch beim Reichstag zu Regensburg auf Restitution hatten Erfolg.

Familie

Er war insgesamt dreimal verheiratet. Erste Frau war Maria Francisca von Fürstenberg-Heiligenberg, welche er am 9. April 1687 in Lüttich heiratete. Mit ihr hatte er drei Kinder. Sie verstarb am 7. Juni 1691. Zweite Ehefrau war Maria Anna von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst welche er am 22. Mai 1698 in Frankfurt am Main ehelichte. Mit ihr hatte er die Tochter Maria. Einzig seine dritte Frau Sophia von Starhemberg, welche er am 28. Juli 1740 in Wien zur Frau nahm, überlebte ihn. Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor. Sie verstarb am 12. Dezember 1773. Insgesamt hatte er mit zwei seiner Ehefrauen vier Kinder:

  • Josef Hyacinth Prinz von Nassau-Siegen (1688–1688)
  • Franz Josef Prinz von Nassau-Siegen (1689–1703)
  • N.N. Prinzessin von Nassau-Siegen (1691–1692)
  • Maria Anna Josefa Prinzessin von Nassau-Siegen (1704–1723)

Quellen

Weblinks

Fußnoten

  1. Keller gibt als Geburtsdatum den 7. April 1666 an

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