Wilhelmshaven-Rüstringer Straßenbahn

Wilhelmshaven-Rüstringer Straßenbahn

Die Wilhelmshaven-Rüstringer Straßenbahn betrieb den öffentlichen Nahverkehr in der Marinestadt Wilhelmshaven und ihrer Nachbargemeinde Rüstringen zwischen dem 17. März 1913 und 30. März 1945.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit der Eröffnung der Wilhelmshaven-Rüstringer Straßenbahn am 17. März 1913 erhielt der wichtigste deutsche Kriegshafen an der Nordseeküste erst kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges ein leistungsfähiges innerstädtisches Verkehrsmittel. Der Grund für diese Verzögerung lag darin, dass die Straßenbahn nicht nur in der damals preußischen Stadt Wilhelmshaven, sondern auch in der 1911 entstandenen oldenburgischen Stadt Rüstringen verkehren sollte. Beide Gemeinden waren zwar räumlich eng verbunden, konnten sich aber über die Ausgestaltung des neuen Verkehrsmittels lange nicht einig werden.

Erst im Jahre 1912 kam es zur Gründung der „Wilhelmshavener Straßenbahngesellschaft mbH“. 98 Prozent des Kapitals gehörten der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft (DEAG) in Frankfurt am Main, wo auch das neue Unternehmen seinen formellen Sitz hatte. Dieses war jedoch nur auf Wilhelmshavener Gebiet Eigentümer der Infrastruktur; in Rüstringen war die Stadt selbst Eigentümerin. Gemeinsam war die Betriebsführung durch die DEAG bis zum Jahre 1936 gesichert. Nachdem 1937 die Stadt Rüstringen in die Stadt Wilhelmshaven, die fortan zum Land Oldenburg gehörte, eingemeindet worden war, vereinigten sich auch die Straßenbahnbetriebe zur Verkehrsgesellschaft Wilhelmshaven mbH. Obwohl die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg in den dreißiger Jahren überwunden worden war, kam es nicht zu der wegen des starken Bevölkerungszuwachses erforderlichen Ausdehnung des Netzes.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Straßenbahn schwere Schäden durch zahlreiche Luftangriffe auf Stadt und Hafen. Ein Angriff am 30. März 1945 führte zur dauernden Einstellung des Betriebes, weil der Wiederaufbau nicht mehr sinnvoll erschien. Zuletzt wurde die Strecke vom Hauptbahnhof bis zur Ahrstraße bedient. Alle anderen Strecken wurden schon im Oktober 1944 stillgelegt. Nie an das Straßenbahnnetz angebunden wurden die Ortsteile Köpperhorn, Siebethsburg, Neuende, Schaar und Neuengroden sowie das 9 Kilometer entfernte Fedderwarden, das Interesse an einer Anbindung gezeigt hatte.

Streckennetz

Auf einem eingleisigen, normalspurigen Streckennetz von 11,5 km Länge – davon 2,7 km in Rüstringen – verkehrten ab 1913 fünf Straßenbahnlinien, die 1918 auf drei Linien reduziert wurden.

Linie 1: Friedenstraße (Wendeschleife über Leibnizstraße), Gökerstraße, Ebertstraße, Virchowstraße (Hauptbahnhof), Marktstraße, Bahnhof Rüstringen (später Westbahnhof)

Linie 2: Luisenstraße (Straßenbahndepot), Rheinstraße, Valoisstraße, Ebertstraße (Hauptbahnhof), Marktstraße, Gökerstraße, Rheinstraße, Ahrstraße, Kaiser-Wilhelm-Brücke, Strandhalle (1. Hafeneinfahrt)

Linie 3: Bismarck-/Ecke Gökerstraße (Bismarckplatz), Bismarck-/Ecke Jachmannstraße

Fuhrpark

Die Firma Nordwaggon in Bremen lieferte 23 Triebwagen und 18 Beiwagen, die bereits geschlossene Plattformen aufwiesen und durch Schiebetüren abgeschlossene Innenräume mit hölzernen Querbänken hatten. Außerdem unterschieden sich die Straßenbahnen bei der Ausrüstung, beim Aufbau und der Farbgebung. Die preußischen Bahnen besaßen eckige Laternendächer, eine elektrische Ausrüstung von den Siemens-Schuckert-Werken und eine cremefarbene Lackierung. Die oldenburgischen Bahnen hatten heruntergezogene Dächer an den Enden (sogenannte Torpedodächer), die schnittiger wirkten und der Fahrgastraum-Belüftung zugute kamen sowie eine elektrische Ausrüstung von den Sachsenwerken in Dresden-Niedersedlitz. Die Wagen erhielten eine dunkelbraune Farbe, die 1922 ebenfalls mit dem cremefarbigem Anstrich versehen wurden, aber den Eigentumshinweis Rüstringer Straßenbahn behielten. Im Laufe der 30er Jahre bekamen die Straßenbahnzüge Scherenstromabnehmer anstatt der Bügelstromabnehmer (Lyrabügel).

Nahverkehr nach 1945

Nach der Einstellung des Straßenbahnbetriebs betrieben die Verkehrsbetriebe Wilhelmshaven mehrere O-Bus-und Buslinien im Stadtgebiet. Der Betrieb der O-Buslinien wurde noch bis 1960 aufrechterhalten. Von 1944 bis 1954 existierte des Weiteren eine O-Buslinie des Oldenburger Unternehmens Pekol nach Jever. Außerdem beförderte die Werftbahn der Kriegsmarine zwischen 1939 und 1960 auch Personen, unter anderem nach Sande und Voslapp. Sie firmierte nach 1945 als Vorortbahn Wilhelmshaven.

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland – Band 2: Niedersachsen/Bremen. Freiburg 1987, S. 323ff.
  • Werner Brune (Hrsg.): Wilhelmshavener Heimatlexikon. 3 Bände. Brune Druck- und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven 1986, Bd. 3, S. 249ff.

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