Willy Aron

Willy Aron

Wilhelm „Willy“ Aron (* 3. Juni 1907 in Bamberg; † 19. Mai 1933 in Dachau) war ein deutscher Gerichtsreferendar. Als Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war er in der Weimarer Republik eine der prägenden Figuren der Arbeiterbewegung in Bamberg.

Aron wurde als Sohn des jüdischen Justizrates Albert Aron und dessen Frau Bertha geboren. Im Alter von 14 Jahren schloss er sich in seiner Heimatstadt der SAJ an. Dort begann er, sich mit dem Kampf der Arbeiter um bessere Lebensbedingungen zu solidarisieren, und übernahm aktiv innerhalb der Gruppe Funktionärsaufgaben. 1925 nahm er an der Universität Würzburg ein Studium der Rechtswissenschaft auf. Dort wurde er Mitglied der schlagenden jüdischen Studentenverbindung Wirceburgia Würzburg. Später wechselte er an die Universität Erlangen und 1927 an die Universität München. Während des Studiums hielt er den Kontakt zur SAJ und versuchte in den Semesterferien in Vorträgen das erworbene Wissen an die Arbeiterjugend weiterzugeben.

Nach der Juristischen Staatsprüfung trat Aron in Bamberg die Stelle eines Gerichtsreferendars an. In dieser Position übernahm er Anfang der 1930er Jahre in den sich verschärfenden Auseinandersetzungen zwischen der sozialistischen Arbeiterbewegung und dem aufkommenden Nationalsozialismus die Verteidigung zahlreicher Sozialisten. Als in Bamberg eine Kampforganisation des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold gegründet wurde, schloss er sich als aktiver und einer der fanatischsten Kämpfer der Gruppe an. Schnell stieg er in die Leitungsebene des Bamberger Reichsbanners auf.

Bei den Nationalsozialisten seiner Heimatstadt war Aron als „Roter Hund“ verfemt. Mehrmals kam es zu tätlichen Übergriffen. Sechs Wochen nach der Machtergreifung Hitlers wurde er am 10. März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und am 15. Mai 1933 in das neu eröffnete Konzentrationslager Dachau deportiert. Gleich bei seiner Einlieferung wurde er von den Aufsehern brutal misshandelt, so dass das Fleisch seines Gesäßes bis auf die Knochen durchgeschlagen wurde. Bewusstlos wurde er in das Krankenrevier des Lagers gebracht. Dort fiel Aron in einen Fieberwahn. Trotz seines Zustandes wurde er in den folgenden Tagen regelmäßig am Morgen von mehreren Aufsehern, die mit Ochsenziemern bewaffnet waren, abgeholt, in einen unmittelbar an das Krankenrevier anschließenden Raum geschleift und dort auf die bereits eiternden Misshandlungswunden erneut brutal geschlagen. Vier Tage nach seiner Einlieferung erlag Aron den Folgen der Misshandlungen.

Um die Folterspuren zu beseitigen, wurde Arons Leichnam mit Benzin übergossen und angezündet. Am 22. Mai 1933 wurde er nach Bamberg überführt und dort noch am gleichen Abend beigesetzt. Den Eltern wurde die Öffnung des Sarges untersagt. Die örtlichen Tageszeitungen gaben als Todesursache einen Herzschlag an.

Quellen

  • Georg Grosch: Willy Aron, in: Bambergs unbequeme Bürger, Bamberg 1987
  • Beschluss des LG München II vom 21. Januar 1952 - Gen. Ks 9, 10/51

Literatur

  • Dornheim, Andreas;Schindler, Thomas, Wilhelm Aron : (1907 - 1933) ; Jude, NS-Gegner, Sozialdemokrat und Verbindungsstudent,[Historischer Verein Bamberg e.V.], 2007, ISBN 3-87735-187-5

Weblinks


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