- Windlade
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Die Windlade ist der Teil einer Orgel, auf der fast alle Pfeifen aufgestellt sind und durch sie mit Wind versorgt werden. An der Windlade enden die Spiel- und die Registertraktur. Die Windlade ist dadurch der Teil der Orgel, der es regelt, dass nur jene Pfeifen klingen, für die das zugehörige Register eingeschaltet (gezogen) ist sowie gleichzeitig die zugehörige Taste gedrückt ist.
Mit Ausnahme der Kastenlade ist es bei allen anderen Windladenarten erforderlich, dass die Pfeifen systematisch auf ihr angeordnet sind. In der einen Richtung (oft parallel zur Gehäusefront) stehen alle Pfeifen eines Registers (einer Klangfarbe in einer bestimmten Fußtonlage) in einer Reihe. Dazu im 90-Grad-Winkel betrachtet (also oft von vorne nach hinten gesehen) stehen alle Pfeifen in eine Reihe, die beim Drücken einer bestimmten Taste erklingen, sofern auch die betreffenden Register eingeschaltet sind. Durch die Überlagerung beider Ebenen ergibt sich eine Art Koordinatensystem, in dem jeder Pfeife vom Grundsatz her ihr Platz auf den Zentimeter genau vorgegeben ist.
Der Einfachheit halber wurde und wird von der „Windlade“ im Singular gesprochen. Nur sehr kleine Orgeln kommen jedoch mit einer einzigen Windlade aus. Fast alle etwas größeren Orgeln haben mehrere Windladen. Im Regelfall benötigt man für jedes Manualwerk mindestens eine eigene Lade, ferner mindestens eine weitere für das Pedalwerk. Bei größeren Orgeln haben zumindest das Hauptwerk und das Pedalwerk zwei bzw. vier Windladen (oft bei großen Pedalwerken und symmetrischer Prospektgestaltung).
Inhaltsverzeichnis
Bauformen
Es lassen sich drei Grundtypen unterscheiden:
- Tonkanzellenladen – Der Wind passiert erst das Spielventil und dann das „Registerventil“ (Schleife).
- Registerkanzellenlade – Wind passiert erst das Registerventil und dann das Spielventil.
- Kastenlade – Der Wind passiert nur ein Ventil, welches elektrisch gesteuert als Register- und Spielventil zugleich wirkt.
Tonkanzellenlade
Bei der Tonkanzellenlade teilen sich alle Pfeifen, die beim Drücken einer Taste erklingen können, eine Kammer, die sogenannte Tonkanzelle und somit auch ein Spielventil.
Schleiflade
Allgemein
Die Schleiflade hat ihren Namen durch die Art der Registersteuerung. Lange Holzleisten, Schleifen genannt, besitzen für jede Pfeife ein Loch. Unter den Schleifen befindet sich das Fundamentbrett der Windlade, ebenfalls mit Löchern in gleichem Abstand und gleicher Größe. Über jeder Schleife befinden sich die Pfeifenstöcke. Vom Prinzip her gleichen diese fast den Schleifen, auch die gleichen Löcher befinden sich prinzipiell in ihnen. Ebenso wie das Fundamentbrett sind sie aber unbeweglich. Ferner sind sie dicker und in der Länge oft in mehrere Stücke unterteilt. Auf die Stöcke sind mit meist etwa 15–20 cm Abstand die Rasterbretter mit Rundhölzern oder Gewindestangen aufgesteckt, diese haben alleine die Aufgabe, die hineingestellten Pfeifen zu stützen. Auf Grund der Dicke der Stöcke besteht die Möglichkeit, die Bohrungen zur Windführung bei Bedarf seitlich etwas zu verführen, falls größere Pfeifen auf dem ihnen eigentlich exakt zugewiesenen Standort nicht genügend Platz haben.
Die Stöcke liegen auf kleinen Holzleisten oder sogar nur einzelnen Holzstückchen (Dämmen) auf. Auf diese wird meist Papier oder Pappe aufgeklebt, um den Höhenabstand exakt so zu tarieren, dass die Schleifen einerseits leichtgängig bewegt werden können, andererseits aber auch luftdicht sind. Die Schleife ist über eine Mechanik mit dem Registerzug (oder bei elektrischen Registertrakturen mit dem Schleifenzugmotor oder -magnet) verbunden. Wird sie bewegt (also das Register ein- oder ausgeschaltet), sind ihre Löcher entweder in einer Flucht mit den Löchern von Fundamentbrett und Stöcken und das Register erklingt, oder die Schleife dichtet anderenfalls die Löcher des Fundamentbretts eines ausgeschalteten Registers winddicht ab. Schleifen werden meist aus Holz hergestellt, gelegentlich gibt es aber solche aus Kunststoff. Besonders bei alten Orgeln läuft gelegentlich „Holz auf Holz“, die Schleifen sind weder oben noch unten abgedichtet. In der Regel werden aber verschiedenste Materialien (Schaumstoff, Latex, Fiberglasringe, Liegelind, Teleskophülsen) verbaut, um die Schleifen nach unten wie nach oben abzudichten.
Unterhalb des Fundamentbretts verlaufen im 90-Grad-Winkel die Kanzellen. Jede Kanzelle wird mit Wind versorgt, wenn das zugehörige Ventil geöffnet ist, also die zugehörige Taste gedrückt ist. Unterhalb der Kanzellen, genauer gesagt der Kanzellenbretter oder –schiede muss nicht in jedem Fall ein weiteres und massives Brett verarbeitet sein. Ebenso können im Ventilbereich die Zwischenräume zur Aufnahme der Ventilführungsstifte nur mit eingeleimten Holzstückchen verschlossen und der Bereich anschließend plangehobelt werden. Auch der vordere Bereich vor den Ventilen, der nicht mehr vom Windkasten umschlossen ist, muss nicht zwangsläufig mit einem Holzbrett verschlossen sein, besonders bei historischen Orgeln können auch andere Materialien wie Leder oder Papier benutzt worden sein. Besonders bei der Verwendung eines Holzbrettes kann die Winddichtigkeit der Kanzellen nur gewährleistet werden, wenn die Kanzellen bei der Herstellung der Windlade großzügig mit Leim ausgegossen werden.
Die Ventile werden von einem Windkasten umschlossen, in welchen der Wind vom Gebläse bzw. von den nachgelagerten Bälgen direkt hineingeleitet wird. Weitere Teile, die sich in oder an dem Windkasten befinden, sind die Abzugsdrähte der Traktur, die Pulpeten zur Abdichtung der Austrittstellen der Abzugsdrähte sowie die Ventilfedern. An der zugänglichen Vorderseite der Windlade ist der Windkasten mit Spundbrettern verschlossen. Diese können entfernt werden, um bei Bedarf Reparaturen an den Ventilen vornehmen zu können.
In historischen Orgeln befindet sich oft nur eine dickere Lederschicht als Ventildichtung auf denselben. Ein Eigenart dieser an modernen Maßstäben gemessen eher sparsamen benutzen Dichtungslagen ist es, dass selbst bei kleineren Orgel mit relativ kleinen Ventilen der Druckpunkt sehr deutlich zu spüren ist. Allerdings ist das Ventilklappern von Fall zu Fall deutlich zu hören. Heute wird oftmals die Aufschlagseite der Ventile ebenfalls beledert und die Lederschicht der Ventile selbst um eine untere Filzschicht ergänzt. Das Öffnen und Schließen der Ventile geschieht dadurch fast unhörbar.
Der Windkasten samt Ventilen hat in aller Regel nicht ansatzweise die Tiefe der Windlade selbst. Den Bereich davor hat man besonders in den 50er-70er Jahren des letzten Jahrhunderts gerne benutzt, um Ladenbälge zu bauen. Durch die äußerst nahe Lage dieser Balgart zu den Pfeifen konnte in ganz besonderem Maße genau diese Art der Regel- oder Ausgleichsbälge eine besonders stabile Windversorgung sicherstellen. Vom Bau von Ladenbälge sieht man heute meistens wieder ab. Der Vorteil der sehr stabilen Windversorgung bringt es (an heutigen Maßstäben und Hörerwartungen gemessen) mit sich, dass der Orgelklang steril und zu wenig lebendig klingt. Lediglich bei extremem Platzmangel (beispielsweise bei Truhenorgeln) bietet sich diese Form auch noch heute an.
Eine bei der Schleiflade besonders einfach umsetzbare Sonderform eines Orgelregisters ist der Vorabzug. Die Schleife eines Mixturregisters oder einer Sesquialtera, also eines Registers mit mehr als einer Pfeifenreihe, bekommt für eine dieser Pfeifenreihen entweder ein längeren Schlitz oder zwei Löcher je Pfeife. Wird der zugehörige Registerzug nur halb gezogen, erklingt zunächst nur diese eine Pfeifenreihe, erst bei vollem Zug erklingen alle Pfeifenreihen des betreffenden Registers.
Eine weitere Besonderheit, die sich letztlich in baulichen Eigenarten der Windlade widerspiegelt, sind „Koppelventile“. Besonders bei kleineren Dorforgeln mit sehr kleinem Pedalwerk bestand einerseits die Notwendigkeit, das Pedalwerk zu koppeln, andererseits gab es gelegentlich das Bestreben, dieses technisch sehr einfach zu gestalten. Dazu erhielten die betreffenden Kanzellen eines Manualwerks für den Tonraum des Pedalumfangs ein zweites Ventil, welches mit der Pedalklaviatur verbunden ist.
Bis zur Entwicklung andere Ladentypen im 19. Jahrhundert war die Schleiflade fast die einzige Bauform. Lediglich die Springlade war eine gelegentlich benutzte Alternative. Die Schleiflade ist heutzutage wieder das am meisten verwendete System.
Für moderne Musik bietet nur die Schleiflade in Verbindung mit einer mechanischen oder einer entsprechend ausgestatteten elektronischen Registertraktur einen weiteren Vorteil. Einzelne Register können nur „halb“ gezogen werden, wodurch die Pfeifen nicht die für sie vorgesehene Luftmenge erhalten, was zu speziellen klanglichen Effekten führt.
Die älteste erhaltene Schleiflade in der Orgel von Ostönnen kann auf vor 1440 datiert werden. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten genauen Beschreibungen von Schleifladenorgeln.
Zwillingslade
Die Zwillingslade (auch durchschobene Lade genannt) ist eine spezielle Form der Schleiflade, bei der einige oder auch alle Register auf verschiedenen Manualen registriert werden können.
Man findet sie vor allem bei kleinen zweimanualigen Orgeln, bei denen alle Pfeifen (oder zumindest alle Pfeifen sämtlicher Manualregister) auf einer einzigen Windlade stehen und sich durch die Wechselschleife mehr Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Jedes der so eingerichteten Register kann wahlweise auf einem der beiden Manuale gespielt werden (jedoch nicht auf beiden zugleich). Dazu kann jeder Registerzug entweder nach rechts oder nach links geschoben werden. Eine andere Möglichkeit sind Züge, die entweder ganz oder nur halb gezogen werden.
Die Windlade enthält dazu für jeden Ton zwei Kanzellen – eine für jedes der Manuale – die immer direkt nebeneinander liegen. Die Bohrungen in den Pfeifenstöcken, den Schleifen und dem Fundamentbrett sind so angeordnet, dass je nach Stellung der Schleife die eine, die andere oder keine der Kanzellen den Orgelwind zur Pfeife freigibt.
Springlade
Eine gänzlich andere Bauart ist die Springlade, bei der sich oberhalb jeder Tonkanzelle für jedes Register ein weiteres Ventil befindet. Über allen dieser kleinen Registerventile befinden sich kleine Stecher, die nach oben aus der Lade ragen. Über allen Registerventilen eines Registers liegt eine bewegliche Leiste. Wird diese mittels der Registertraktur nach unten bewegt, drückt sie auf die Stecher und öffnet alle betreffenden Ventile. Da dieses gegen die Federkraft von zahlreichen Ventilen geschieht, müssen die Registerzüge (im Gegensatz zur Schleiflade) sowohl im gezogenen als auch im abgestoßenen Zustand eingerastet werden. Der Name der Springlade kommt entweder daher, dass ein Register, wenn wieder abgestoßen, durch den die Kraft der Federn „zurückspringt“ – oder schlicht vom englischen Namen für die hier so charakteristischen und vielfach verbauten Federn, nämlich „Spring“.
Der Vorteil der Springlade ist gegenüber der Schleiflade die Unempfindlichkeit gegenüber Klimaveränderungen. Diese Feststellung gilt jedoch nur, wenn man sie mit Schleifladen vergleicht, bei denen die Schleifen keine Dichtungen haben. Das ist heute kaum der Fall. Daher fällt inzwischen mehr der Nachteil ins Gewicht, dass die große Anzahl an Ventilen viele potentielle Fehlerquellen darstellen.
Bei sogenannten doppelten Springladen können alle zu einem Ton gehörigen Ventile einer Schublade gleich gemeinsam herausgezogen werden. Dadurch wird die Wartung stark vereinfacht.
Registerkanzellenlade
Bei den Registerkanzellenladen teilen sich alle Pfeifen eines Registers eine Kanzelle. Diese Kanzelle wird mit Wind versorgt, sobald das Register gezogen ist. Für jedes Register gibt es hier ein einziges Registerventil, wohingegen für jede Pfeife ein Spielventil benötigt wird. Daraus resultiert ein höherer Wartungsaufwand, der der Nachteil aller Systeme mit Registerkanzellen ist. Vorteil ist die stabilere Windversorgung jeder einzelnen Pfeife, auch wenn viele Register gezogen sind.
Kegellade
Die Kegellade wurde etwa Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt. Für jeden Ton in der Kanzelle gibt es ein Kegelventil, das eine Verbindung zu der Pfeife (oder mehreren Pfeifen im Falle eines gemischten Registers) öffnet.
Zunächst wurden Kegelladen mechanisch gesteuert. Dabei wird jedoch durch jedes hinzukommende Register der Tastendruck höher. Deshalb setzte sich später die pneumatische Traktur weitgehend durch. Bei der pneumatischen Steuerung wird durch das Drücken einer Taste (in der Abbildung: a) nur ein Ventil (b) geöffnet, das dann pneumatisch kleine Lederbälgchen unter den Registerkanzellen aufbläst (d), die wiederum die Kegelventile (e) anheben.
Ein Vorteil der Kegellade ist die einfachere Ventilkonstruktion. Bei der pneumatischen Kegellade muss der Organist nur ein kleines Ventil bewegen, so dass die Traktur leichtgängig bleibt, ganz gleich wie viele Register angesteuert werden. Sie ermöglichte außerdem die Konstruktion von freien Kombinationen.
Den Vorteilen stehen mehrere Nachteile gegenüber: Durch die pneumatische Übertragung entstehen Verzögerungen. Diese lassen sich allenfalls durch Elektrifizierung oder Konterrelais mildern. Zudem fehlt dem Organisten bei elektrischer oder pneumatischer Traktur die sensorische Rückmeldung (der Gegendruck der Tasten wird eigens durch eine Feder erzeugt), weshalb mechanische Trakturen bevorzugt werden. Die Kegelventile neigen außerdem dazu, Nebengeräusche zu verursachen, die sich durch die Betätigung mehrerer Ventile pro Ton vervielfachen.
Für Kompositionen der Spätromantik, also der Zeit, in der pneumatische Laden modern waren, kann jedoch das Spiel auf Kegelladenorgeln durchaus angemessen sein. Das betrifft z. B. die Orgelwerke Max Regers.
Membranen- und Taschenlade
Diese pneumatische Ladenart enthält als Tonventile Ledermembranen (in der Abbildung: e) oder -taschen, die durch Druckluft (Arbeitswind, d) vor die Öffnungen zu den Pfeifen gepresst werden und so dem Spielwind den Weg von der Registerkanzelle (f) in die Pfeife (g) versperren. Wird eine Taste (a) gedrückt, so wird der Wind aller Membranenventile für diesen Ton abgelassen. Durch den Druck des Spielwindes aus der Registerkanzelle geben die Membranen die Öffnungen zur Pfeife frei, so dass der Wind in die Pfeifen für diesen Ton gelangt.
Man spricht an dieser Stelle von einem Abstromsystem, bei dem durch das Abfließen des Windes eine Funktion ausgelöst wird. In der Abbildung ist bei b und c ein Zustromsystem zu erkennen, bei dem das Einströmen des Windes eine Funktion auslöst. Kegelladen sind daher Zustromsysteme. Auf dem Weg zwischen Taste und Ventil können beide Systeme Anwendung finden. Die abgebildete Traktur ist z. B. ein Zustrom-Abstrom-System. Abstromsysteme gelten als präziser als Zustromsysteme.
Höhere Präzision und Geschwindigkeit sind auch insgesamt die Vorteile der Membranenlade gegenüber der Kegellade. Außerdem bewegen sich nur die Membranen, deren Register eingeschaltet sind, und diese verursachen kaum Nebengeräusche. Der Nachteil ist jedoch vor allem, dass alle Arten von Membranen auf Dauer Verschleiß und Undichtigkeit aufweisen.
Kastenlade
Allgemein
Bei der Kastenlade oder auch Unitlade stehen alle Pfeifen auf einer gemeinsamen Kanzelle und werden durch elektrische Relais einzeln angesteuert. Jeder Pfeife (oder Pfeifengruppe bei gemischten Stimmen) ist genau ein Ventil zugeordnet. Es gibt also keine Unterscheidung zwischen Spiel- und Registerventilen. Die Verknüpfung von Tasten und Registern erfolgt in einer vorgelagerten Elektronik. Die Kastenlade war bei der Multiplexorgel üblich, konnte sich aber wie diese nicht durchsetzen.
Multiplexsystem
Bei einer Multiplexorgel stehen die Pfeifenreihen auf einer Lade und jede Pfeife besitzt ein Ventil. Aus relativ wenigen Pfeifenreihen werden durch eine elektronische Ansteuerung der Ventile im Transmissions- und Extensionsverfahren verschiedene Register erzeugt. Dadurch werden Kosten, Platz und Gewicht gespart. Dieses Prinzip ist bei vielen Kinoorgeln der 1920er und 1930er Jahre zu finden. Das klangliche Ergebnis hängt sehr vom Einzelfall ab. Systembedingt treten einige Nachteile auf:
- Die Eigencharakteristik der aus einer Pfeifenreihe erzeugten Register geht verloren. Die Register, welche aus einer Pfeifenreihe erzeugt werden, klingen alle gleich.
- Durch Transmissionen geht der Charakter einer Orgel mit mehreren Teilwerken verloren.
- Bei mehrstimmigem Spiel besteht das Problem, dass bei Oktavzusammenklängen und bei Quintextensionen aus derselben Pfeifenreihe auch bei Quintzusammenklängen weniger Pfeifen gleichzeitig als bei anderen Intervallzusammenklängen erklingen, wodurch der Gesamtklang vor allem bei leiseren Registrierungen dünn und unausgewogen erscheinen kann. Dieses Problem tritt fast nur beim Spiel auf den Manualen auf, da zweistimmiges Pedalspiel sehr selten ist.
- Bei der Extension von Aliquotregistern aus Grundstimmen sind diese nicht rein sondern gleichstufig gestimmt, was der Klarheit und Verschmelzung des Klanges abträglich ist.
Aus den bekannten Nachteilen wurden häufig entsprechende orgelbauliche Konsequenzen gezogen, wodurch Multiplexorgeln mit für ihren Einsatzzweck brauchbarer Klangcharakteristik entstanden.
- Die Zahl der Grundstimmen, also Pfeifenreihen, aus denen Register in den Lagen 32′ (seltener und meist im Pedal), 16′, 8′, 4′, 2′ und 1′ generiert werden, wird nicht zu gering angesetzt. Üblich sind etwa folgende Pfeifenreihen: Prinzipal, Flöte (offen), Gedackt und eine streichende Stimme als Labialstimmen und Trompete sowie ein bis zwei weitere Lingualstimmen mit unterschiedlicher Becherlänge.
- Transmissionen vor allem auf mehrere Manuale werden auf ein Minimum reduziert.
- Auf die Extension von Aliquotregistern aus Grundstimmen wird verzichtet. Aus einer labialen Quintpfeifenreihe können die Quinten 102/3′ (seltener und meist im Pedal), 51/3′, 22/3′ und 11/3′ generiert werden, aus einer labialen Terzpfeifenreihe die Terzen 31/5′ und 13/5′. Für die seltener disponierten Septimen und Nonen gilt Entsprechendes. Von diesem Verzicht kann eine Ausnahme gemacht werden. Da die Multiplexorgel in aller Regel gleichstufig gestimmt ist, können die Quinten 211/3′ und 102/3′ im Pedal aus einer Grundstimme, die natürlich bis zum Subkontra-C (32′ auf Taste C) herunter reichen muss, per Quintextension generiert werden. In dieser tiefen Lage stört die Abweichung der so generierten Quinten um −2 Cent von den reinen Quinten meist nicht.
Die Klangcharakteristik einer Multiplexorgel muss immer auch im Zusammenhang mit ihrem Einsatzzweck gesehen werden. So ist eine Kinooorgel primär für die musikalische Begleitung von Stummfilmen ausgelegt. Daher darf beispielsweise nicht erwartet werden, dass auf einer solchen Orgel Literatur aus der Barock- oder gar der Renaissancezeit angemessen wiedergegeben werden kann.
Antike und mittelalterliche Windladen
Bei den antiken Orgeln wurden die verschiedenen Pfeifenreihen auf einer Art Registerkanzellenlade angeordnet. Ob die einzelnen Register der Erzeugung verschiedener Klangfarben oder dem Spiel in verschiedenen Tonarten dienten, konnte bisher nicht festgestellt werden.
Seit der Romanik sind registerlose Blockwerke belegt. Alle Pfeifen standen auf einer ungeteilten Windlade. Erst in spätgotischer Zeit kamen wieder „Register“ auf (Stimmscheidung), zunächst realisiert mit der Sperrventillade, später auch mit der Doppellade und der Schleiflade. Auch hatten diese ältesten Orgeln noch keine Tasten. Die Töne wurde mit Hilfe von Tonschleifen (Tonschlein), die wie die Registerschleifen der Schleiflade funktionierten, ein- und ausgeschaltet. Sie waren mit Rückstellfedern versehen, so dass der Ton beim Loslassen der Schleife verstummte. Mit der Einführung von Doppel- und Schleiflade verschwanden die Tonschleifen.
Sperrventillade
Diese Windladenbauform kam in der Gotik auf, als das mittelalterliche Blockwerk in zunächst zwei, später maximal vier „Register“ aufgeteilt wurde. Jede Teillade wird über ein Sperrventil angeschaltet. Mit dem Aufkommen der Schleiflade wurde sie weitgehend verdrängt, hielt sich vereinzelt aber bis ins 17. Jahrhundert.
Doppellade
Diese Windladenform ist eine Mischform zwischen Sperrventillade und Schleiflade. Sie kam in spätgotischer Zeit auf, als die Aufteilung in maximal vier Register mittels Sperrventillade als unzureichend empfunden wurde. Zunächst wurden einzelne Pfeifenreihen des Hintersatzes auf Einzelschleifen gestellt und so die Anzahl der Register erhöht. Später kamen auch einzelne neue Register (Flöte, Gedackt, Regal) hinzu. Auch dieser Windladentyp wurde von der Schleiflade weitgehend verdrängt.
Besondere Bauformen
Eine weiterer Ladentyp, der ebenfalls als Doppellade bezeichnet wird, hat für jede Tonkanzelle zwei Ventile, so dass die Register über zwei Klaviaturen spielbar sind. Im Gegensatz zur Zwillingslade besitzt ein Ton hier keine zwei Tonkanzellen sondern beide Tonventile gehören zu einer gemeinsamen Kanzelle. Die Pfeifen stehen wie gewöhnlich über einer einfachen Schleife. Die gezogenen Register sind stets auf beiden Klaviaturen spielbar und können nicht getrennt für nur eines registriert werden. Dieselbe Wirkung lässt sich auch mit einer Koppel realisieren. Ein Beispiel für solch eine Einrichtung ist das an das Hauptwerk angehängte Pedal der Orgel der Hofkirche (Innsbruck).
Literatur
- Wolfgang Adelung: Einführung in den Orgelbau. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1991, ISBN 3-7651-0279-2.
- Hans Klotz: Das Buch von der Orgel. Bärenreiter, Kassel 2000, ISBN 3-7618-0826-7.
Weblinks
- Fotogalerie zur Huß/Schnitger-Orgel in St. Cosmae zu Stade mit Fotos einer doppelten Springlade
- Orgelportal
Baugruppen der OrgelWindwerk | Spieltisch | Traktur | Windlade | Register | Orgelpfeife | Prospekt
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