- Wirtschaft der Dominikanischen Republik
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Inhaltsverzeichnis
Der primäre Wirtschaftssektor
Die Agrarwirtschaft
Die Agrarwirtschaft stellte über einen langen Zeitraum den wichtigsten Teil der dominikanischen Wirtschaft dar und war fast ausschließlich auf den Export ausgerichtet. Im Wesentlichen wurde neben Kakao, Kaffee und Bananen vor allem Zuckerrohr angebaut. Traditionell stellte der Zuckerexport einen unverzichtbaren Teil des Exportwertes des Landes dar. Der Zuckerrohranbau zeichnete sich, wie die gesamte Agrarwirtschaft, durch eine recht geringe Produktivitätsrate aus. So waren während der 1960er Jahre im Schnitt etwa 60% der erwerbstätigen Bevölkerung in diesem Sektor beschäftigt, trugen aber lediglich knapp ein Viertel zum BIP bei. Im selben Jahrzehnt begann sich im Zuge ökonomischer Veränderungen auf dem Weltmarkt, die Wirtschaftsstruktur des Landes drastisch zu verändern. Ungünstige terms of trade ließen die Bedeutung der Agrarwirtschaft allmählich zugunsten von Bergbau und ab den späten 1980er Jahren von Tourismus absinken. Mitte der 1970er Jahre erwirtschaftete der Zucker noch fast die Hälfte des Exportwertes des Landes, dieser Anteil fiel jedoch bis 1985 auf 21% ab.
Einer der Hauptgründe spielte dabei die Erosion der Weltmarktpreise für Zucker, welche in der ersten Hälfte der 1980er Jahre stark einbrachen. 1982 beispielsweise erzielte karibischer Zucker nur noch ein Viertel des Preises im Vergleich zum Jahr 1980. 1985 belief sich jener Wert auf weniger als ein Fünftel. Insbesondere die starke Reduzierung der US - Einfuhrquote für dominikanischen Zucker im Jahr 1998 führte dazu, dass der Anteil von Zucker an der gesamten Exportleistung in nur zwei Jahren von rund 21% 1997 auf sage und schreibe 4% 1999 absank. Der Umstand, dass 1994 immer noch über ein Drittel der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiteten, zeigt die nach wie vor vorhandene geringe Produktivität auf. Hinzu kommt, dass die Zuckerwirtschaft maßgeblich von multinationalen Konzernen und dem Staat dominiert wird. Der Rückzug ausländischer Investoren aufgrund der stetig sinkenden Rentabilität brachte starke zusätzliche soziale Kosten für die Dominikanische Republik mit sich.
Es wird teilweise mit Erfolg versucht, auf andere Produkte umzustellen, dabei aber nach wie vor auf den Export konzentriert. So ist die Dominikanische Republik mittlerweile drittgrößter Exporteur von Avocados (nach Israel und Südafrika).
Des Weiteren ist die ungleiche Verteilung von landwirtschaftlicher Nutzfläche zu benennen. 1% der Landwirtschaftsbetriebe besitzen über 50% des Nutzbodens, während 75% der kleinen Agrarbetriebe nur über einen Anteil von 15% verfügen. Die Binnennachfrage an landwirtschaftlichen Erzeugnissen wird von mittelgroßen Betrieben nur unzureichend gedeckt. Da trotz einiger Versuche einer Bodenreform zugunsten der Kleinbauern immer noch 85% aller Agrarbetriebe kleiner als 5 ha sind, gelingt keine bedarfsgerechte Subsistenzproduktion für den Landesverbrauch. Die notwendigen Nahrungsmittelimporte tragen somit zu dem chronischen Defizit der Handelsbilanz bei.
Der Bergbau
Die Bergbauwirtschaft war lange Zeit vollkommen unbedeutend, verzeichnete aber ab den 1970er Jahren ein exorbitantes Wachstum. Während dieses Jahrzehnts stieg der Anteil dieses Wirtschaftszweiges am Export von <0,5% 1970 auf 38% im Jahr 1980. Neben dem Abbau von Eisennickel waren Gold, Silber, sowie Bauxit von größerer Bedeutung. Allerdings waren lediglich 1% der Erwerbstätigen in diesem Segment beschäftigt, was für eine hohe Produktivität spricht. Auf der anderen Seite wird damit klar, dass dieser Sektor kaum Arbeitsplätze schuf, um größere Teile der Erwerbstätigen einzustellen und an den relativ guten Verdienstmöglichkeiten teilhaben zu lassen.
Daneben dominierten auch in diesem Bereich ausländische Großkonzerne das Geschäft, was sich Mitte der 1980er fatal auswirkte. Ebenso wie im Zuckergeschäft 1984 die Gulf and Western Company, verkaufte auch die Aluminium Company of America (Alcoa) bereits 1982 ihre sämtlichen Fabriken im Bauxitsektor aufgrund internationaler Preisrückgänge und allgemeiner Wirtschaftsrezession. Einzig Eisennickel konnte noch bis in die Mitte der 1990er Jahre hinein einen bedeutenden Anteil von ca. 30% des gesamten Exportvolumens ausmachen. Doch auch dort führten große Preisverfälle und geringe Nachfrage dazu, dass Ende Oktober 1998 die gesamte Produktion für 3 Monate eingestellt wurde. Im Jahr 1999 betrug das Exportvolumen daher nur noch knapp 5%.
Der sekundäre Wirtschaftssektor
Die Industrie der Dominikanischen Republik konzentrierte sich zunächst vorwiegend auf die Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Allen voran auf die von Zucker und seiner Nebenprodukte. Weiterhin auf die Getränke- und Lebensmittelherstellung, sowie die Herstellung chemischer Erzeugnisse, die Produktion von Textilien und Zement.
Von enormer Wichtigkeit für die Dominikanische Republik erwiesen sich in den letzten Jahren die sog. "Freien Produktionszonen" ("zona franca"), die de facto außerhalb der Volkswirtschaft halbfertige Erzeugnisse importieren, zu Fertigerzeugnissen weiterverarbeiten und diese wieder exportieren. Die Bedeutung der "Freien Produktionszonen" für die dominikanische Wirtschaft lässt sich aus folgendem Grund nur indirekt nachweisen. Lediglich die Löhne und Gehälter der dort Beschäftigten fließen in die Berechnung des BIP mit ein, nicht aber die Gewinne der dort tätigen Unternehmen. Ihre Zahl belief sich 1998 auf immerhin ca. 500 und bot rund 190.000 Menschen Arbeit. Weiterhin beanspruchten die "Freien Produktionszonen" ca. 37% aller Importe des Landes und machten 1998 über 82% des Exportes aus. Mit ein Grund weswegen sich dieser Anteil dermaßen vergrößern konnte, ist der im vorigen Abschnitt genannte Verfall der Rohstoffpreise der ehemaligen Hauptexportprodukte Zucker, Bauxit, usw.
Trotz dieses rasant gewachsenen Teils der dominikanischen Wirtschaft zeichnete sich schon 1998 eine beginnende Stagnation ab. Die Dominikanische Republik ergriff diesbezüglich die Initiative und versuchte zusammen mit anderen zentralamerikansichen Staaten Druck auf die US – Regierung auszuüben, mit dem Ziel eine Parität mit der mexikanischen Textilindustrie zu erlangen.
Der tertiäre Wirtschaftssektor
Wie sich aus den bereits genannten Beschäftigungszahlen ergibt, muss zwangsläufig der Großteil der Erwerbstätigen in diesem Sektor beschäftigt sein. Ihr Anteil in jenem Sektor beläuft sich auf geschätzte 40 - 45% im Jahr 1994. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass zu diesem Sektor auch Kleingewerbe, Schuhputzer, Straßenverkäufer, etc. gezählt werden. Diese Form der Arbeit dient gleichermaßen als eine Art Auffangbecken für Arbeitslose und stellte für viele städtische Familien der untersten sozialen Schicht die einzige Überlebenschance dar.
Trotz aller Widrigkeiten in den anderen Wirtschaftssektoren belief sich der durchschnittliche Zuwachs des BIP auf 7% in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. Besonders hervorstechend sind die Zuwachsraten in Bereich der Bauwirtschaft (1996-99: Ø +17,1%), Kommunikation (1996-99: Ø +17.93%) und Hotels & Gaststätten (1996-99: Ø +11,23%). Diese Entwicklung geht hauptsächlich auf den Tourismus zurück, der sich seit den späten 1980er Jahren massiv ausgeweitet hat. Dieser Sektor wurde innerhalb relativ kurzer Zeit zu dem Hauptdevisenbringer des Landes.
Ein nicht zu verachtender Nachteil hierbei stellt die strukturelle Abhängigkeit von ausländischen Konjunkturlagen dar. Nahezu alle Touristen des Landes sind aus westlichen Industrienationen und bleiben logischerweise gerade dann aus, wenn sich die Konjunktursituation in deren Heimatländern verschlechtert. Insbesondere nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und der einsetzenden internationalen Wirtschaftsflaute erfolgte ein zunächst leichter Einbruch im Touristikgeschäft. So verringerte sich die Zahl der Touristen 2002 im Vergleich zu 2001 um immerhin 146.000 bzw. ca. 5%. Dabei handelte es sich vor allem um ausbleibende Touristen aus den USA.
Im ersten Halbjahr 2006 lag durchschnittliche Verweildauer der Touristen bei 9,5 Tagen, d.h. es gibt relativ viele Kurzurlauber aus den USA und Kanada (52%). Die Europäer (39% der Touristen) bleiben in der Regel zwei Wochen oder auch länger. Die Dominikanische Republik ist übrigens schon längst keine Billigdestination mehr: Ein Tourist gibt derzeit (Stand: 1. Halbjahr 2006) pro Tag etwa 107,- US$ aus. Das Preisniveau für Waren in Supermärkten liegt fast auf europäischem Niveau.
Die Erwerbsstruktur und soziale Situation
Die Wirtschaftsstruktur des Landes hat sich in den letzten 40 Jahren maßgeblich verändert und hatte auch Auswirkungen auf die Bevölkerung. Heute arbeiten zwar immer noch viele erwerbstätige Menschen im Agrarsektor, doch ist dessen Bedeutung zugunsten des Tourismus, auch unter dem Gesichtspunkt der Quantität der Arbeitsplätze, weit zurückgegangen. Heute sind mehr denn je eine Vielzahl von Arbeitsplätzen direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig. Im Zuge dieser Entwicklung konnte sich daher auch eine Mittelschicht herausbilden, die zu Beginn der 1960er Jahre überhaupt nicht vorzufinden war und zunehmend an Bedeutsamkeit gewann.
Jedoch kann dieser Umstand nicht über die soziale Realität des Landes hinweg täuschen. Dies lässt sich besonders gut an der Einkommensverteilung ablesen. 1998 verfügte das reichste Fünftel der Bevölkerung über mehr als 53% aller Einkommen, wohingegen sich auf das ärmste Fünftel lediglich knapp 5% aller Einkommen verteilte. Noch anschaulicher wird diese Ungleichheit in der Verteilung der Einkommen, wenn man den Anteil des reichsten Zehntels betrachtet, welcher ganze 37,9% ausmacht. So führte der stattliche Zuwachs des BIP pro Kopf von rd. 1.040 US$ (1990) auf 2.110 US$ (1999) nicht dazu, dass untere Einkommensschichten davon profitieren konnten. Seit Beginn der 1990er Jahre nahm die Einkommenskonzentration auf die obersten 30% der Bevölkerung leicht, aber stetig zu. Demzufolge verschlechterte sich die Einkommenssituation für die ärmeren und ärmsten Schichten. Viele Menschen verdienen ihr Geld im "informellen Sektor" - es gibt für viele, besonders für die Unqualifizierten, keine Formalisierung der Arbeitsverhältnisse (d.h. nur mündlich ausgesprochene kurzfristige Arbeitsverträge, keine Arbeitsschutzgesetze, keine Lohnfortzahlung, keine soziale Absicherung), und dazu (typisch für Arbeiten im informellen Bereich) ist die Arbeit der geringverdienenden Dominikaner sehr unproduktiv.
Weshalb sich aber aufgrund dieser Lage der Bevölkerung das politische System nicht begann zu destabilisierten, wird u. a. auf zweierlei Faktoren zurückgeführt. Einerseits dienen die halbe Million illegalen Einwanderer aus Haiti als stilisierte Sündenböcke und wurden bis in die Gegenwart hinein Opfer von Gewalt, Diskriminierung und Ausbeutung. Grundlage hierfür ist die Zeit der haitianischen Besetzung des Landes von 1822 - 44 und dem daraus entstandenen Hass, sowie Rassismus, der kennzeichnend für die Dominikanische Republik ist. Dieser Umstand war stets ein gern benutztes propagandistisches Element der Politik. Auf der anderen Seite sorgt die meist illegale Arbeitsmigration vor allem in die USA für eine Entlastung des staatlichen Arbeitsmarktes und dient, mit Einschränkungen, der Verbesserung der Lebensbedingungen der betreffenden Menschen sowie - über Geldtransfers - auch der zurückgebliebenen Familienangehörigen. Die jährlichen Überweisungen von im Ausland lebenden Dominikanern erreichen dreistellige Millionenbeträge.
CAFTA-Freihandel
Die Dominikanische Republik ist wirtschaftlich gesehen im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig. Die Abkommen der CAFTA-Freihandelszone mit bis 2010 sukzessiv abnehmenden Zöllen für den Warenaustausch mit den USA wird deshalb für eine größeres Volumen von Importen aus den USA führen, aber nicht zu einem signifikant höheren Volumen an Exporten. Da die Zölle für Einfuhren aus der EU sich nicht reduzieren, wird es für europäische Unternehmen zunehmend schwieriger, Waren günstig in die Dominikanische Republik zu exportieren.
Strukturprobleme
- Die Dominikanische Republik hat in großen Teilen ein schlechtes, marodes Stromnetz. Stromklau und Verluste durch schlechte Leitungen sind üblich.
- Die Dominikanische Republik hat ein im internationalen Vergleich dürftiges Gesundheitswesen.
- Die Dominikanische Republik hat im internationalen Vergleich ein schwaches Bildungswesen.
Wechselkursdirigismus
Der Wechselkurs des Dominikanischen Peso (RD$) zum US-Dollar (US$) folgt häufig keinen wirtschaftlich angemessenen Überlegungen, sondern scheint willkürlich. Daraus resultiert eine Planungsunsicherheit für Privatpersonen wie für Unternehmen. Besonders gravierend waren die Kursschwankungen zu Zeiten des Präsidenten Hipólito Mejía (2000-2004), als der Kurs in kurzer Zeit von etwa 1:16 bis auf knapp 1:60 stieg, während der Panamerikanischen Spiele in Santo Domingo (2003) oder zu anderen Anlässen aber wieder auf etwa 1:25 stark zurückging. Seit der Wiederwahl Leonel Fernández' ist der Peso deutlich stabiler.
Literatur
- Barrios, Harald / Suter, Jan 1992: "Dominikanische Republik". In: Dieter Nohlen / Franz Nuscheler (Hg.), Handbuch der dritten Welt, Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger, S. 373 – 396.
- Nuscheler, Franz 1995: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik. Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger.
- Radermacher, Reiner 2001: Dominikanische Republik. [Electronic ed.] Bonn: Friedr. – Ebert – Stiftung Library, 2001
- Schwanecke, Bolko 1999: "Dominikanische Republik". In: Dresdner Bank Lateinamerika AG (Hg.), Kurzbericht über Lateinamerika, Juni 1999. Hamburg: S. 82 – 85.
- Seyler, Daniel J. 1989: "Dominican Republic: The Economy". In: Richard A. Haggerty (Hg.), Dominican Republic and Haiti: country studies, Washington D. C.: Federal Research Division, S. 77 – 126.
- UNDP 2001: Human Development Report 2001. New York / Oxford: Oxford University Press.
- Wiarda, Howard J. 1989: "Dominican Republic: Government and Politics". In: Richard A. Haggerty (Hg.), Dominican Republic and Haiti: country studies, Washington D. C.: Federal Research Division, S. 127 - 160.
- Wiarda, Howard J. / Kryzanek, Michael J. 1982: The Dominican Republic: A Caribbean Crucible. Boulder (Colorado, USA): Westview Press.
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