Wissen ist Macht

Wissen ist Macht

Wissen ist Macht ist im Deutschen ein geflügeltes Wort, das auf den englischen Philosophen Francis Bacon (1561–1626) zurückgeht. Bacon legte in seinen Werken einen Grundstein der Philosophie im Zeitalter der Aufklärung und führte die aristotelisch-christliche Scholastik an die Erkenntnisse und Methoden der Naturwissenschaft heran. Sein Bestreben, den Menschen „in einen höheren Stand seines Daseins“ zu bringen, drückte sich 1597 in seinen Meditationes sacrae in der Formulierung Nam et ipsa scientia potestas est (Denn die Wissenschaft selbst ist Macht) aus.[1] In der englischsprachigen Fassung von 1598 lautete der Satz:

„(For) knowledge (itself) is power“

„Denn Wissen selbst ist Macht[2]

Den Gedanken führte Bacon in seinem 1620 erschienenen Hauptwerk Novum Organum weiter aus. Dort schreibt er:

„Scientia et potentia humana in idem coincidunt, quia ignoratio causae destituit effectum“

„Wissen und Macht des Menschen fallen zusammen, weil Unkenntnis der Ursache die Wirkung verfehlen lässt“[3]

Im englischsprachigen Raum erlangte der Ausdruck Knowledge is power weite Verbreitung, so bezeichnete ihn Benjamin Rush in einem 1806 geschriebenen Brief als well-known aphorism.[4]

1872 griff Wilhelm Liebknecht (1826–1900) in einem Vortrag die Formulierung Bacons auf:[2]

„Wissen ist Macht – Macht ist Wissen“

Liebknecht, einer der Gründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), vertrat die Forderung, die Arbeiterklasse solle die politische Macht erringen und bestehende Schranken beseitigen, die großen Teilen der Bevölkerung den Zugang zu Wissen, Bildung und Kultur verwehrten. Der Slogan wurde innerhalb der Arbeiterbewegung sehr populär. 1891 verwendete ihn Max Kegel im Text des Liedes Sozialistenmarsch:

„Des Geistes Licht, des Wissens Macht,
Dem ganzen Volke sei's gegeben!“

Anfang des 20. Jahrhunderts findet sich der Ausdruck, mit dem Verweis auf Bacon, bereits in deutschsprachigen Konversationslexika.[5][6]

Vergleichbare Formulierungen

„توانا بود هر که دانا بود“

„Jemand der Wissen hat, ist mächtig“

Firdausis Schāhnāme

„גֶּבֶר-חָכָם בַּעוֹז; וְאִישׁ-דַּעַת, מְאַמֶּץ-כֹּחַ“

„Der Weise ist dem Starken überlegen, ein verständiger Mensch dem robusten.“

Spr 24,5 EU:

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Georg Büchmann: Geflügelte Worte. 32. Auflage. Haude & Spener, Berlin 1972, S. 436
  2. a b VEB Bibliographisches Institut Leipzig: Geflügelte Worte. Leipzig 1981
  3. Aphorismi de interpretatione naturale et regno hominis.
  4. Jennifer Speake (Hrsg.): The Oxford Dictionary of Proverbs. Oxford University Press, 2003
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 194
  6. Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, 5. Auflage, Band 1. Leipzig 1911, S. 981

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  • Wissen — Wịs·sen das; s; nur Sg; 1 das Wissen in etwas (Dat) die Gesamtheit der Kenntnisse (auf einem bestimmten Gebiet oder überhaupt) <enormes, großes, umfassendes Wissen; sich Wissen aneignen; sein Wissen in Biologie, Mathematik usw> || K :… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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