- Wittigonen
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Die Witigonen, auch Wittigonen; Witekonen; Witkowitzer; tschechisch Vítkovci auch z Růže; lateinisch Vitkonides) waren ein altböhmisches Adelsgeschlecht. Ihr Wappen war eine fünfblättrige Rose.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Stammvater der Witigonen war der böhmische Adlige[1] Witiko von Prčice († 1194). Er stand in Diensten der Přemysliden und war von 1169 bis 1176 herzoglicher Truchsess und danach Kastellan von Glatz. Er erwarb große Ländereien in Süd- und Mittelböhmen sowie im Mühlviertel und diente Adalbert Stifter als Vorbild für seinen historischen Roman Witiko.
Witiko von Prčice hatte vier Söhne, die zu Ahnherren der folgenden Familienzweige wurden:
- Witiko II. (Vítek II.) begründete die Linie der Herren von Krumau, die 1302 ausstarb.
- Witiko III. von Blankenberg, begründete die Linie der Herren von Rosenberg. Sein Sohn Wok von Rosenberg errichtete vor 1250 oberhalb der Moldau die Burg Rosenberg und benutzte als erster das Prädikat „von Rosenberg“. Nach dem Aussterben des Krumauer Familienzweiges 1302 erhielten sie vom König deren Güter und verlegten ihre Residenz auf die Burg Krumau. Mit Peter Wok von Rosenberg starb diese Linie 1611 in männlicher Linie aus.
- Witiko IV. (auch Witiko von Klokoty[2]; tschechisch Vítek IV. auch Vítek z Klokot; † 1234) begründete die Linie der Landstein und Wittingau, die Ende des 14. Jahrhunderts ausstarb.
- Heinrich I. von Hradec begründete die Linie der Herren von Hradec/von Neuhaus, die 1604 ausstarb.
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- Daneben hatte Witiko noch den außerehelichen Sohn Sezema von Ústí, auf den die Linie der Herren von Sezimovo Ústí zurückgehen soll; sie starb um 1630 aus.
- Die witigonische Linie der Herren von Stráž (ze Stráže) wurde als eine Seitenlinie der Herren von Neuhaus/von Hradec begründet.
- Daneben hatte Witiko noch den außerehelichen Sohn Sezema von Ústí, auf den die Linie der Herren von Sezimovo Ústí zurückgehen soll; sie starb um 1630 aus.
Mit ihren umfangreichen Ländereien in Südböhmen, das zunächst außerhalb der unmittelbaren Interessen der böhmischen Herrscher stand, beteiligten sich die Witigonen am Landesausbau Böhmens. Am Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert waren in ihrem Besitz: Prčice, Sepekov, Klokoty, Načeradice und Skalice. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts gründeten sie u. a. Krumau, Rosenberg, Wittingau, Neuhaus, Wittinghausen und Přiběnice. Sie bekleideten wichtige königliche Ämter und unterhielten durch ihre bedeutende Stellung in Südböhmen und ihre Besitzungen im Mühl- und im Innviertel vielfältige Beziehungen zu Österreich und Baiern. Dabei spielte die Verwandtschaft mit den österreichischen Adelsfamilien Hardegg, Walsee, den Kuenringern und den Schaunbergern sowie den bayerischen Grafen Leuchtenberg und Hals eine Rolle.
Bereits vor 1237 übergab Heinrich von Hradec das Patronat über die Pfarrkirche von Neuhaus dem Deutschen Ritterorden. Erst 1263 wurde die weitere Expansion der Witigonen in Südböhmen durch König Ottokar II. Přemysl mit der Gründung des Klosters Goldenkron, dessen Ländereien an die Besitzungen Heinrichs I. von Rosenberg reichten, behindert.
Im Gegensatz zu den anderen böhmischen Adelsgeschlechtern wurden die Witigonen bereits 1276 mit der Sammelbezeichnung „Vitkonides“ erwähnt. Nach der Hinrichtung Zawischs von Falkenstein aus der Krumauer Linie überschrieb König Wenzels einen Teil des witigonischen Grundbesitzes dem von ihm gegründeten Zisterzienserkloster Königssaal.
Wappen
Das Wappen der Witigonen stellte eine fünfblättrige Rose dar. Nach der Aufspaltung auf mehrere Zweige behielten sie alle die fünfblättrige Rose auf ihrem Wappen bei, wobei jeder Zweig eine eigene Farbgestaltung des Wappens wählte:
- Herren von Krumau: Grüne Rose auf silbernem Grund
- Herren von Rosenberg: Rote Rose auf silbernem Grund
- Herren von Landstein und Wittingau: Silberne Rose auf rotem Grund
- Herren von Neuhaus: Goldene Rose auf blauem Grund
- Deren Nebenlinie von Stráž: Blaue Rose auf goldenem Grund
- Nebenlinie Sezema von Ústí: Schwarze Rose auf goldenem Grund
Legende
Die Abstammung der Witigonen von dem römischen Geschlecht der Orsini ist nicht belegt und gehört in den Bereich der Legende. Sie kam dadurch zustande, dass Ulrich II. von Rosenberg zur Steigerung des Prestiges der Rosenberger mehrere Urkunden fälschte, die erst im 19. Jahrhundert als Falsifikate erkannt wurden. U. a. konstruierte er eine fiktive genealogische Abkunft der Witigonen von den Fürsten Orsini, die 1469–1481 von drei Mitgliedern dieser Familie bestätigt wurde. Die Legende wurde nach 1594 von dem Rosenberger Hofchronisten und Archivar Václav Březan in seinen „Monumenta Rosenbergica“ nochmals aufgegriffen und dadurch verbreitet. Obwohl die Rosenberg-Chronik als verloren gilt, ist ihr Inhalt in einer deutschen Übersetzung des Wittingauer Stiftspropst Norbert Heermann erhalten, die Matthäus Klimesch 1897 unter dem Titel „Norbert Heermann's Rosenberg'sche Chronik“ herausgab.
Genealogie
Krumauer Familienzweig
Gegründet von Witiko II. d. Ä. (Vítek starší), belegt 1213–1236
- Zawisch von Nechanitz (Záviš z Nechanic), belegt 1216–1257, war in den Jahren 1233 bis 1236 Unterkämmerer des Königs Wenzel I. In den Jahren 1233 bis 1236 sind auch seine Söhne am Hof des Königs nachweisbar. Vermutlich wegen Auseinandersetzungen des böhmischen Königs mit Kaiser Friedrich II. (HRR) über das Erbe der Babenberger mussten die Witigonen den königlichen Palast verlassen. Erst nach 1242 kehrten sie zurück. [3]
- Budivoj von Krumau (Budivoj z Krumlova ze Skalice, ze Sepekova); belegt 1220–1272. Er war mit Perchta von Falkenstein, einer Enkelin von Kalhoch II. von Falkenstein, Klostergründer in Schlägl verheiratet.[4]
- Zawisch von Falkenstein († 1290)
- N. N., Tochter aus Zawischs erster Ehe, († nach 1306), verheiratet mit Heinrich Kruschina von Lichtenburg (Jindřich Krušina z Lichtenburka)
- Johann von Falkenstein (Jan „Ješek“ z Falkenštejna; † 1337), Deutschordensritter
- Witiko von Krumau (Vítek z Krumlova auch z Hluboké, ze Skalice, z Ledenic), belegt 1272–1290. Von 1284 bis 1286 war er Unterkämmerer des Königs Wenzel II., 1288 wurde er in den Urkunden als Marschall des böhmischen Königreiches geführt. 1285 wurde er zum Burggrafen auf Frauenberg, ein Jahr später zum Burggrafen von Znaim ernannt.
- Wok von Krumau (Vok z Krumlova auch ze Skalice, z Ledenic), belegt 1272–1290)
- Tochter N. N.
- Tochter N. N.
- Tochter N. N.
- Johann (Henclinus) von Skalitz (Jan (Henzlín) ze Skalice, auch z Ledenic; † 1300 in Polen)
- Budivoj von Skalitz (Budivoj ze Skalice, auch z Ledenic; † 1300 in Polen)
- Zawisch von Falkenstein († 1290)
- Witiko von Krumau, Sepekov und Naceradec (Vítek z Krumlova, ze Sepekova, z Načeradce), belegt 1220–1277, verheiratet mit Sybila N. N.
- Heinrich von Krumau (Jindřich z Krumlova; † 1301), verheiratet mit Ofka
- Wok von Krumau (Vok z Krumlova, † 1302), mit ihm starb der witigonische Familienzweig Krumau aus.
- Budivoj von Krumau (Budivoj z Krumlova ze Skalice, ze Sepekova); belegt 1220–1272. Er war mit Perchta von Falkenstein, einer Enkelin von Kalhoch II. von Falkenstein, Klostergründer in Schlägl verheiratet.[4]
Familienzweig von Rosenberg
Gegründet von Witiko von Prčice und Blankenberg
- Wok von Rosenberg († 1262)
- Witiko von Příběnice (Vítek z Příbenic), belegt 1243–1255
- Tochter N. N.
- Zacharias von Prčice und Blankenberg (Zachař auch Zachariáš z Prčice a Plankenberka), nicht sicher belegt
Nachkommen Wok von Rosenberg siehe Stammliste Rosenberg
Familienzweig von Neuhaus
Gegründet von Heinrich I. von Hradec (auch von Neuhaus). Dessen Nachkommen siehe Stammlinie der Herren von Hradec/von Neuhaus
Familienzweig von Landstein und Wittingau
Gegründet von Witiko IV. (auch Witiko von Klokoty; tschechisch Vítek IV.; auch Vítek z Klokot; † nach 1236) Dieser Zweig starb Ende des 14. Jahrhunderts aus.
Literatur
- Jörg K. Hoensch: Geschichte Böhmens. ISBN 3-406-41694-2, S. 80, 92, 98, 101, 105–107.
- Anna Kubíková: Rožmberské kroniky. Krátky a summovní výtah od Václava Březana. České Budějovice 2005. ISBN 80-86829-10-3.
- Josef Žemlička: Počátky Čech Královských 1198–1253. Nakladatelství Lidové Noviny 2002, ISBN 80-7106-140-9, S. 181, 227f., 356
Weblinks
Einzelnachweise
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