Kunigunde von Ungarn

Kunigunde von Ungarn
Kunigunde von Halitsch, Abbildung aus dem Chronicon Aulae Regiae, 14. Jahrhundert

Kunigunde von Halitsch, auch Kunigunde von Machow, Kunigunde von Ungarn, Kunigunde von Kiew (tschechisch Kunhuta Haličská) (* um 1245; † 9. September 1285 in Krummau) war als Ehefrau Přemysl Ottokars II. Königin von Böhmen sowie Herzogin von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Als Witwe ging sie eine unstandesgemäße Verbindung mit dem Wittigonen Zawisch von Falkenstein ein, die sie durch eine Ehe legitimierte – ein für das 13. Jahrhundert außergewöhnlicher Vorgang, der für politische Konflikte in Böhmen und Aufsehen auch im Ausland sorgte.

Inhaltsverzeichnis

Abstammung und Kindheit

Sie stammte mütterlicherseits vom ungarischen Königshaus der Arpaden ab. Ihre Mutter Anna war Tochter König Bélas IV. Ihr Vater Rostislaw Michailowitsch gehörte einer Seitenlinie der Rjurikiden aus Halytsch-Wolhynien an. Um 1240 musste er vor den Mongolen nach Ungarn fliehen. Er trat in Bélas Dienste, wurde schließlich sein Schwiegersohn und Ban im slavonischen Fürstentum Mačva. Dort verbrachte Kunigunde ihre Kindheit.

Ehe mit Přemysl Ottokar II.

Mit 15 Jahren wurde Kunigunde eine Figur auf dem politischen Schachbrett. Nachdem Béla von Přemysl Ottokar II. in der Schlacht bei Kressenbrunn geschlagen worden war, sollte eine Hochzeit den Frieden zwischen Böhmen und Ungarn festigen. Zu diesem Zeitpunkt entschloss sich Přemysl Ottokar II. bereits, seine erste Frau Margarethe zu verlassen. Ende Oktober 1261 fand auf der Burg Pozsony (heute Bratislava) die Vermählung statt. Zwei Monate später wurde die sechzehnjährige schöne Kunigunde in Prag gekrönt, damals ein großes Ereignis für ganz Mitteleuropa. Die junge Frau erfüllte ihre Pflichten und gebar innerhalb der nächsten zehn Jahre wahrscheinlich sechs Kinder. Ihre erstgeborene Tochter Kunigunde (1265 – 27. November 1332) war Nonne, Ehefrau von Herzog Boleslaw von Masowien und ab 1302 Äbtissin von St. Georg zu Prag. Agnes (1269–1296), wurde mit Rudolf II. verheiratet. Nur unsicher bezeugt sind zwei Söhne und eine weitere Tochter Kunigundes, die im Kindesalter starben. Der lang ersehnte Erbe Wenzel II. kam erst gegen Ende September 1271 auf die Welt.

Zu diesem Zeitpunkt reichte die Herrschaft der Přemysliden bereits bis zur Adria und der böhmische König griff auch nach der deutschen Krone, dies allerdings gegen den Widerstand der deutschen Herzöge, die die schwindende Macht des deutschen Königs der selbstherrlichen und bestimmenden Art von Ottokar II. vorzogen. 1273 wurde der Habsburger Rudolf I. zum deutschen König gewählt, den der böhmische König nicht anerkannte. 1278 fiel Ottokar im Kampf gegen Rudolf in der Schlacht auf dem Marchfeld.

Witwenschaft

Thronfolger Wenzel II. wurde 1279 von seinem Vormund, dem Markgrafen Otto IV. von Brandenburg, festgenommen und auf der Burg Bezděz inhaftiert. Kunigunde blieb einige Monate bei ihrem Sohn, flüchtete dann aber nach Mähren und später nach Troppau, wo sie einen eigenen Hof führte. Hier nahm die 35-jährige Königin Kontakt zu dem einflussreichen südböhmischen Adligen Zawisch von Falkenstein aus dem Geschlecht der Witigonen auf, mit dem sie eine Affäre einging. Ihr Handeln wurde allgemein als Skandal bewertet, erst recht, als die Beziehung 1281 den gemeinsamen Sohn Jan hervorbrachte. Im gleichen Jahr mussten Kunigunde und Zawisch Troppau aufgeben und nach Mähren fliehen.

Ehe mit Falkenstein

Als der elfjährige Wenzel II. 1283 aus der Gefangenschaft nach Prag zurückkehrte, hielt sich Kunigunde in immer noch in Mähren auf. Ihr Sohn ließ zunächst nur die Mutter an seinen Hof holen, doch Zawisch folgte bald nach und erlangte einen großen Einfluß auf den jungen König. Im Mai 1285 holten Kunigunde und Zawisch die feierliche öffentliche Hochzeit nach. Der südböhmische Adlige erhielt das Hofmeisteramt und als faktischer Regent großen politischen Einfluss in Böhmen. Kunigunde begleitete im gleichen Jahr ihren Sohn nach Eger, wo die Hochzeit Wenzels mit König Rudolfs Tochter Guta vollzogen wurde. Kurz darauf erkrankte sie schwer und am 9. September 1285 starb sie.

Fünf Jahre nach ihrem Tod ließ König Wenzel II. Zawisch von Falkenstein hinrichten.

Literatur

  • Charvátová, Kateřina: Václav II - Král český a polský. Praha : Nakladatelství Vyšehrad, 2007. ISBN 978-80-7021-841-9



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