A71

A71
Bundesautobahn 71
Basisdaten
Gesamtlänge: 183 km
Bundesländer: Sachsen-Anhalt
Thüringen
Bayern
Karte
Verlauf der A 71

Die Bundesautobahn 71 (Abkürzung: BAB 71) – Kurzform: Autobahn 71 (Abkürzung: A 71) – wird nach ihrer voraussichtlichen Gesamtfertigstellung im Jahr 2012 eine Länge von 226 km erreichen und Sangerhausen über Erfurt und den Thüringer Wald mit Schweinfurt verbinden. Seit 15. Dezember 2006 führt sie bei einer Länge von 183 Kilometer von Sömmerda über Erfurt bis zum Dreieck Werntal bei Schweinfurt.

Weitere Orte an der A 71 sind Arnstadt, Ilmenau, Geraberg, Oberhof, Zella-Mehlis, Suhl, Meiningen, Mellrichstadt, Bad Neustadt, Münnerstadt und Bad Kissingen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Autobahn ist ein Neubau, der 1996 begonnen wurde, mit dem Hauptabschnitt Erfurt-Schweinfurt als Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 16. Sie ist, abgesehen von einem kurzen Steigungsabschnitt zwischen dem Tunnel Behringen und Ilmenau-Ost, durchgehend vierspurig (plus Standstreifen, außerhalb der Tunnel) und hat einen Regelquerschnitt (RQ) von 26 m Breite. Mit ungefähr 10 Millionen Euro pro Kilometer ist die Strecke eine der teuersten Straßen, die in Deutschland gebaut wurden. Der erste Abschnitt von Erfurt-Bindersleben bis zum provisorischen Anschluss Traßdorf wurde 1998 dem Verkehr übergeben, 2001 folgten das Teilstück bis Ilmenau-Ost sowie der Teilabschnitt zwischen den Anschlussstellen Oberhof und Suhl/Zella-Mehlis. Im Sommer 2003 war die Strecke von Erfurt bis Meiningen-Süd in Betrieb. Am 14. Oktober 2005 wurde vorab der Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Werntal bei Schweinfurt, wo die A 71 in die A 70 mündet, und der Anschlussstelle Bad Kissingen/Oerlenbach für den Verkehr freigegeben. Am 17. Dezember 2005 folgte das Teilstück Meiningen-Süd - Bad Kissingen/Oerlenbach, womit der 1,6 Milliarden € teure und 152 km lange Abschnitt zwischen Erfurt und Schweinfurt fertig gestellt war. Der Restabschnitt bis Sangerhausen soll spätestens 2012 dem Verkehr übergeben werden. Zu diesem Zeitpunkt werden 35.000 bis 45.000 Autos am Tag auf der neuen Strecke erwartet. Optional könnte die Autobahn je nach Bedarf noch zur A 14 bei Könnern verlängert werden, um Erfurt mit Magdeburg zu verbinden.

Verlauf der A 71
Sangerhausen–Schweinfurt

Thüringer-Wald-Autobahn

In dem Abschnitt Arnstadt-Süd–Meiningen-Nord mit ca. 60 km Länge durchquert die Autobahn den Thüringer Wald an seiner schmalsten Stelle und hat hier auch den Namen Thüringer-Wald-Autobahn. Die eigentliche Kammquerung erfolgt auf 670 m Höhe über NN mit einer maximalen Längsneigung von 2 % im fast 8 km langen Tunnel Rennsteig, der für Gefahrguttransporte gesperrt ist. Eine Freigabe ist nicht absehbar.[1]

Geschwindigkeitsbeschränkung

Zwischen den Tunneln Alte Burg und Berg Bock gibt es über eine Länge von zirka 18 Kilometern eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h, welche durch fünf feste Messstellen je Fahrtrichtung überwacht wird. Diese liegen im Tunnel Rennsteig bei Kilometer 117 und 120, zwischen Hochwaldtunnel und Tunnel Berg Bock bei Kilometer 125 und im Tunnel Berg Bock bei Kilometer 128. Außerdem gibt es vor dem Tunnel Alte Burg bei Kilometer 112 bzw. 113,5 eine Geschwindigkeits- und Abstands-Mess-Anlage.[2] Hier wurde 2003 ein nicht genehmigtes Kennzeichen-Erfassungssystem erprobt. Eine weitere Abstands-Mess-Anlage befindet sich unmittelbar vor dem Tunnel Alte Burg aus Richtung Erfurt kommend. An beiden Anlagen wird die Geschwindigkeit zur Ermittlung des Sicherheitsabstandes ebenfalls erfasst.

Umstrukturierungen im Bundesstraßennetz

Nach dem Bau der A 71 wurden einige parallel verlaufende Bundesstraßen aufgelöst oder herabgestuft:

  • Die B 4 wurde zwischen der A 4-AS Erfurt-West und der A 71-AS Ilmenau-West zur L 3004 abgestuft.
  • Die B 19 wurde zwischen Meiningen und Münnerstadt sowie zwischen Euerbach und der A 70-AS Werneck zur Landesstraße 3019 (in Thüringen) bzw. Staatsstraße (in Bayern) abgestuft.
  • Die B 88 wurde zwischen der AS Ilmenau-West und der AS Gräfenroda zur Kommunalstraße herabgestuft.
  • Die B 247 wurde zwischen Ohrdruf und Schleusingen herabgestuft.
  • Die B 280 von Zella-Mehlis nach Meiningen wurde aufgelöst.

Die B 19 wurde im Raum Meiningen zum Teil neu gebaut und verlegt. Sie führt jetzt von Meiningen über Helba zur AS Meiningen-Nord. Von der AS Münnerstadt bis zur Einmündung der B 287 wird die B 19 durch die B 287 ersetzt.

Des weiteren sollen zwei neue Bundesstraßen den Anschluss abgelegener Gebiete an die A 71 verbessern. Dies gilt für die B 62 Barchfeld–Zella-Mehlis (AS Suhl/Zella-Mehlis) und die B 87 zwischen Meiningen und Fulda („Rhönschnellweg“). Während das erste Projekt bereits umgesetzt wird, befindet sich letzteres noch teilweise im Planfeststellungsverfahren.

Besonderheiten

Windböen

Auf den Talbrücken Reichenbach und Zahme Gera sind seit Eröffnung 2003 trotz vorhandenen Windsäcken schon mehrere Lkw oder deren Anhänger (jeweils ohne Ladung) durch starke Windböen umgerissen worden. Bei stürmischer Wetterlage wird daher mit konventionellen, aufklappbaren Schildern auf einer Länge von drei Kilometern im Bereich der Talbrücken Reichenbach und Zahme Gera die Geschwindigkeit auf 60 km/h begrenzt. Gesperrt wird der Abschnitt bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 75 km/h. So gab es im Januar 2007 zwei Sperrungen der A 71 in beide Richtungen - von AS Ilmenau-West bis AS Oberhof bzw. AS Gräfenroda - im Zusammenhang mit dem Sturm-Tief Kyrill. Eine elektronische Steuerung ist in Planung. Dabei soll ab Windstärken 6 bis 7 eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h, ab Stärke 8 ein Fahrverbot für Gespanne und Wohnmobile und ab Stärken 9 bis 10 eine Streckensperrung in Kraft treten. Auf den Brücken ist der nachträgliche Bau von Windschutzwänden mit der erforderlichen Höhe für Lastkraftwagen aus statischen Gründen nicht möglich. Zum Windschutz sollen bis Juni 2009 die Brückengeländer geschlossen und zusätzlich mit Lamellen aus Plexiglas um 1,5 Meter aufgestockt werden[3].

Sperrung

Bei Kilometer 144 überquert die Autobahn mit der Talbrücke Schindgraben einen Kalksteinbruch, der seit 1991 in Betrieb ist. Sprengungen im Steinbruch erfolgen alle zwei Wochen samstags um 15 Uhr. Während der Sprengung wird aufgrund der Steinfluggefahr die Autobahn von Polizeiwagen für zirka 20 bis 30 Minuten gesperrt. Da die Sprengungen laut Planfeststellungsbeschluss von 1999 weiterhin erlaubt sind, eine Trassenverschiebung aufgrund von Naturschutzbelangen sowie aus Kostengründen nicht möglich war und die Vorkommen noch für 50 Jahre reichen, versuchte die DEGES – bisher erfolglos – den Steinbruch zu kaufen.

Überwachung

Laut des 6. Tätigkeitsberichts des Thüringer Landesbeauftragten für den Datenschutz befinden sich in den Tunneln der Kammquerung und um diese herum 280 schwenkbare Kameras ohne Zoomfunktion, die der Überwachung des Verkehrsflusses und betriebstechnischer Anlagen dienen. Weiterhin gibt es zirka 250 induktive Zählstellen für die Erfassung der Verkehrsbewegung und Steuerung der Verkehrsströme. Laut Bericht werden weder von den Kameras noch von den Zählstellen personenbezogene Daten erfasst.

Bauwerke im Thüringer Wald

Im Bereich der Wald-Autobahn folgen viele große Ingenieurbauwerke aufeinander, die bemerkenswertesten sind in der folgenden Tabelle aufgelistet.

Kilometer Bauwerk Länge max. Höhe
92,5 Datei:AB-Tunnel.svg Tunnel Behringen 465 m
94,0 Datei:AB-Brücke.svg Wipfratalbrücke 176 m 15 m
101,5 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Altwipfergrund 278 m
280 m
35 m
102,5 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Streichgrund 449 m
450 m
28 m
107,0 Datei:AB-Brücke.svgTalbrücke Reichenbach 1000 m 60 m
108,5 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Zahme Gera 520 m 63 m
112,0 Datei:AB-Tunnel.svg Tunnel Alte Burg 874 m
866 m
113,5 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Schwarzbachtal 352 m
322 m
71 m
114,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Wilde Gera 552 m 110 m
114,5 Datei:AB-Tunnel.svg Tunnel Rennsteig 7916 m
7878 m
123,5 Datei:AB-Tunnel.svg Tunnel Hochwald 1056 m
126,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Steinatal 445 m 20 m
126,5 Datei:AB-Tunnel.svg Tunnel Berg Bock 2738 m
2718 m
131,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Albrechtsgraben 770 m 80 m
133,5 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Seßlestal 320 m 53 m
135,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Schafstalgrund 525 m 61 m
137,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Streitschlag 256 m 33 m
140,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Schwarza 675 m 68 m
142,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Rotes Tal 406 m 19 m
144,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Schindgraben (Steinbruch) 464 m 55 m
145,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Judental 456 m 45 m
147,0 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Haseltal 724 m
714 m
22 m
149,8 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Werratal 1194 m 34 m
152,5 Datei:AB-Tunnel.svg Tunnel Eichelberg 1097 m
1123 m
153,5 Datei:AB-Brücke.svg Talbrücke Jüchsen 369 m 25 m

Rekorde

Wildwechselschutz

Ein Wildwechsel wird durch beidseitige, durchgehende Wildschutzzäune auf der Strecke zwischen der Wipfratalbrücke und dem Dreieck Werntal verhindert. Bei neu freigegebenen Abschnitten erfolgt die Errichtung des Wildschutzzaunes meist erst nach Abschluss sämtlicher Baumaßnahmen.

Um einen gefahrlosen Wildwechsel zu ermöglichen, wurden zwischen den Anschlussstellen Arnstadt-Süd (bei Kilometer 98) und Ilmenau-Ost sowie Meiningen-Nord und Meiningen-Süd (bei Kilometer 149) sowie nördlich von Münnerstadt die in Deutschland noch seltenen Überführungen, auch Grünbrücken genannt, errichtet. Ansonsten kann ein Wildwechsel durch die zahllosen Feld- und Waldwegunterführungen der A 71 erfolgen.

Trinkwasserschutz

Südlich von Münnerstadt durchquert die Autobahn auf einer Länge von mehr als 10 km eine Wasserschutzzone, die der Trinkwassergewinnung für die Städte Münnerstadt und Bad Kissingen dient. Daher ist dort die Fahrbahn durch den zusätzlichen Einbau einer 10 cm starken bituminösen Tragschicht abgedichtet worden. Außerdem wurden in diesem Abschnitt gegen das Abkommen von Fahrzeugen von der Fahrbahn anstelle von Schutzplanken sowohl im Mittelstreifen als auch am Fahrbahnrand Betonschutzwände eingebaut. Diese sorgen gleichzeitig für die Ableitung des Oberflächenwassers von der Fahrbahn in das Entwässerungssystem. Allerdings sind nur alle 200 m Aufstieghilfen vorhanden, so dass nach einem Unfall der Empfehlung, das Fahrzeug zu verlassen und sich hinter die eventuell vorhandene Leitplanke zu begeben, im ungünstigsten Fall erst nach 100 m Laufen am Fahrbahnrand Folge geleistet werden kann.

Lückenschluss zur Bundesautobahn 38

Der nördliche Abschnitt der A 71 zwischen AS Sömmerda und dem AD Südharz mit der A 38 wird abschnittsweise fertiggestellt. Von August 2005 an waren 7,7 km von der AS Heldrungen bis zur provisorischen Anbindung der Bundesstraße 85 im Bau. In diesem Teil befindet sich der Schmücketunnel mit einer Länge von 1725 m. Am 12. Dezember 2008 wurde der Abschnitt dem Verkehr übergeben. Für das Jahr 2010 ist die Streckenübergabe AD Südharz bis AS Artern geplant. Vier Brücken befinden sich ab 2008 in Bau. Seit 14. November 2007 ist der Abschnitt zwischen AS Artern und AS Heldrungen planfestgestellt und soll ebenfalls 2010 für den Verkehr freigegeben werden. Die Bauarbeiten wurden im November 2008 aufgenommen. Für die restliche Strecke von AS Sömmerda Ost bis zur provisorischen Anbindung der Bundesstraße 85 lief im Januar 2009 noch das Planfeststellungsverfahren. Der Lückenschluss wurde vom thüringischen Verkehrsminister für 2012 zugesichert[4].

Galerie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. verkehrsrundschau.de: Spediteure: Autobahntunnel für Gefahrgut-Transporte freigeben, 19. März 2007
  2. Tempokontrollen - Fiese Falle: Blitzer auch bei Tempo 60. In: Freies Wort, 14. November 2008
  3. Autobahn erhält einen Windschutz. In: Freies Wort, 15. Oktober 2008
  4. Minister im Stress, Neue Nordhäuser Zeitung: Online-Artikel vom 12. Dezember 2008

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