Wounded Knee Creek

Wounded Knee Creek

43.143888888889-102.367777777787Koordinaten: 43° 9′ N, 102° 22′ W

Der Friedhof von Wounded Knee als Gedenkstätte an das Massaker von 1890

Wounded Knee (wörtliche Übersetzung: verwundetes Knie bzw. verletztes Knie) ist eine Ortschaft in der Pine-Ridge-Reservation im US-Bundesstaat South Dakota, benannt nach einem Nebenfluss des White River, dem Wounded Knee Creek. Gemäß dem Census von 2000 hat sie 328 Einwohner und umfasst eine Fläche von 2,8 km².

Der mit dem Ort verbundene Begriff Wounded Knee wurde durch zwei historische Ereignisse bekannt: Einem Massaker der US-Armee an etwa 200 bis 300 Lakota-Indianern 1890, und der Besetzung des Ortes durch Aktivisten des American Indian Movement im Jahr 1973.

Inhaltsverzeichnis

Massaker bei Wounded Knee (Lakota Chankpe Opi Wakpala) 1890

Gefechte und Forts in den nördlichen Great Plains zwischen 1866 und 1891.

Am 29. Dezember 1890 massakrierte das 7. US-Kavallerieregiment bei Wounded Knee über 350 Männer, Frauen und Kinder der Minneconjou-Lakota-Sioux-Indianer unter Häuptling Spotted Elk (auch 'Big Foot'). Dieses Massaker brach den letzten Widerstand der Indianer gegen die Weißen. Vorausgegangen war ein nationales Ereignis, ausgelöst durch Wovoka, einem Propheten vom Stamme der Paiuten, der alle Indianerstämme zum „Geistertanz” aufforderte. Durch Wovokas Geistertanzbewegung sollten die indianischen Ahnen beschworen werden und ein neues Erstarken des indianischen Selbstbewusstseins gefördert werden.

Dies wurde wiederum von der US-Regierung als eine Form von Widerstand aufgefasst. Sitting Bull, Spotted Elk und andere Häuptlinge wurden als "potenziell gefährlich" angesehen. Dem Tod des an einer schweren Lungenentzündung leidenden Spotted Elk am 29. Dezember 1890 war die Ermordung von Häuptling Sitting Bull am 15. Dezember vorangegangen.

Häuptling Spotted Elk (in der Literatur manchmal auch Big Foot genannt), tot im Schnee bei Wounded Knee (29. Dezember 1890)

Am Tag des Massakers hatte Colonel James W. Forsyth den Befehl, die Sioux in ein Militärlager in Omaha zu deportieren. Die Sioux wurden zunächst informiert, dass sie alle Feuerwaffen auszuhändigen hätten. Unzufrieden mit der Anzahl der freiwillig abgegebenen Waffen, begannen die Soldaten, die Zelte zu durchsuchen. Forsyth war mit dem Ergebnis noch immer unzufrieden und ordnete eine Leibesvisitation an. Auch dies ließen die Indianer über sich ergehen – alle, bis auf den Medizinmann Yellowbird, der heftigst protestierte, und einige Schritte des Geistertanzes tanzte. Alarmiert ging die Suche der US-Soldaten weiter. Sie wurden schließlich bei Black Coyote fündig. Black Coyote hatte eine neue Winchester unter seinem Gewand versteckt. Er weigerte sich, das Gewehr wegzugeben – immerhin habe er viel Geld dafür bezahlt, und die Abnahme des Gewehrs durch die US-Soldaten wäre dauerhaft gewesen, ohne Aussicht auf die Wiederbeschaffung seiner Winchester. Ein Soldat wollte ihm das Gewehr entreißen, daraufhin entstand ein Gerangel – und ein Schuss löste sich ungewollt aus der Winchester.

Hierauf begannen die US-Soldaten zu feuern. Große, auf Anhöhen positionierte Hotchkiss-Geschütze töteten zahlreiche Indianer. Unter den Toten war auch Häuptling Spotted Elk. Auch 25 Kavalleristen starben, zumeist getötet von den Kugeln der eigenen Männer, die in dem entstehenden Chaos ihre Ziele verfehlten.

Indianer-Massengrab am Wounded Knee 1890

Forsyth wurde von jeder Schuld freigesprochen. Typisch für die damalige Sicht der Ereignisse war der Kommentar von Lyman Frank Baum, dem späteren Autor von Der Zauberer von Oz, der im Aberdeen Saturday Pioneer das Massaker rechtfertigte:

Die edlen Vertreter der Rothäute sind erloschen, und übrig ist nur ein Rudel heulender Köter, die die Hand lecken, die sie quält. Die Weißen sind durch das Gesetz der Eroberung und das Recht der Zivilisation Herren des amerikanischen Kontinents, und die größte Sicherheit für die Siedlungen im Westen erreichen wir durch die vollständige Vernichtung der wenigen verbliebenen Indianer. Warum nicht Vernichtung? Ihr Ruhm ist dahin, ihr Mut gebrochen, ihre Männlichkeit ausgelöscht; sollen sie besser sterben als weiterleben als die erbärmlichen Kerle, die sie sind.

Im 20. Jahrhundert wandelte sich die Sicht auf die Ereignisse. Vor allem das 1970 erschienene Sachbuch Bury My Heart at Wounded Knee („Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“) von Dee Brown beschrieb das Massaker als Schlusspunkt einer Serie von Verbrechen gegen die indianische Bevölkerung. Auch ist der Punkt "Widerstand der Indianer gegen die Weißen endgültig gebrochen" etwas differenzierter zu sehen, denn dem Massaker von Wounded Knee sind viele andere Auseinandersetzungen vorausgegangen – ein Konflikt, der sich über Jahrzehnte hinzog, und seine eigene "Sichtweise" durch die Hollywood-Filmschmiede bekam.

Siehe auch: Indianerkriege, Zeittafel der Indianerkriege

Besetzung von Wounded Knee 1973

Am 27. Februar 1973 besetzten Mitglieder der indianischen Widerstandsorganisation American Indian Movement (AIM) zusammen mit Sympathisanten aus der Pine Ridge Reservation die Ortschaft Wounded Knee und riefen die unabhängige Oglala-Nation aus. Damit protestierten sie gegen die wiederholten Menschenrechtsverletzungen in der Reservation von Seiten der US-Verwaltung. Die Besetzung dauerte 71 Tage. Am 8. Mai kapitulierten die Aufständischen, nachdem sie von einem Großaufgebot von FBI-Agenten und Armee unter Beschuss genommen worden waren. Bei den Feuergefechten starben der Indianer Buddy Lamont sowie zwei FBI-Beamte.

Nach dem Ende der Besetzung wurden viele der AIM-Aktivisten und deren Unterstützer angeklagt und vielfach zu Haftstrafen verurteilt.

Musik

Im Jahre 1973 veröffentlichte die aus vier Indianern bestehende Rockgruppe Redbone ihren Hit "We Were All Wounded at Wounded Knee". 19 Jahre später erschien Buffy Sainte-Maries Album "Coincidence and Likely Stories" mit dem Lied "Bury My Heart at Wounded Knee". Ferner veröffentlichte der amerikanische Sänger Dean Reed 1980 in der ČSSR, in der DDR und in der UdSSR eine Langspielplatte, auf der sein Titel "Wounded Knee In 73" erschien, in dem er sich mit den Ereignissen von 1973 beschäftigte. Der amerikanische Countrysänger Johnny Cash beschäftigte sich in seinem Album "Bitter Tears" mit dem Untergang der Indianerstämme, unter anderem dem Massaker von Wounded Knee und dem Tod von Big Foot.

Literatur

  • Dee Brown: Bury my heart at wounded knee; Erstauflage bei Holt, Rinehart and Wiston, New York 1970 (Deutsche Auflage von 2005: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses − zum Thema des Massakers von 1890 im engeren Sinn S. 423 bis 429 −; Knaur, München, ISBN 3-426-62804-X)
  • William S.E. Coleman: Voices of Wounded Knee, Lincoln: University of Nebraska Press, 2000; ISBN 0-8032-6422-4

Weblinks


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