Indianerkriege

Indianerkriege
US-Kavallerie verfolgt amerikanische Ureinwohner

Als Indianerkriege wird die Unterwerfung der Indianer Nordamerikas durch die weißen Siedler bezeichnet, die im Wesentlichen zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert stattfand.

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Ab dem Jahr 1620 kam es zunächst im Gebiet des heutigen Neuengland zu Siedlungsgründungen der ersten, zumeist englischen Auswanderer. In den ersten Jahren waren die Lebensbedingungen der Kolonisten eher hart, viele der nötigen Kenntnisse im Ackerbau, Viehzucht und der allgemeinen Subsistenzwirtschaft waren nicht immer vorhanden. Die indianischen Ureinwohner Amerikas halfen den europäischen Siedlern des Öfteren bei deren Ansiedlungen und der Versorgung mit Nahrung. Erster Handel und Austausch von Waren der Europäer gegen Nahrung der Indianer blühte auf.

War in den ersten Jahrzehnten ein Zusammenleben aufgrund der geringen Zahl der europäischen Einwanderer und der Indianer sowie des weiten, zur Verfügung stehenden Raumes noch möglich, änderte sich das rasch ab Mitte des 17. Jahrhunderts. Mit den stetig größer werdenden Einwanderungswellen überschnitten sich indianische Interessen und europäische Territorialansprüche. Konflikte ergaben sich aus den unterschiedlichen Vorstellungen von Grenzen, Territorien und Besitzrechten. Bei der Jagd kam es in den Augen der Weißen häufig zu Grenzverletzungen, die Indianer mussten mit ihrer nomadisch orientierten Kultur stets weiter in den Kontinent zurückweichen.

Das in England praktizierte Verhalten der Abschottung, das für die Puritaner notwendig war, um als religiös-politische Minderheit zu überleben, setzten sie in der Neuen Welt in einer starken Grenzermentalität gegenüber der ständig als Bedrohung empfundenen Mehrheit der Indianer fort.

Gründe und Durchführung des Indianerumsiedlungsprogramms

Mit Frontier bezeichnet man in der nordamerikanischen Geschichte die nach Westen vorrückende Siedlungsgrenze zwischen der von Indianern, Jägern und Fallenstellern beherrschten „Wildnis“ und der nachfolgenden „Zivilisation“. Konkret war die Abfolge der „wandernden Grenze“ wie folgt: Die Besiedlung begann im Osten, wo sich dann mit der Zeit Städte entwickelten, dann kam die Urban Frontier, welche aus Kleinstädten, in denen sich bevorzugt Händler, Handwerker und Spekulanten aufhielten und danach die Farming Frontier, wobei sich dort von Osten nach Westen erst die Farmer, dann die Kleinbauern und schließlich Hinterwäldler, bzw. Squatter (landlose Bauern ohne Land und Rechtstitel) befanden. Weiter im Westen war das Gebiet der Cattle, Mining und Lumbering Frontier anzutreffen. Die Trapper Frontier, bestehend aus Fallenstellern, Pelzhändlern und Missionaren, folgte darauf. Diese Frontier war der letzte von Europäern besiedelte Teil der USA, denn anschließend kam der „wilde“ Westen der Indianer.

Um die Besiedlung von Ost nach West zu regeln, wurden von den Amerikanern Gesetze (acts) aufgestellt: Das Landgesetz von 1785 teilte das Westliche Indianerterritorium in Parzellen zu einem festgelegten Preis ein. 1820 ermöglichte ein weiteres Gesetz auch nur Teile einer solchen Sektion zu kaufen. Daraufhin folgte 1830 der Indian Removal Act, welcher festlegte, dass die fünf zivilisierten Nationen in das Gebiet westlich des Mississippi River umgesiedelt werden sollten.

Das bekannteste Beispiel einer Umsiedlung war der Trail of Tears (Pfad der Tränen) im Herbst und Winter 1838–39. Diese Zwangsumsiedlung des Indianerstammes der Cherokee aus dem Südosten ins Indianerterritorium forderte zahlreiche Opfer aufgrund von mangelnder Planung, Verpflegung und Ausstattung, wobei von den etwa 10.000 nach Westen aufgebrochenen Indianern etwa 4.000 auf dem 2.000 km langen Weg starben.

1862 wurde das Heimstätten-Gesetz verabschiedet, welches besagte, dass volljährige Amerikaner nach fünf Jahren von ihnen bewohntes und bebautes Land kostenlos überschrieben bekamen.

George Armstrong Custer, US-Kavalleriekommandant, zwischen 1860 und 1869

Zusammenhang zwischen dem Scheitern der Umsiedlung und der Radikalisierung der Indianer (als Reaktion)

Die Reaktion der Indianer auf ihre Zwangsumsiedlung und einige grausame Massaker, die die US-Kavallerie und Freischärler-Gruppen gegen Indianer verübte, wie etwa das Sand-Creek-Massaker, entwickelte sich zu einem Hass, der selbst manchmal miteinander verfeindete Indianerstämme zusammenbrachte und sie gemeinsam kämpfen ließ. Eine weitere Ursache dieses Zusammenschlusses einiger Präriestämme war die massenhafte Abschlachtung der Bisons durch professionelle weiße Jäger, die vor allem die Eisenbahnarbeiter, welche bis 1869 die transkontinentale Eisenbahn der Western Union durch die USA bauten, mit Fleisch versorgen sollten. Einer dieser Jäger war der später als Buffalo Bill berühmt gewordene William Frederick Cody. Später wurden die Bisons von vergnügungssüchtigen Weißen auch von Zügen aus erschossen und liegen gelassen. Der Bison, der vor der Besiedlung des Westens durch die Weißen oft in Herden mit mehreren zehntausend Tieren über die Prärie zog, wurde in den Jahren zwischen 1860 und 1890 durch diese hemmungslosen Jagden fast ausgerottet. Mit dem Aussterben der Bisons fiel auch eine der wichtigsten Nahrungs- und Lebensgrundlagen insbesondere der nomadisierenden Prärieindianer weg.

Die wohl bekannteste größere Schlacht, welche die Indianer unter den legendären Häuptlingen Sitting Bull und Crazy Horse gewinnen konnten, war die Schlacht am Little Bighorn im Juni 1876. Die 950 - 1200 Indianer, hauptsächlich Lakota und Cheyenne, hatten 250 US-Soldaten unter der Führung von Colonel George A. Custer vernichtend geschlagen.

Diese Schlacht entfachte eine umso größere Welle der Vergeltung der US-Amerikaner. Sie verfolgten die Lakota- und Cheyenne-Indianer bis zu deren Kapitulation. Mit dem Massaker von Wounded Knee, bei dem die US-Armee am 29. Dezember 1890 etwa 200 bis 300 zuvor entwaffnete Lakota-Indianer umbrachte, die verdächtig waren, der verbotenen Geistertanzbewegung um den Medizinmann Wovoka anzugehören, endete die Zeit der Indianerkriege. Unter den Toten von Wounded Knee war auch Häuptling Big Foot, auch Spotted Elk (Si Tanka) genannt.

Weitere Beispiele militärischer Konflikte zwischen US-Armee und Indianern neben vielen anderen war der Widerstand der Nez Percé unter Chief Joseph (siehe auch Feldzug gegen die Nez Percé), der den Ruf eines „indianischen Napoléon“ innehatte, der Kampf der Modoc unter deren Häuptling Captain Jack in Nordkalifornien u. a.

Im Südwesten der USA, insbesondere in Arizona und New Mexico waren es vor allem die verschiedenen Stämme der Apachen, insbesondere der Bedonkohe-Apachen unter Häuptlingen wie Cochise und Geronimo, die der US-Armee einen jahrzehntelangen Guerilla-Krieg lieferten. Die letzten kämpfenden Apachen um Geronimo und Cochises Sohn Naiche ergaben sich am 4. September 1886 dem US-General Nelson Appleton Miles.


Die meisten Indianer wurden in immer kleiner werdende Reservate zurückgedrängt, wo sie oft unter ärmlichen Verhältnissen auf die Unterstützung der US-Verwaltung angewiesen waren. Die traditionellen Kulturen der Indianer wurden gewaltsam unterdrückt, zum Beispiel auch, indem oft Kinder in staatliche Schulen ohne Kontakt zu ihren Herkunftsfamilien zwangseingewiesen wurden, wo ihnen unter anderem das Sprechen ihrer Muttersprache und andere eigene kulturelle Äußerungen verboten wurden.

Nachwirkungen indianischen Widerstands im 20. Jahrhundert

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts regte sich wieder ein gewisser nennenswerter Widerstand der indianischen Bevölkerung gegen die kulturelle Unterdrückung. Mit der Gründung des American Indian Movement (engl.: Amerikanische Indianische Bewegung oder auch Amerikanische Indianerbewegung, AIM) 1968 kam es in den 1970er Jahren zu einigen spektakulären Widerstandsaktionen der neuen Indianerbewegung, die sich für ein neues indianisches Selbstbewusstsein, die Wiederbelebung indianischer Bräuche und Traditionen und für Autonomierechte in den Reservaten einsetzte. Dieser Widerstand beinhaltete eher symbolische als militärisch wirkungsvolle Aktionen, auch wenn er in Einzelfällen gleichwohl militante Ausmaße mit Einsatz von Polizei und Militär auf der Gegenseite annahm. Die spektakulärsten Aktionen des AIM und mit ihm sympathisierender Gruppen waren die Besetzung der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz 1969/1970 in der Bucht von San Francisco, die Besetzung des Bureau of Indian Affairs (engl.: Büro für indianische Angelegenheiten) (BIA) in Washington (D.C.) und die Besetzung von Wounded Knee 1973 im Pine-Ridge-Reservat in South Dakota, wo es auch zu Feuergefechten mit einigen Todesopfern kam.

Siehe auch

 Commons: Native American wars – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1972; ISBN 3-455-00720-1
  • Ray Hoard Glassley: Indian Wars in the Pacific Northwest, Binfords & Mort, Portland, Oregon 1972 ISBN 0-8323-0014-4
  • Stephan Maninger: Asymmetrische Kriegsführung - Die historischen Erfahrungswerte der USA während der Indianerkriege. In Buciak, Sebastian (Hrsg.): Asymmetrische Konflikte im Spiegel der Zeit, Verlag Dr. Köster, Berlin 2008, ISBN 3-89574-669-X.

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