- Winchester (Gewehr)
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Das Unternehmen Winchester Repeating Arms Company entwickelt und baut seit 1860 in den Vereinigten Staaten Gewehre. Seit 1866 werden diese unter der bekannten Marke Winchester vertrieben. Umgangssprachlich steht eine Winchester für Unterhebelrepetierer, jedoch entwickelte Winchester Repeating Arms auch andere Gewehrtypen.
Kennzeichnend für die vielen Modelle, die Winchester seit den 1860er-Jahren auf den Markt brachte, ist die Benennung nach dem Jahr der Einführung (Winchester 66, Winchester 73, Winchester 76, Winchester 86, Winchester 92, Winchester 94, Winchester 95 usw.), später wurde allerdings von diesem Prinzip abgegangen. Regelmäßig brachte Winchester hochwertig ausgestattete „Commemorative“-Modelle für Sammler heraus, die zumeist historischen Persönlichkeiten oder Ereignissen gewidmet waren: z. B. die Winchester 94 Bicentennial 1976 zum 200. Jahrestag der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.
Zahlreiche andere Unternehmen kopieren heute klassische Winchester-Modelle (einschließlich der Henry und der berühmten Winchester 73) für Liebhaber und zum sportlichen Schießen.
Inhaltsverzeichnis
Vorläufer
Erste Merkmale der späteren Winchester finden sich in Experimentalmodellen des Herstellers Hunt & Jennings in Vermont und in der von Smith & Wesson entwickelten und am 14. Februar 1854 patentierten Magazinpistole, welche hülsenlose Munition verschoss. Das unten offene Röhrenmagazin war unter dem Lauf angebracht. Nachgeladen wurde mit dem Abzugbügel, der den Verschluss über ein Kniegelenk betätigte und verriegelte. Das System bewährte sich nicht, da die in der hohlen Kugel liegende Pulverladung zu schwach war und der Gasaustritt wegen fehlender Liderung die Anfangsgeschwindigkeit noch mehr verminderte.
Die Pistole und ein Gewehr nach dem gleichen Prinzip verkauften sich schlecht. 1855, nachdem sich Horace Smith und Daniel Wesson entschieden hatten, in die Revolverproduktion einzusteigen, überließen sie die Produktion der neu gegründeten VOLCANIC REPEATING ARMS COMPANY. Schon am Anfang daran beteiligt und ab 1856 Präsident und wichtigster Geldgeber war Oliver Winchester, der das Unternehmen bereits im Frühjahr 1857 umorganisierte und neu unter NEW HAVEN ARMS Co. registrieren ließ. Gesamthaft wurden etwas über 3000 Volcanicpistolen und etwa 1000 Volcanicgewehre unter der Leitung von Oliver Winchester hergestellt.
Unterhebelrepetierer
Henry-Rifle 1860
- Hauptartikel: Henry-Gewehr
Ein ehemaliger Mitarbeiter von Hunt & Jennings, Benjamin Tyler Henry, entwickelte während seiner Tätigkeit als Betriebsleiter (engl: Superintendent) bei der NEW HAVEN ARMS Co. von Oliver Winchester auf der Basis der Volcanic ein Repetiergewehr, das er am 16. Oktober 1860 patentieren ließ.
Die charakteristischen Merkmale des Henry-Gewehrs waren: Die Verwendung einer von ihm entwickelten Randfeuerpatrone im Kaliber .44 Henry mit Hülse, welche die Liderung garantiert; ein Verschlussgehäuse aus Bronze; ein Verschluss, der horizontal durch einen „Unterhebel“, d. h. den verlängerten und zum Handschutz umgeformten Abzugsbügel, vor- und zurückbewegt wird; ein Kniegelenk, das die Bewegung des Unterhebels auf den Verschluss überträgt und diesen in vorderster Stellung blockiert; ein außenliegender Hahn, der durch die Verschlussbewegung niedergedrückt und gespannt wird; ein langes, als integrierter Teil des Laufes angeordnetes Magazin in Form eines unten offenen Rohres, in dem 15 Patronen hintereinander liegen; ein Hebel, der (mit dem Unterhebel gekoppelt) den Patronenzuführer senkrecht nach oben hebt, der Patronenzuführer wirft gleichzeitig die abgeschossene Patronenhülse aus. Beim Schließen des Verschlusses wird die zugeführte Patrone vom Verschluss in das Patronenlager geschoben, und die Waffe ist schussbereit.
Während des US-amerikanischen Bürgerkriegs beschaffte die Armee der Nordstaaten einige Henrygewehre. Mit den Lieferungen nach Friedensschluss erhielt die Armee insgesamt 1.731 Henrys. Eine große Zahl der Waffen wurde direkt von Einheitskommandanten der Nordstaaten für ihre Truppen erworben und viele wurden auch direkt von Kriegsteilnehmern gekauft. Die Gesamtproduktion betrug Ende 1866 über 12.800 Waffen.
Neben dem Henry-Gewehr erreichten auch andere Repetiersysteme für Patronenwaffen Marktreife, darunter der im März 1860 patentierte Spencer-Karabiner. Die Kriegsteilnehmer, vor allem Truppen der Nordstaaten, setzten diese Waffen während des Bürgerkrieges ein, wobei sich zeigte, dass diese dem Roots-Revolvergewehr Modell 1855 von Colt überlegen waren.
Das Unternehmen wurde im Mai 1866 in Winchester Repeating Arms Company umbenannt; dadurch trat der Name Henry-Rifle in den Hintergrund.
Modell 1866
Die vom Nachfolger von B. Tyler Henry, Nelson King, aus dem Henrygewehr entwickelte Winchester Modell 1866 im Henrykaliber hatte ein geschlossenes Röhrenmagazin, das von hinten durch eine seitlich angebrachte Ladeklappe geladen wurde (King’s improvement, Patent vom 22. May 1866). Damit war der Hauptnachteil der Henry, verschmutzte Patronen, behoben. Der älteste bekannte Winchester-66-Karabiner trägt die Nummer 12.476, während Henrys bis in den Bereich von 14.000 hergestellt wurden. In dieser Übergangszeit entspricht das Verschlussgehäuse des Modells 66 noch in Details dem des Vorgängers.
Das Modell 66 wurde bald zum Verkaufsschlager und trat seinen Siegeszug als Karabiner und Jagdgewehr in der nach dem Bürgerkrieg stürmisch einsetzenden Besiedlung des Westens an. Vom Modell 66 wurden insgesamt etwa 170.000 Stück hergestellt, 3/4 davon waren Karabiner mit 20-Zoll-Läufen, der Rest Jagdgewehre, zum Teil mit Achtkantläufen und Infanteriegewehre mit Bajonetthalter. Wichtigster Abnehmer der Militärwaffen war die Türkei mit 46.000 Infanteriegewehren (im Vertragstext zwischen Winchester und der Türkei „Muskets“ genannt), und 5.000 Karabinern. Auch Frankreich erwarb 3.000 Infanteriegewehre und 3.000 Karabiner Modell 66. Die „Muskets“ waren für Tüllenbajonette, später wahlweise für Säbelbajonette eingerichtet. Das Modell 66 war als Militärwaffe allerdings weniger geeignet, da es keine starken Gewehrpatronen verschoss.
Modell 1873
1873 brachte Winchester eine verstärkte Version des Modell 66 heraus. Die neue Waffe wog 4,6 Kilogramm und verschoss neu entwickelte Zentralfeuerpatronen, zuerst im Kaliber .44-40 WCF, später auch .38-40 WCF und die .32-20 WCF (Winchester Center Fire). Außerdem wurden sie in den Randfeuerkalibern .22 kurz (.22 Short) und .22 lang (.22 long), den Vorgängern der .22-lfB-Patrone hergestellt. Der Kniegelenkverschluss wurde beibehalten. Für den Verschlusskasten wurde nicht mehr Bronze, sondern Eisen und ab 1880, nach Erreichen der Seriennummer 41.000, Stahl verwendet. Auch von dieser Waffe wurden Karabiner, Jagdgewehre und Musketen hergestellt. Zwischen 1873 und 1923 wurden über 720.000 Winchester Modell 73 hergestellt, davon 36 % Karabiner und 58 % Jagdgewehre, der Rest waren „Musketen“.
Mit den Winchester-Gewehren des Modells 1873 war auch die osmanische Armee ausgerüstet und setzte diese unter anderem im Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878) ein.
Die Schwäche der Waffe war zugleich ihre Stärke, denn üblicherweise verschoss sie Patronen, die auch in den gebräuchlichsten Revolvermodellen des Wilden Westens Verwendung fanden – dem Colt Single Action Army, dem Remington Single Action Mod. 1875 und Mod. 1890 sowie dem Smith & Wesson No 3. Der Besitzer war so in der Lage, die gleiche Patronensorte sowohl im Gewehr als auch in seiner Faustfeuerwaffe zu verwenden. Die 1873 von der amerikanischen Armee eingeführte und später weitverbreitete Revolverpatrone .45 Colt war für Gewehre nicht geeignet, da der Hülsenrand zu schmal war, um das sichere Ausziehen der Hülse zu gewährleisten.
Modell 1876
Das Modell 1876 war eine schwerere Ausführung des Modell 73 mit einem längeren Verschlussgehäuse und einen redimensionierten Kniegelenkverschluss. Es verschoss wesentlich stärkere Schwarzpulverpatronen, die auch für die Großwildjagd geeignet waren. Zwischen 1876 und 1898 wurden 63.871 Exemplare dieser Waffe hergestellt. Entwickelt als Jagdgewehr, wurde sie jedoch als Karabiner im Kaliber .45-75 bis 1905 von der kanadischen berittenen Polizei geführt. Mittlerweile ist die 76er auch als Replik auf dem Markt. Von Westernschützen wurde vermehrt die Herstellung auch in den traditionellen „alten“ Kalibern gefordert. Eine deutsche Firma bringt inzwischen die Waffe unter dem Label „Chapparal-Arms“ im Kaliber .40-60/.45-60/.45-75 sowie in dem seltenen Kaliber .50-95 Winchester Express auf den Markt. Das Gewehr hat ein hohes Eigengewicht (ca. 4,5 kg). Fabrikmunition ist bisher nicht erhältlich. Für Wiederlader unter den Schützen werden jedoch entsprechende Komponenten wie Hülsen und Geschosse auf dem Markt angeboten.
Der Einzellader Modell 1885
Die Zusammenarbeit mit John Moses Browning begann 1885, nachdem er dem Unternehmen Winchester ein einschüssiges Gewehr mit Fallblockverschluss und untenliegenden Ladehebel angeboten hatte, das als High-Wall und Low-Wall Mod. 1885 fabriziert wurde.
Modell 1886
1886 brachte Winchester das erste von John Moses Browning entworfene Repetiergewehr heraus, das später auch Patronen mit rauchschwachem Pulver verkraftete. Browning hatte das Unterhebelsystem weiterentwickelt und das frühere Kniegelenk durch einen wesentlich belastbareren Blockverschluss ersetzt. Der Ladehebel zog zwei seitlich im Systemkasten liegende Verriegelungsblöcke nach unten, bevor er den Verschluss bewegte. Die Waffe verschoss diverse Patronen vom Jagdkaliber .33 WCF über die .45-70-Armeepatrone bis zu .50-Grosswildpatronen. Vom Modell 1886 zwischen 1886 und 1935 156.599 Stück hergestellt. Von einer modernisierten Variante, dem Modell 71 wurden zwischen 1935 und 1958 47.254 Stück im Kaliber .348 W.C.F. hergestellt.
Modell 1892
1892 folgte die kleine Schwester des Modell 86, die Winchester Modell 1892. Sie war der Nachfolger des Modells 73, allerdings konnte mit ihr, im Gegensatz zum Modell 73, rauchlose Munition im Kaliber .44-40 WCF, .38-40 WCF und .32-20 WCF und später die .25-20-Winchester- und die .218-Bee-Kleinwildpatrone verschossen werden. Von der Winchester Mod 92 und ihren späteren Varianten Mod 53 und Mod 65 wurden 1.001.324 Stück hergestellt, die letzte 1932.
Modell 1894
Das Modell 1894 hatte das gleiche Verschlussprinzip mit einem hinten liegenden Verriegelungsblock und war erkennbar am unten offenen Verschlussgehäuse und dem bei der Ladebewegung herausklappenden Führungshebel. Es verschoss zuerst Schwarzpulverpatronen .32-40 und .38-55, die später auch rauchlos geladen wurden. Später kamen die moderne .32-Winchester-Spezial-, die klassische .30-30 Winchester- und für Kleinwild die .25-35-Winchester- sowie die .219-Zipper-Patrone dazu, alles rauchlose Mittelpatronen. Bis 1932 waren rund eine Million Waffen hergestellt, 1964 war die Waffennummer 2.600.000 erreicht und Kopien aus Italien und Japan werden heute noch angeboten. Bekannt wurde die Waffe in der Jahrhundertwende durch ihre Verwendung im Klondike-Goldrausch in Alaska, wo sie auch bei klirrender Kälte immer funktionierte. Als einzige klassische Winchester wurde die Winchester 94 nahezu unverändert – vor allem im jagdtauglichen Kaliber .30-30 – bis 2006 gebaut.
Modell 1895
In den bisherigen Winchester-Repetierern mit Röhrenmagazin konnten keine Spitzpatronen verschossen werden, die Gefahr von Magazinzündern war zu groß. 1895 legte die Winchester Repeating Arms Company schließlich ein Modell vor – ebenfalls eine Browning-Entwicklung – das ein Kastenmagazin hatte und somit auch moderne Spitzpatronen verschießen konnte. Zwischen 1895 und 1931 wurden 485.881 Winchester Modell 1895 als Jagdwaffen, Infanteriegewehre und Militärkarabiner hergestellt, die Verkäufe wurden 1938 eingestellt.
Der berühmteste Besitzer einer Winchester Mod 95 war der Großwildjäger und spätere US-amerikanische Präsident Theodore Roosevelt. Neben starken Jagdpatronen wie die .35 Winchester und die Großwildpatrone .405 Winchester wurde das Gewehr auch in diversen Armeepatronen wie die .303 British angeboten. Großbritannien setzte das Modell 1895 auch im Zweiten Burenkrieg (1899–1902) ein.
Der Karabiner mit 22-Zoll-Lauf in den amerikanischen Armeekalibern .30-40 Krag und .30-06 Springfield wurde von den Texas Rangers, die ihre Waffen selber stellten, und anderen Polizeieinheiten eingesetzt. Die russische Armee kaufte 1915–16 über 290.000 dieser Waffen im russischen Militärkaliber 7,62 × 54 mm R, die auch das Mosin-Nagant-Gewehr verschoss.
Winchester Selbstladegewehre
Modell 1903
1903 brachte Winchester das erste Selbstladegewehr, das Modell 03 im Kaliber .22 auf den Markt. Es handelte sich dabei um ein Gewehr mit einem unverriegelten Masseverschluss.
Modell 1905
Aus patentrechtlichen Gründen war es Winchester nicht möglich, rasch eine Selbstladebüchse mit einem verriegelten Verschluss für stärkere Munition auf den Markt zu bringen. Das System des Model 1903 mit Masseverschluss wurde deshalb weiterentwickelt, allerdings musste die Verschlussmasse wesentlich vergrößert werden, um ein einwandfreies Funktionieren der Waffe zu gewährleisten. Thomas C. Johnson, Entwicklungsingenieur bei Winchester der schon das Modell 03 entwickelt hatte, brachte deshalb im hohlen Vorderschaft eine zusätzliche Verschlussmasse an. Das Kastenmagazin vor dem Abzugbügel fasste fünf Patronen im Kaliber .32 SL (Self Loading) oder .35 SL. Vom Modell 05 wurden bis 1923 etwas über 31.000 Stück hergestellt.
Beide Patronen waren für die Jagd zu schwach. Bereits nach zwei Jahren kam deshalb das Modell 1907 auf den Markt, das eine wesentlich stärkere Munition im Kaliber .351 SL verschoss; 1910 folgte noch das Modell 1910 im Kaliber .401 SL. Die Patronen all dieser Selbstladegewehre hatten zylindrische, dickwandige Hülsen, um beim Rücklauf des Verschlusses Gasaustritte zu verhindern. Die Modelle 07 und 10 wurden auch bei Polizeieinheiten und in Gefängnissen eingesetzt und hatten dort 10-Schuss-Magazine. Bis 1943 wurden vom Modell 07 49.000 Stück hergestellt, das Modell 10 brachte es bis 1936 auf etwa 20.000 Waffen.
Flinten
Auch die Konstruktion der Vorderschaftrepetierflinte geht auf die Zusammenarbeit mit Browning zurück. Die Winchester Model 1893 im Kaliber 12 hatte einen außenliegenden Hahn wie die ersten von Winchester hergestellten Kleinkaliber-Vorderschaftsrepetierer Model 1890. Mit dem Aufkommen des rauchlosen Pulvers wurde ihre Fertigung eingestellt. Das verbesserte Nachfolgemodell, die Winchester Model 1897, wurde hingegen ein beachtlicher kommerzieller Erfolg und kam bei der U.S. Army noch in den Weltkriegen in den Schützengräben als sogenannte Trench-Gun beim Nahkampf zum Einsatz.
1912 brachte Winchester eine von Thomas C. Johnson entwickelte moderne Vorderschaftrepetierflinte auf den Markt, das Model 1912 Hammerless (mit innenliegenden Hahn). Von dieser Waffe wurden bis 1943 über 97.000 Stück in den Kalibern 20, 16 und 12 hergestellt.
Weitgehend unbekannt ist das Winchester Modell 1887, ein fünfschüssiger Unterhebelrepetierer, der ebenfalls Schrotpatronen im Kaliber 12/70 verschießt. Die von John Moses Browning konstruierte Waffe war unhandlich und verkaufte sich schlecht. Später folgte noch ein Modell 1901 im Kaliber 10.
Auf Betreiben von Händlern und Jägern begann Winchester mit der Entwicklung einer hochwertigen Doppelflinte, die 1931 als Model 21 auf den Markt kam. Sie hatte ein in der Basküle liegendes, genial einfach aufgebautes Schloss und wurde in allen gängigen Kalibern und Lauflängen hergestellt. Mit einem Preis von $ 60 war sie doppelt so teuer wie das Model 12 Hammerless. Bis 1943 beliefen sich die Verkäufe auf 12.900 Stück.
Kleinkaliberwaffen in den Kalibern .22
Bereits 1884 brachte Winchester eine Kleinkaliberversion des Model 1873 auf den Markt. Von dieser Waffe im Kaliber .22 short und long wurden bis 1904 über 19.000 Exemplare produziert. Erkennbar ist sie an der fehlenden Ladeöffnung rechts am Verschlusskasten.
Auch das von Browning entwickelte einschüssige Model 1885 mit Fallblockverschluss wurde in diversen Varianten, vom kleinen Boys Gun (Knabengewehr) bis zum Matchgewehr, im Kaliber .22 angeboten.
Ab 1890 kam der Vorderschaftsrepetierer Model 1890 (verbessert 1906) auf den Markt, von dem bis 1932 849.000 Stück hergestellt worden sind. Er hatte einen Kippblockverschluss und ein unter dem Lauf liegendes Röhrenmagazin. Eine verbesserte Version mit einer vergrösserten Magazinkapazität kam 1932 unter der Modellbezeichnung 62 auf den Markt, bis 1943 waren 158.000 dieser Waffen verkauft.
Ab 1903 stellte die Firma Winchester ein halbautomatisches Gewehr her, es handelte es sich um eine Waffe mit Masseverschluss mit der Vorholfeder im Vorderschaft, die Ladebewegung erfolgte über einen vorne aus dem Vorderschaft herausragenden Ladestift. Das im Kolben liegende Röhrenmagazin fasste 10 Schuss. Da die im Markt angebotenen .22 Patronen diverse unterschiedliche Ladungen aufwiesen, bot Winchester eine speziell für diese Waffe entwickelte Patrone an, die .22 WIN AUTO RIMFIRE. Da das Model 1903 nur mit dieser Spezialpatrone funktionierte, liefen die Verkäufe schlecht. Bis 1936 waren nur etwas über 122.900 Waffen verkauft. Ab 1933 wurde auch eine verbesserte Variante, das Model 63 in den gängigen .22er Kalibern angeboten, deren Verkäufe beliefen sich bis 1943 auf 51.600 Stück.
Parallel zu diesen aufwendig zu produzierenden Waffen bot Winchester ab 1900 auch Billigstprodukte unter diversen Modellnummern an. Dabei handelte es sich durchwegs um einschüssige Gewehre mit Zylinderverschluss. Lauf und Verschlussgehäuse waren aus einem Stück gefertigt. Das Model 99 ist von besonderen Interesse, da sein Abzug als Thumb Trigger (Daumenabzug) ausgebildet war, er liegt direkt hinter dem Verschluss. In den Dreissigerjahren wurden auch aufwendigere Waffen, Repetierer, Matchgewehre und Trainingsgewehre für die Armee, mit Zylinderverschluss hergestellt, mit dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den 2ten Weltkrieg wurde die Produktion von zivilen Waffen jedoch praktisch eingestellt.
Repetierer mit Zylinderverschluss
Das erste Repetiergewehr von Winchester mit Zylinderverschluss war das Modell 1879 Hotchkiss. Das Röhrenmagazin befand sich im Kolben und fasste fünf Patronen, die bei offenem Verschluss von vorne eingeschoben wurden. Die Waffe wurde im amerikanischen Armee-Kaliber 45-70 sowie für andere großkalibrige Schwarzpulverpatronen der Epoche angeboten. Von 1879 bis 1899 wurden über 80.000 dieser Waffen hergestellt, ein Teil ging an die US-amerikanische Armee und Marine, andere wurden an die chinesische Armee verkauft; der Rest waren Jagd- und Schützenwaffen.
Um die Nachfrage nach Jagdwaffen hoher Schusskraft zu befriedigen, entwickelte Winchester nach dem Ersten Weltkrieg einen Repetierer mit Zylinderverschluss und Kastenmagazin, das Modell 54, das 1925 auf den Markt kam. Der Verschluss dieser Waffe entsprach weitgehend dem des bewährten Mauser-98-Gewehrs. Das Magazin fasste fünf Patronen und die Waffe war, neben dem häufigsten Kaliber .30-06, in den meisten anderen gängigen Jagdkalibern erhältlich. Die Verkäufe liefen nicht wie erwartet, bis 1941 konnten nur 50.000 Winchester 54 verkauft werden.
Bereits 1937 kam eine verbesserte Variante dieser Waffe auf den Markt, das Modell 70. Diverse Detailänderungen und die verbesserte Verarbeitung führten dazu, dass die Winchester 70 ein Bestseller wurde. Sie wurde in 20 verschiedenen Kalibern, von der .22 Hornet bis zur .458 Winchester Magnum angeboten. Berühmtester Benutzer der Winchester 70 im Nato-Kaliber .308 war die Royal Canadian Mounted Police. Erst 1964 bei Seriennummer 570.000 wurde die Konstruktion aus Preisgründen vereinfacht, vom Mauserschloss wurde abgegangen, der Name der Waffe jedoch gleich gelassen. Das Resultat ist, dass das pre 64 Winchester-Model 70 ein gesuchtes Jagdgewehr und Sammlerobjekt geworden ist.
Sonstiges
In beiden Weltkriegen baute Winchester im Regierungsauftrag auch große Mengen von Fremdkonstruktionen für das Militär und etablierte darüber hinaus eine bedeutende Munitionsfertigung.
Das berühmteste Winchester-Modell der Geschichte war die Winchester 73. In dem gleichnamigen Western Winchester '73 mit dem Schauspieler James Stewart wird die Geschichte eines dieser Gewehre erzählt.
Siehe auch
Literatur
- George Madis: The Winchester Book. Taylor Publishing Company, Dallas TX 1971, ISBN 0-910156-03-4.
- George Madis: The Winchester Handbook. Art & Reference House, Brownsboro, TX 1981, ISBN 0-910156-04-2.
- John E. Parsons: The First Winchester. William Morrow & Co., New York, NY 1955, ISBN None Library of Congress Catalog Card number 55-7621.
- Wiley Sword: The Historic Henry Rifle. Andrew Mowbray Publishers, PO Box 460, Lincoln, RI 2002, ISBN 1-931464-01-4.
- Arthur Pirkle: Winchester Lever Action Repeating Firearms, The Models of 1866, 1873, 1876. North Cape Publications, PO Box 1027, Tustin, CA 1994, ISBN 1-882391-05-5.
- Arthur Pirkle: Winchester Lever Action Repeating Firearms, The Models of 1886 and 1892. North Cape Publications, PO Box 1027, Tustin, CA 1996, ISBN 1-882391-13-6.
- Arthur Pirkle: Winchester Lever Action Repeating Firearms, The Models of 1894 and 1895. North Cape Publications, PO Box 1027, Tustin, CA 1998, ISBN 1-882391-11-X.
Weblinks
Commons: Winchester rifles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Winchester Rifles & Shotguns
- Henry repeating rifle US Patent no. 30,446 & other resources
- Winchester Model 1866 US Patent no. 55,012 – 57,808 & other resources
- Winchester Model 1876.PDF (+ Winchester Model 1873 – Schnittzeichnungen)
- Winchester Model 1885 US Patent no. 220,271 & other resources
- Winchester Model 1886 US Patent no. 306,577 & other resources
- Winchester Model 1887 US Patent no. 336,287 & other resources
- Winchester Model 1890 US Patent no. 385,238 & other resources
- Winchester Model 1894 US Patent no. 524,702 & other resources
- Winchester Model 1895 US Patent no. 549,345 & other resources
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