- Wudang Tai Chi Chuan
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Die Bezeichnung Wudang Tai Chi Chuan (chinesisch 武當太極拳 wudang taijiquan) wird für zwei sehr unterschiedliche Stile der chinesischen Kampfkunst Taijiquan verwendet. Einerseits wird damit der Stil bezeichnet, der aus den daoistischen Traditionen der Wudang-Berge stammen soll und heute von dort aus verbreitet wird, andererseits bezeichnet es einen Stil, der von Cheng Tin-hung entwickelt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Taijiquan aus dem Wudang-Gebirge
Der Legende nach lebte Zhang Sanfeng, der als Begründer der inneren Kampfkünste und damit auch des Taijiquan gilt, im Wudang Shan. In den dortigen daoistischen Klöstern wurden die Traditionen der inneren Kampfkünste von Zhang Sanfeng gepflegt und weiterentwickelt, und bis zum heutigen Tag erhalten, auch wenn sie im Rahmen der Kulturrevolution und der Unterdrückung sogenannter religiöser Praktiken teilweise im Geheimen praktiziert werden mussten und fast ausgelöscht wurden.
Mittlerweile gibt es wieder verschiedene Meister wie Zhong Xueyong und You Xuande, die in den Wudang-Bergen gelernt haben, sich auf die Wudang-Traditionen berufen und ihre Kampfkünste von Wudang Shan aus weiterverbreiten. Das in den Wudang-Bergen derzeit praktizierte Taijiquan unterscheidet sich grundlegend sowohl vom Yang-Stil als auch vom Chen-Stil und trägt eine sehr eigene Prägung. Es ist einerseits stark anwendungsorientiert und schöpft in den Bewegungen aus den Formen der traditionellen chinesischen Kampfkünste, geht jedoch zugleich mit einer sehr intensiven meditativen Praxis und ausgiebiger innerer Versenkung einher. Im Wudang Pai, wie er in den Wudang-Bergen genannt wird, ist das Taijiquan nur ein wenngleich integraler Bestandteil des dort praktizierten Systems der inneren Kampfkünste.
Wudang Tai Chi Chuan nach Cheng Tin-hung
Das Wudang Tai Chi Chuan nach Cheng Tin Hung (1930 - 2005) wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Hong Kong entwickelt und wurde dabei sehr stark vom Wu-Stil beeinflusst. Dennoch bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen den heutigen Schulen des Wu-Stils und dem Wudang Tai Chi Chuan.
Dan Docherty, ein Schüler Cheng Tin-hungs, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wudang Tai Chi Chuan europa- und weltweit zu verbreiten. Er lebt zurzeit in London.
Auch in Hong Kong wird Wudang Tai Chi Chuan weiterhin gelehrt. Der Vorsitzende der dortigen Schule ist Cheng Tin-hungs Sohn, Cheng Kamyan (Zheng Jianen). Die Organisation in Hong Kong trägt den Namen „Hong Kong Tai Chi Association“
Wudang Tai Chi Chuan ist auch unter dem Namen „Practical Tai Chi Chuan” bekannt. Das ist darauf zurückzuführen, dass verschiedene chinesische Kampfsportjournalisten die Anwendung dieser Kampfsportart als sehr realistisch und wirksam empfanden. Aus diesem Grund wählte Dan Docherty für seine Organisation den Namen „Practical Tai Chi Chuan International“.
Bestandteile
Die fünf Bestandteile des Wudang Tai Chi Chuan sind:
- Handform (Kurz- und Langform)
- Waffenformen (Speer, Säbel und Schwert)
- Tui Shou / Schiebende Hände
- San Shou / Selbstverteidigung
- Nei Gong / Innere Stärke
Handform
Jeder Taijiquan-Stil besitzt eine oder mehrere Handformen, die aus einer Folge von Bewegungen zusammengesetzt sind, die den Körper durch Dehnungen und Drehungen leicht massieren. Wudang Tai Chi Chuan verfügt heute über zwei Kurzformen und eine Langform. Alle Techniken der Handform werden bei der Selbstverteidigung angewandt.
Waffenformen
Drei Waffen und die damit verbundenen Formen werden im Wudang Tai Chi Chuan unterrichtet:
- Speer
- Säbel
- Schwert
Es heißt:
- der Speer unterstützt die Entwicklung der Weisheit
- der Säbel stärkt die Entschlossenheit
- das Schwert nährt das Qi
Tui Shou (Schiebende Hände)
Tui Shou ist ein hervorragendes Hilfsmittel zum Erlernen der „Fünf Strategien“ und „Dreizehn Taktiken“. Um die Absichten des Partners/Gegners zu spüren, wird durch die Tui Shou-Übungen die Sensibilität der Arme entwickelt. Gleichzeitig wird durch wiederholtes Trainieren die eigene Reaktionsfähigkeit verbessert.
San Shou (Selbstverteidigung)
Ein wichtiger, heute leider mehr vernachlässigter Bestandteil ist die Selbstverteidigung. Wudang Tai Chi Chuan legt sehr großen Wert darauf, diesen Baustein des Systems am Leben zu erhalten. Die Techniken findet man in den Bewegungen der Handform und sie werden normalerweise mit einem Partner oder mehreren Partnern geübt.
Um die Selbstverteidigungstechniken wirksam einsetzen zu können, muss man in guter körperlicher Verfassung sein.
Nei Gong (Innere Stärke)
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Kampfkunst ist Nei Gong (Innere Stärke). Nei Gong wird in der Wudang-Lehre in 12 Yin-Übungen und 12 Yang-Übungen unterteilt. Sowohl die innere Kraft als auch die Kondition wird durch ständiges Üben gefördert, zugleich wird auch ein ruhiger Geist entwickelt.
Literatur
- Docherty, D. Complete Tai Chi Chuan, The Crowood Press, 1997. ISBN 1-86126-033-4(Englisch)
- Practical Tai Chi Chuan
- Docherty, D. Decoding the Classics for the modern martial artist, the Crowood Press, 2009. ISBN 978-1-84797-084-8
Weblinks
Kategorie:- Kampfkunst (China)
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