- Zeigarnik-Effekt
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Der Zeigarnik-Effekt ist ein psychologischer Effekt über die Erinnerung an abgeschlossene und unterbrochene Aufgaben. Er besagt, dass unterbrochene, unerledigte Aufgaben besser erinnert werden als erledigte, abgeschlossene Aufgaben. Dieser Befund ist aus gedächtnispsychologischer Sicht paradox, da er auch auftritt, wenn für unterbrochene Aufgaben weniger Zeit aufgebracht wurde als für die erledigten Aufgaben.
Der Erinnerungsvorteil lässt sich aber leicht mit der Feldtheorie nach Lewin erklären: Eine angefangene Aufgabe baut hiernach eine aufgabenspezifische Spannung auf, welches die kognitive Zugänglichkeit der relevanten Inhalte verbessert. Diese Spannung wird dann mit dem Abschluss der Aufgabe abgebaut. Bei Unterbrechung kommt es zu einer Verhinderung dieses Spannungsabbaus. Durch die fortlaufende Spannung ist der Inhalt leichter verfügbar und wird daher leichter erinnert.
Zuerst experimentell entdeckt wurde dieser Effekt 1927 von der namensgebenden russischen Psychologin Bljuma Wulfowna Seigarnik an der Universität Berlin.[1]
Der Effekt konnte jedoch in vielen Untersuchungen nicht repliziert werden und gilt daher als wenig zuverlässiges Phänomen.[2] Häufig ergab sich sogar ein entgegengesetzter Effekt. Erklärungsansätze hierfür sind noch nicht klar. Werden beispielsweise die unterbrechenden Aufgaben als zu schwierig gestaltet, dann bekommt die Versuchsperson das Gefühl, die Aufgaben wären unlösbar und erwartet nicht, die Aufgabe zu beenden. Außerdem gibt es Versuchsfehler gedächtnispsychologischer Art, wenn die vollendeten Aufgaben wesentlich länger als die unterbrochenen Aufgaben bearbeitet werden. [3] Zusätzlich wäre es möglich, dass Selbstdarstellungstendenzen dazu führen, dass man eher über die zu Ende gebrachten Aufgaben spricht und sie daher eher nennt.
Siehe auch
Literatur
- Kiebel, Elizabeth M. (April, 2009). The Effects of Directed Forgetting on Completed and Incompleted Tasks. Presented at the 2nd Annual Student-Faculty Research Celebration at Winona State University, Winona MN. Siehe [1]
- Rothermund & Eder: Motivation und Emotion. VS Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3531166988, S. 40–41.
Einzelnachweise
- ↑ Zeigarnik (1927): Das Behalten erledigter und unerledigter Handlungen. Psychologische Forschung 9, 1-85. elektronische Fassung.
- ↑ van Bergen, Annie (1968) Task interruption. Amsterdam: North-Holland Publishing Company. Siehe auch Kiebel, 2009
- ↑ Jutta Heckhausen: Motivation und Handeln. Springer 2006, ISBN 9783540254614, S. 114. (Google Books)
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