- Zersägen
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Das Zersägen ist eine Marter- und Hinrichtungsart von der etliche Heiligenlegenden berichten. Vermutlich ist eine derartige Strafe jedoch niemals verhängt worden.[1]
Inhaltsverzeichnis
Überlieferungen
Nach einer Version der Legende des Heiligen Simon soll dieser in Persien, wo er das Evangelium verkündete, zersägt worden sein.[2] Das Zersägen soll auch ein Teil des Martyriums des Heiligen Sarvelos (Sarbiles) gewesen sein. Dieser war nach der Legende ein Zauberer in Edassa (heute Şanliurfa, Türkei), der nach seiner Bekehrung zum Christentum durch den römischen Statthalter Lysias gefoltert wurde. Er soll mit Ruten geschlagen, Nägeln durchbohrt, Fackeln gebrannt und schließlich eben zersägt worden sein, was ihm auf wundersame Weise nichts hätte anhaben können. Lysias ließ ihn schließlich enthaupten.[3]
Durchführung
Beim Zersägen wäre der entkleidete Verurteilte kopfüber mit gespreizten Beinen in einen Rahmen gespannt oder zwischen zwei Pfählen (auch Baumstämmen) an Hand- und Fußgelenken festgebunden worden. Als Instrument der Exekution diente eine scharfzahnige, von zwei Menschen zu bedienende Baumsäge. Diese wurde vom Henker und einem Assistenten zwischen den Beinen des Verurteilten angesetzt. So wäre der Hinzurichtende vom Schritt beginnend der Länge nach entzweigesägt worden, ähnlich der Darstellung Cranachs (rechts).
Hintergrund
Derartige Berichte sind wohl nicht einfach erfunden, sondern sollten die Tugend der Heiligen betonen. Die Legende des Heiligen Sarvelos ist mit der des Heiligen Georg durchaus vergleichbar: dort wird etwa das Drehen in der Nageltonne und das Einschlagen von Nägeln in den Kopf überliefert.[4] Die Legende berichtet, dass etliche neue Martern erfunden wurden, um den ungewöhnlich standfesten Heiligen zur Abkehr vom Christentum zu bewegen.[5]
Vergleichbare Strafen
Mittelalterliche Rechtsquellen aus bäuerlichen Gegenden (Weistümer) berichten von schauerlichen Sanktionen gegen „Baumfrevler“: Wer einen Baum entrindete, dem sollte der Darm aus dem Bauch gezogen und um das bloße Holz gewickelt werden. Pflügte jemand einen Grenzstein um, so pflügte man den Übeltäter dafür den Kopf ab, oder grub ihn mit den Kopf nach unten ein und legte den Grenzstein zwischen seine Füße.[1]
Ein neuzeitliches Beispiel für eine solche „Fantasiestrafe“ ist die Nürnberger Eiserne Jungfrau –- in Wahrheit ein ehemaliger Schandmantel zum Vollzug von Ehrenstrafen. Die eisernen Spitzen im Inneren stammen von Bajonetten aus den napoleonischen Kriegen.[6]
Belege
- ↑ a b Wolfgang Schild –- Die Geschichte der Gerichtsbarkeit, München: Verlag Georg D. W. Callwey 1980. Lizenz für Nikol Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1997 S. 44 ff.
- ↑ Erna und Hans Melchers –- Das große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf, München: Südwest Verlag GmbH & Co. KG 1978 S. 115
- ↑ heiligenlexikon.de Sarvelos Abgerufen am 28. Dezember 2008
- ↑ Die Geschichte der Gerichtsbarkeit S. 51
- ↑ Das große Buch der Heiligen, S. 245
- ↑ Die Geschichte der Gerichtsbarkeit S. 50
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