Zote

Zote

Zoten sind anzügliche Witze, nicht selten mit sexistischem Inhalt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Wortherkunft

Der Begriff erscheint gegen Ende des 15. Jahrhunderts im Nürnberger Fastnachtsspiel, im 16./17. Jahrhundert in Schwankbüchern und ist 1523 bei Martin Luther und 1551 bei Caspar Scheidt belegt, zunächst in der Wendung Zot(t)en reißen ‚etwas Unflätiges tun, derbe Späße machen’, dies vielleicht entlehnt aus französisch sot(t)ie „Narrenspiel“. Als Ursprung ebenfalls in Frage kommt Zotte in der Bedeutung „verfilztes, durch Schmutz und Kot verklebtes Haarbüschel, Schamhaare“ oder wenigstens Einfluss desselben.[1][2] Die Unterscheidung zwischen Zote und Zotte in der Schreibung tritt seit etwa 1700 hervor.[3]

Psychologische Deutungsansätze

Die erste wissenschaftliche Definition dieser Witz-Kategorie stammt von Sigmund Freud.[4] Freud erläutert darin seine Ansicht, dass die Zote primär dem Ziel dient, dass der Erzähler sein eigenes (meist sexuelles) Interesse auf den Hörer verlagern kann, ohne soziale Sanktionen befürchten zu müssen. Es ist dem Erzähler bisweilen möglich, den Zuhörer sexuell zu erregen, ohne dafür gemaßregelt zu werden. Da die Zote gleichzeitig aber einen weiteren Inhalt vorschiebt, der sekundärer Bestandteil des Witzes ist, wird die Absicht des Erzählers kaschiert.

Folgende Beispiele zeigt diese beiden Bestandteile in der Zote (gemäß freudscher Erklärung):

Mutter und Tochter gehen zum Arzt.
Sagt der Arzt zu der 18-Jährigen: „Ziehen Sie sich bitte einmal aus.“
Die Mutter protestiert: „Ich bin zur Behandlung hier und nicht meine Tochter!“
„Gut,“ meint der Arzt, „dann zeigen Sie mir mal Ihre Zunge!“

Dieser Witz ist zum einen erotisch, weil er auf erotische Fantasien anspielt, die hier auf Arzt (Autorität) und junge Tochter bezogen sind. Die Vorstellung, dass der Arzt statt der Mutter – die zur Behandlung kam – die Tochter zum Ausziehen auffordert, ist an sich schon witzig, denn es enthüllt plötzlich einen weit verbreiteten, aber gesellschaftskonform kaum zu verwirklichenden Wunschgedanken vieler Männer, die sich hier anstelle des Arztes sehen. Würde der Witz hier enden, würde er wie ein Verwechslungswitz niedlich oder naiv wirken und wäre keine Zote. Zur Zote wird er erst durch eine zweite, maskierende Komponente.

Denn dieser Witz nimmt ein demütigendes Ende, da er den Eindruck vieler Frauen anspricht, von ihrem Arzt nicht immer ganz lustfrei betrachtet zu werden. Dieser Eindruck kommt bei Frauen in einer erwünschten und einer unerwünschten Form vor, wobei sich nur die unerwünschte Form zur Demütigung eignet. Während der Arzt der Tochter sexuelle Wünsche entgegen bringt, lehnt er diese bei der Mutter ab - sie ist zu alt und wenig begehrenswert. Diese Demütigung der Mutter vor ihrer Tochter wirkt nach Freud als Maskierung der zuvor geäußerten sexuellen Wunschvorstellung. Indem die Demütigung nachgeschoben wird, überlagert sie die erotische Vorstellung und lenkt die Aufmerksamkeit des Zuhörers durch eine gröbere, gemeinere Vorstellung wieder ab. Hierdurch entsteht nach Freud die Zote. Die Zote ist demnach ein sexueller Witz, bei dem die kurzzeitig geäußerten erregenden Vorstellungen durch nachgeschobene herabsetzende Vorstellungen maskiert werden. Dem Erzähler kann dann kein erotischer Wunsch gegenüber einer 18-jährigen vorgeworfen werden, da er vor allem ältere Frauen gedemütigt hat.

Zoten können nach Freud mitunter sehr drastisch wirken, insbesondere, wenn die erregende und die maskierende Vorstellung in einem Atemzug geäußert werden. Ein Beispiel aus dem Bereich der modernen Blondinenwitze:

„Warum hat eine Blondine mehr Gehirn als eine Kuh?“
„Damit sie nicht scheißt, wenn man ihr ans Euter greift.“

Der Einleitungssatz dient hier nicht dem Witz, sondern nur der Ankündigung des Witzes. Der eigentliche Witz besteht in einer einzigen Aussage, in der beide Vorstellungen gleichzeitig aufgerufen werden. Damit die sexuelle Wunschvorstellung des „Busengrabschens“ dennoch kaschiert werden kann, muss die demütigende Vorstellung drastisch sein.

Gegenbeispiele: Die Zote kommt nicht zustande bei bloßer Enthüllung sexueller Fantasie. Wenn keine herabsetzende Maskierung vorliegt, bleibt es ein sexueller Witz.

Patientin zum Arzt: „Bitte küssen Sie mich.“
Arzt zur Patientin: „Na ja, eigentlich dürfte ich nicht mal auf Ihnen liegen.“

In diesem Beispiel wird die erotische Vorstellung von der erregten Patientin mit einem Tabubruch verstärkt, nämlich durch das Komplement des ihr zugeneigten Arztes. Da der Tabubruch also in genau dieselbe Richtung wirkt wie die Vorstellung, ergibt sich eine Verstärkung: Was, sie will ihn küssen? Und er liegt ja sogar schon auf ihr, der Schuft!

Siehe auch

Schwarzer Humor, Limerick (Gedicht), Knittelvers

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage bearbeitet von Elmar Seebold, de Gruyter, Berlin/New York 2002, p. 1016 Zote
  2. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 18. Auflage bearbeitet von Walther Mitzka, de Gruyter, Berlin 1960, p. 891 Zote
  3. Wolfgang Pfeifer & al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 4. Auflage der Taschenbuchausg., dtv, München 1999, ISBN 3-423-32511-9, p. 1623 Zote & Zotte
  4. Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten; Wien, Leipzig; 1905

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