Zufallsorakel

Zufallsorakel

Ein Zufallsorakel (englisch random oracle) wird in der Kryptologie verwendet um eine ideale kryptologische Hashfunktion zu modellieren. Die Hashfunktion wird dabei durch Zugriff auf ein Orakel ausgewertet. Das Zufallsorakel gibt zu jeder Eingabe einen zufälligen Ausgabewert zurück, falls diese Eingabe zum ersten Mal abgefragt wird, ansonsten die gleiche Ausgabe wie bei der letzten Abfrage. Aufgrund der Konstruktion des Zufallsorakels erfüllt es die klassischen Eigenschaften einer kryptologischen Hashfunktion, starke Kollisionsresistenz und Einwegfunktion, in perfekter Weise.

Inhaltsverzeichnis

Das Random-Oracle-Modell

Von einem Sicherheitsbeweis, der ein Zufallsorakel verwendet, sagt man, er sei im Random-Oracle-Modell geführt worden. Entwickelt wurde das Random-Oracle-Modell von Mihir Bellare und Phillip Rogaway.[1] Protokolle, deren Sicherheit im Random-Oracle-Modell bewiesen wurde, sind im Allgemeinen effizienter als solche mit einem Sicherheitsbeweis im kryptologischen Standardmodell ohne Zufallsorakel. Dieser Effizienzgewinn erfolgt allerdings auf Kosten der Sicherheit. Aufgrund der besonderen Eigenschaften eines Zufallsorakels ist es nämlich unmöglich, eine reale Hashfunktion zu konstruieren, die in jedem Protokoll, das ein Zufallsorakel verwendet, dieses ersetzt. Es gibt (speziell für diesen Beweis konstruierte) Protokolle, die im Random-Oracle-Modell beweisbar sicher sind, jedoch für jede konkrete Instanziierung des Zufallsorakels durch eine Hashfunktion unsicher sind.[2] Da für reale Protokolle keine Beispiele bekannt sind, in denen dieses Problem auftritt, wird ein Beweis im Random-Oracle-Modell weiterhin als starkes Indiz für die Sicherheit in der realen Welt angesehen.

Einzelnachweise

  1. Mihir Bellare and Phillip Rogaway: Random oracles are practical: A paradigm for designing efficient protocols. In: ACM Conference on Computer and Communications Security. 1993, S. 62–73 (http://cseweb.ucsd.edu/~mihir/papers/ro.html).
  2. Ran Canetti, Oded Goldreich, and Shai Halevi: The Random Oracle Methodology, Revisited. In: STOC. 1998, S. 209–218 (http://www.wisdom.weizmann.ac.il/~oded/p_rom.html).

Literatur

  • Douglas R. Stinson: Cryptography. Theory and Practice. 3. Auflage. Chapman & Hall/CRC, 2005, ISBN 1-58488-508-4, Seiten 122–123
  • Jonathan Katz, Yehuda Lindell: Introduction to Modern Cryptography: Principles and Protocols, S. 457, Chapman & Hall/CRC, 2007

Links


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Full Domain Hash — (Abk.: FDH) ist ein Signaturverfahren aus dem Bereich der Kryptologie. Der Empfänger einer Nachricht kann damit überprüfen, ob die Nachricht, die der Absender an ihn gesandt hat, durch einen Dritten verändert wurde oder nicht. Das Prinzip das… …   Deutsch Wikipedia

  • Full-Domain-Hash — (Abkürzung: FDH) ist ein Signaturverfahren aus dem Bereich der Kryptologie. Der Empfänger einer Nachricht kann damit überprüfen, ob die Nachricht, die der Absender an ihn gesandt hat, durch einen Dritten verändert wurde oder nicht. Das Prinzip… …   Deutsch Wikipedia

  • Merkles Meta-Verfahren — (auch Merkle Damgård Konstruktion) ist eine Methode zur Konstruktion von kryptographischen Hash Funktionen. Gegeben ist eine Kompressionsfunktion , die kollisionssicher ist, d. h. es ist nicht mit realistischem Aufwand möglich, zwei… …   Deutsch Wikipedia

  • Kryptographisches Primitiv — Ein kryptographisches Primitiv ist in der Kryptographie ein einfacher Baustein, der in Beweisen verwendet wird. Die Primitive werden dabei vorausgesetzt, um darauf aufbauend Eigenschaften von komplexeren kryptographischen Systemen zu beweisen… …   Deutsch Wikipedia

  • Cramer–Shoup-Kryptosystem — Das Cramer–Shoup Kryptosystem ist ein von Ronald Cramer und Victor Shoup entwickeltes asymmetrisches Kryptosystem, das als eine Erweiterung des Elgamal Kryptosystems aufgefasst werden kann.[1] Es war das erste praktikable… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”