Zwergmöwe

Zwergmöwe
Zwergmöwe
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Zwergmöwe (Larus minutus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Möwen (Laridae)
Gattung: Larus
Art: Zwergmöwe
Wissenschaftlicher Name
Larus minutus
Pallas, 1776
Zwergmöwe im ersten Winter
Zwergmöwe im Jugendkleid
Brutverbreitung der Zwergmöwe

Die Zwergmöwe (Larus minutus) ist eine Vogelart aus der Familie der Möwen (Laridae). Das regelmäßige Brutgebiet reicht von Osteuropa bis Mittelsibirien.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Mit einer Körperlänge von 24–28 cm und einer Spannweite von 62–69 cm ist diese Art die kleinste Möwe der Paläarktis. In Sibirien untersuchte Männchen wogen im Mittel 115 g, Weibchen im Mittel 107 g. Im Prachtkleid sind Kopf und Hals schwarz. Der Rücken und die Oberseite der Flügel sind hellgrau, der übrige Rumpf und der Schwanz sind weiß. Die Schwingen sind oberseits ebenfalls hellgrau, auf der Unterseite schwarzgrau und zeigen ein schmales weißes Endband. Der Schnabel ist dunkel rötlichbraun und wirkt auf Entfernung schwarz. Die Iris ist dunkel, die Beine sind mattrot.

Im Schlichtkleid ist der Kopf überwiegend weiß und zeigt nur einen schwarzen Ohrfleck sowie einen schwärzlichen Oberkopf. Der Schnabel ist schwarz, die Beine sind blassrosa.

Im Jugendkleid entspricht die Kopfzeichnung dem Schlichtkleid. Der obere Rücken ist jedoch ebenfalls schwarz und Schulter- und Schirmfedern zeigen eine schwarze Querbänderung. Die Oberflügel zeigen eine schwarze Zickzackzeichnung, die von den hinteren Schirmfedern bis zum Karpalgelenk verläuft und von dort bis zu den Spitzen der mittleren und äußeren Handschwingen reicht. Der Schwanz zeigt eine schwarze Endbinde. Der Schnabel ist ebenfalls schwarz, die Beine sind gräulich rosa. Nach zwei Jahren, also im dritten Kalenderjahr, sind die Vögel ausgefärbt.

Verbreitung und Lebensraum

Das regelmäßige Brutgebiet der Art reicht vom Baltikum und dem Süden Finnlands bis Mittelsibirien. Westlich davon werden immer wieder Brutvorkommen verzeichnet, die jedoch meist nur wenige Jahre existieren. In Deutschland ist die Zwergmöwe unregelmäßig und in sehr kleiner Zahl Brutvogel an der Nord- und Ostsee. Nichtbrütende Vögel übersommern hier fast regelmäßig.[1] Seit 1962 hat sich die Art außerdem in Nordamerika im Gebiet der Großen Seen als Brutvogel etabliert und breitet sich dort seitdem weiter aus.

Die Zwergmöwe lebt zur Brutzeit von Ende April bis Juli an nährstoffreichen Binnengewässern.

Fortpflanzung

Die Nester werden auf Inseln oder in anderen, für Bodenfeinde schwer zugänglichen Uferbereichen errichtet. Sie sind meist von Wasser umgeben und bestehen aus Pflanzenmaterial der Ufervegetation. Die Eiablage erfolgt ab Mitte Mai bis Mitte Juni. Das Gelege besteht aus 1 bis 3 Eiern, die auf olivgrünem oder braunem Grund dunkel gefleckt sind. Sie messen etwa 42 x 30 mm und wiegen 19-20 g. Die Brutzeit dauert 21-23 Tage. Die Küken werden von beiden Eltern gefüttert und sind nach 21-24 Tagen flügge.

Wanderungen

Die Art überwintert an den Küsten Westeuropas, des Mittelmeergebietes, auf dem Kaspischen Meer sowie im Norden des Roten Meeres und des Persischen Golfes. In milden Wintern überwintern im niederländischen IJsselmeer mehrere tausend Zwergmöwen und seit den 1990er Jahren gibt es auch in den küstennahen Nordseeregionen Deutschlands regelmäßig Überwinterungsbestände von bis zu 1.800 Individuen.[1]

Die nordamerikanische Population überwintert an der Ostküste der USA.

Der Abzug aus den Brutgebieten erfolgt ab Juli, in Mitteleuropa ist der stärkste Durchzug Ende August bis Anfang September zu verzeichnen, letzte Durchzügler werden meist im Oktober, selten auch noch im November beobachtet. Der Wegzug erfolgt in breiter Front nach Südwest bis West-Südwest entlang der Küsten, aber auch durch das europäische Binnenland, dort erfolgen die meisten Nachweise auf dem Zug auf größeren Seen. Dabei kommt es zu Zugverdichtungen zum Beispiel der Schwarzmeerküste, am Bosporus und im Norden der Türkei sowie an der Nordseeküste der Niederlande und Belgiens.[1] Der Heimzug durch Mitteleuropa beginnt im März und erreicht seinen Höhepunkt Ende April bis Anfang Mai, dann treffen die Vögel auch an den Brutplätzen ein.

Bestand und Gefährdung

Die IUCN gibt den Weltbestand für 2002 grob mit 0,57-1,7 Mio. Individuen an. Die Art ist laut IUCN ungefährdet.

Die Zwergmöwe gilt als eine der Arten, die vom Klimawandel besonders betroffen sein wird. Ein Forschungsteam, das im Auftrag der britischen Umweltbehörde und der Royal Society for the Protection of Birds die zukünftige Verbreitungsentwicklung von europäischen Brutvögeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte, geht davon aus, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts das Verbreitungsgebiet der Zwergmöwe erheblich schrumpfen und sich nach Nordwesten verschieben wird. Zwei Drittel des heutigen Brutareals werden nach diesen Prognosen der Zwergmöwe keine geeigneten Lebensräume mehr bieten. Als neue potentielle Verbreitungsgebiete kommen der Norden Schwedens und der Süden Norwegens in Frage. Diese möglichen Arealgewinne können jedoch die Arealverluste in Osteuropa nicht ausgleichen.[2]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler (Hrsg): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel, Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-647-2, S. 581
  2. Brian Huntley, Rhys E. Green, Yvonne C. Collingham, Stephen G. Willis: A Climatic Atlas of European Breeding Birds, Durham University, The RSPB and Lynx Editions, Barcelona 2007, ISBN 978-84-96553-14-9, S. yy

Literatur

  • Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Nonpasseriformes - Nichtsingvögel. Aula, Wiesbaden, 1985: S. 520-523 ISBN 3-89104-424-0
  • Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 8/I, Charadriiformes (3. Teil) Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel. Aula, Wiesbaden, 1999. ISBN 3-923527-00-4
  • Lars Svensson, Peter J. Grant, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der neue Kosmos Vogelführer. Kosmos, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07720-9: S. 178-179

Weblinks

  • Larus minutus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 13. Oktober 2008

Sonstige Weblinks


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