- Zwirnerei
-
Ein Zwirn ist eine linienförmige Textilie, die aus mehreren, ursprünglich als zweidrähtiger Faden aus zwei, zusammengedrehten Garnen besteht. Den Herstellungsvorgang bezeichnet man als „zwirnen“. Ein Zwirn hat wesentlich mehr Reißkraft als die ungedrehten Garne zusammen.
Inhaltsverzeichnis
Herstellung
Die Zwirnherstellung umfasst mehrere Schritte
- Zwei oder mehr Garne (je nach Zwirnart) werden vereinigt („fachen“)
- der eigentliche Zwirnvorgang, bei dem die Garne zusammengedreht werden („zwirnen“)
- evtl. werden die abstehenden Fasern abgebrannt, um mehr Glanz zu erzeugen („sengen“)
- evtl. Entstauben, Paraffin auftragen etc.
Eine seit der Steinzeit bekannte stoffbildende Technik ist das Zwirnbinden oder Zwirnflechten.
Zwirnarten
Popelinezwirn (normaler Zwirn)
Der Popelinezwirn besteht aus zwei zusammengedrehten Einfachgarnen. Die Anzahl Gespinst- und Zwirndrehungen können variieren und beeinflussen die Eigenschaften des Zwirns.
Nähfaden
Der Nähfaden besteht aus drei zusammengedrehten Einfachgarnen.
Voile
Das Spezielle am Voile ist, dass das Gespinst und der Zwirn in die gleiche Richtung gedreht werden. Das Resultat ist sehr hart und das daraus erstellte Gewebe ist kernig. Voile wurden früher oft für Vorhänge gebraucht.
Crêpezwirne
Crêpezwirne sind sehr hoch gedrehte Zwirne.
Effektzwirne (Fantasiezwirne)
Effektzwirne werden auf speziellen Maschinen hergestellt und können verschiedene Effekte haben (z.B. Raupen- oder Schlingeneffekt).
Spezialkonstruktionen
Als Spezialkonstruktionen bezeichnet man Mehrfach- und Mehrstufenzwirne. Die Herstellung ist sehr teuer, weshalb diese Zwirne selten zur Anwendung kommen. Ein Beispiel für einen Mehrfachzwirn ist das Eisengarn.
Umgangssprachlich
Mit „Zwirn“ wird auch ein (mehr oder weniger) eleganter Anzug bezeichnet (nach dem Schema: pars pro toto); etwas veraltet ist die Redewendung „ein feiner Zwirn“ auch auf hochwertigen Anzugstoff bezogen. Weit verbreitet, besonders in Süddeutschland, ist der Fluch „Himmel, Arsch und Zwirn“.
Siehe auch
Wikimedia Foundation.