- Édouard-Léon Scott de Martinville
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Édouard-Léon Scott de Martinville (* 25. April 1817 in Paris; † 26. April 1879 in Paris) war ein in Paris lebender französischer Drucker und Buchhändler und gilt als der Erfinder des Phonautographen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er erfand 1857 das erste bekannte Gerät zur Aufzeichnung von Tönen, das er „Phonautograph“ nannte. Der Phonautograph verwendete ein Horn, um Töne aufzunehmen, das Horn war an eine Membran angeschlossen, die mittels einer dort befindlichen Schweinsborste auf einem handgekurbelten Zylinder eine Aufzeichnung erstellte. Scott erstellte mit Hilfe von Rudolph Koenig, einem ortsansässigen Feinmechanik-Instrumentenbauer, mehrere Geräte. Im Gegensatz zu dem ähnlichen, von Thomas Alva Edison 1877 erfundenen Phonographen war der Phonautograph nicht in der Lage, die audiovisuellen Aufzeichnungen wiederzugeben. Scotts Erfindung wurde allein für wissenschaftliche Untersuchungen der Darstellung von Schallwellen verwendet, aber nicht zur Wiedergabe und Vermarktung von Tonaufnahmen, wie es später Edison praktizierte.
Scott publizierte auch ein Buch über die Geschichte der Kurzschrift. In einem 20 Jahre späteren Rückblick (1878) schmähte er Edison: Dieser habe sich seine (Scotts) Methoden angeeignet und missbrauche die Aufnahmetechnik. Das Ziel sei nämlich, Sprache aufzuschreiben (Phonographie) und nicht Töne zu reproduzieren. „Was sind die Rechte des Erfinders gegenüber denen des Verbesserers?“ schrieb er weniger als ein Jahr vor seinem Tod. „Kommt, Bürger von Paris, lasst sie uns nicht unseren Preis wegnehmen.“[1]
Im Jahr 2007 entdeckten die Historiker David Giovannoni und Patrick Feaster in den Unterlagen des französischen Patentamts zwei von Scott aufgezeichnete Phonautogramme aus den Jahren 1857 und 1859, die allerdings fehlerhaft waren. Anfang 2008 wurden dann in den Archiven der Académie des sciences weitere Phonautogramme aus späteren Jahren gefunden, die von Carl Haber und Earl Cornell vom Berkeley National Laboratory in Kalifornien rekonstruiert werden konnten. Eine dieser graphischen Aufzeichnungen, die als älteste bekannte Tonschwingungsaufzeichnung gilt, datiert vom 9. April 1860 und zeigt 10 Sekunden des Volksliedes Au clair de la lune.[2][3] [1]
Weblinks
- Restaurierte Tonaufnahme von 1860
- Informal collaborative of audio historians - First Sounds - engl.
- Artikel des SWR zum Phonautographen im Kontext der Donaueschinger Musiktage 2002
- Deutschlandfunk, Sendung Historisches Kalenderblatt vom 9. April 2010
Literatur
- Greg Milner: Perfecting Sound Forever. The Story of Recorded Music. Granta Books, London 2009, ISBN 978-1-8620-7942-7.
- Franz Joseph Pisko: Die neueren Apparate der Akustik: Für Freunde der Naturwissenschaft und der Tonkunst. Gerold, Wien 1865.
- Sandra Rühr: Tondokumente von der Walze zum Hörbuch. Geschichte - Medienspezifik - Rezeption. V&R Unipress, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89971-473-9.
Einzelnachweise
Kategorien:- Tontechniker
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