Überbrückungsphänomene

Überbrückungsphänomene

Verzögerungsphänomene (Überbrückungsphänomene) zählen zu den Verfahren, welche dem Zuhörer den Prozess des Formulierung und der Reformulierung beim Sprecher erkennen lassen. Verzögerungsphänome liefern dem Sprecher Zeit und erleichtern die Rezeption.

Dazu zählen vor allem leere Pausen, gefüllte Pausen, lautlose Dehnungen und Wiederholungen, gestisch und mimische Verfahren sowie nonverbale akustische Signale wie Pusten und Schnaufen. Des Weiteren gehören dazu eingestreute Laute (dt. äh, frz. euh); Dehnung von Wörtern, eingestreute ganze Wörter (wie frz. bon ben) oder Mischformen (frz. puis euh bon ben euh).

Oft sind Verzögerungsphänomene wichtig für die Gliederung und den Sprecherwechsel und begleiten die überbrückenden Gliederungssignale bzw. turn-taking-Signale.

Koch und Oesterreicher zählen die Verzögerungsphänomen zu den "Gesprächswörtern und äquivalenten Verfahren".

Die Soziolinguistik deutet die Verzögerungsphänomene auf verschiedene Art : Negativ betrachtet als Zeichen von Unsicherheit und mangelnder Sprachbeherrschung und positiv als Zeichen für differenzierte Sprachbeherrschung, wenn die Auswahlmöglichkeiten des Sprechers gewollte Verzögerungen bewirken.

Zitate

  • "Ich mische unartikulierte Töne ein, ziehe die Verbindungswörter in die Länge, gebrauche auch wohl eine Apposition, wo sie nicht nötig wäre, und bediene mich anderer, die Rede ausdehnender, Kunstgriffe, zur Fabrikation meiner Idee auf der Werkstätte der Vernunft, die gehörige Zeit zu gewinnen." Heinrich von Kleist, Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden,1805

Literatur

  • B. Bernstein: Linguistic Codes, Hesitation Phenomena and Intelligence. Language and Speech. 5, 1962, 31-46.
  • P. Koch u. W. Oesterreicher: Gesprochene Sprache in der Romania. 1990.
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. Stuttgart 2005 ISBN 3-476-02056-8

Siehe auch


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