- Şemdin Sakık
-
Şemdin Sakık (* 1959 in der Provinz Muş) ist ein ehemaliger Kommandeur der Volksbefreiungsarmee Kurdistans, des bewaffneten Arms der Untergrundorganisation Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Sein Deckname lautet Parmaksız Zeki („Fingerloser Zeki“). Er verbüßt eine lebenslange Haftstrafe in der Haftanstalt von Diyarbakır.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Sakık wurde im Dorf Zengök geboren und entstammt einer Großfamilie mit 18 Geschwistern. Er besuchte das Gymnasium im Stadtzentrum von Muş. Er schloss sich zunächst der Organisation KAWA an. Bei einem Streit unter Schülern wird er mit einer Waffe festgenommen und bleibt 3 Monate in Haft. Im Jahre 1979 nimmt er Kontakt zur PKK auf. Nach dem Militärputsch von 1980 versteckt er sich nach eigenen Angaben zwei Jahre südlich der Stadt. Im Jahre 1982 schließt er sich der PKK an und geht nach Syrien und erhält dort eine zweimonatige Ausbildung im Libanon. Im März 1983 kehrt er für die PKK in die Türkei zurück und übernimmt Aufgaben in der Region „Botan“ (Şırnak). Sein Bruder, Sırrı Sakık, ist Abgeordneter der 23. Legislaturperiode des türkischen Parlaments für die Provinz Muş. Seine Schwester Adife Sakık wurde im Kampf mit türkischen Einheiten erschossen.[1]
Leben
Şemdin Sakık schloss sich der PKK nach dem Militärputsch vom 12. September an und galt lange Jahre als Nr. 2 der PKK und als rechte Hand Öcalans. In vielen „Provinzen“ der PKK war er Provinzverantwortlicher. Er war verantwortlicher Kommandeur jener PKK-Einheit, die im Jahre 1993 in der Nähe von Bingöl einen Bus mit unbewaffneten Armeerekruten stoppte und 33 von ihnen tötete. Über die Kriegsführung zerstritt er sich mit Abdullah Öcalan. Zur Strafe wurde Sakık nach Amanoslar gesandt, verließ die Region jedoch wieder und kehrte nach Damaskus zu Öcalan zurück. Dort wurde er allen Ämtern enthoben. Er wurde durch die PKK festgesetzt und später in den Nordirak gesandt. Seine schriftliche Selbstkritik umfasste 80 Seiten. Im März des Jahres 1998 entfloh er der PKK und flüchtete zu Kräften der Demokratische Partei Kurdistans. Ein Monat später wurde er auf dem Weg zu Masud Barzani mit seinem Bruder Hasan durch türkische Sondereinsatzkräfte im Nordirak gefasst. Seine Ergreifung schildert er folgendermaßen:
„Genau in der Mitte der Ebene stoppte unser Auto. Als wir fragten, was los sei und warum wir angehalten hätten, sage der Peschmerga-Fahrer, der Motor hätte wahrscheinlich Luft gezogen. Er stieg aus, öffnete die Motorhaube und tat, als schaue er sich den Motor an. Ich stieg ebenfalls aus, um die Gelegenheit zu einer Pinkelpause zu nutzen. Ich ging fünf bis zehn Schritte zu einem Weizenfeld und hockte mich hin. Da näherte sich ein Fahrzeug unserem Jeep von hinten und hielt an. Fünf Personen stiegen aus. Zwei kamen auf mich zu. Die anderen gingen zum Fahrzeug. Ich nahm an, dass sie gekommen seien, um uns zu helfen, und dachte mir nichts dabei. Genau in dem Moment wurde ich eines bekannten Gesichtes über mir gewahr. Er hielt mir die Pistole am Kopf und sagte: ‚Keine Angst, wir wollen dich nicht töten!‘“
– Tuncer Günay: Şemdin Sakık'tan Mektuplar. S. 72
Sakık wurde in der Türkei vor ein Staatssicherheitsgericht gestellt und gemäß den Artikeln 36 und 125 des alten Türkischen Strafgesetzbuchs zum Tode verurteilt. Später wurde die Todesstrafe abgeschafft und in erschwerte Lebenslange Haft umgewandelt. Nach Erkenntnissen des türkischen Militärs sei Sakık von Öcalan vor Genossen erniedrigt worden.[2] Innerhalb der PKK gilt Sakık als Verräter. Er schrieb in Haft Bücher, die PKK-Führer Abdullah Öcalan in einem schlechten Licht erscheinen lassen. Zeitweilig stellte das Gefängnis in Diyarbakır Sakık mit Sondergenehmigung des Justizministeriums einen Computer zur Verfügung und ließ ihn eine eigene Homepage betreiben.[3]In Haft erschienene Bücher
- Şemdin Sakık’tan mektuplar [Briefe von Şemdin Sakık] Hrsg. Tuncer Günay, August 2005
- Apo [Beiname oder Kurzform von Abdullah Öcalan]
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.