Ω-konsistente Theorie

Ω-konsistente Theorie

In der mathematischen Logik wird als ω-konsistent (oder omega-konsistent) eine Theorie bezeichnet, falls sie nicht nur konsistent ist, sondern zusätzlich auch nicht gewisse unendliche Kombinationen von Sätzen beweisen kann, welche intuitiv widersprüchlich sind.

Definition

Sei T eine Theorie, die die Arithmetik interpretiert (d.h. es gibt eine Möglichkeit mit dieser Theorie über natürliche Zahlen zu sprechen). T heißt ω-inkonsistent, falls es eine Eigenschaft P der natürlichen Zahlen gibt, welche in T definierbar ist und T beweist P(0), P(1), P(2), etc. (d.h. T beweist P(n) für jede natürliche Zahl n), aber T beweist auch, dass es eine natürliche Zahl m gibt, so dass P(m) nicht gilt. T heißt ω-konsistent, falls T nicht ω-inkonsistent ist.

Es ist wichtig zu bemerken, dass mit T beweist P(n) für jede natürliche Zahl n nicht die Aussage (\forall n )(P(n)) gemeint ist, sondern die unendliche Menge von Aussagen P(0), P(1), P(2), etc. Daher muss eine ω-inkonsistente Theorie nicht unbedingt inkonsistent sein, da es möglich ist, dass T zwar beweisen kann, dass es ein m gibt, so dass P(m) nicht gilt, aber keinen konkreten Wert für m liefern kann.

Beziehung zu anderen Konsistenzprinzipien

Ist eine Theorie T rekursiv axiomatisierbar, dann kann man nach einem Resultat von C. Smoryński die ω-Konsistenz wie folgt charakterisieren:

T ist ω-konsistent genau dann wenn T+\mathrm{RFN}_T+\mathrm{Th}_{\Pi^0_2}(\mathbb N) konsistent ist.

Hier bezeichnet \mathrm{Th}_{\Pi^0_2}(\mathbb N) die Menge aller Π02-Sätze, welche im Standardmodell der Arithmetik gültig sind. RFNT ist das uniforme Reflexionsprinzip für T, welches aus den Axiomen

\forall x\,(\mathrm{Prov}_T(\varphi(\dot x))\to\varphi(x))

für jede Formel \varphi mit einer freien Variable besteht.

Insbesondere ist eine endlich axiomatisierbare Theorie T in der Sprache der Arithmetik ω-konsistent genau dann wenn T+PA \Sigma^0_2-korrekt ist.

Beispiel

Bezeichne PA die Theorie der Peano-Arithmetik und Con(PA) sei diejenige arithmetische Aussage, die die Behauptung PA ist konsistent formalisiert. Meist wird Con(PA) von folgender Gestalt sein:


Für jede natürliche Zahl n: n ist nicht die Gödelnummer eines Beweises von 0=1 in PA (d.h. es gibt keinen Beweis des Widerspruchs 0=1)

Auf Grund von Gödels Unvollständigkeitssatz wissen wir, dass falls PA konsistent ist, muss auch PA+¬Con(PA) konsistent sein. PA+¬Con(PA) ist jedoch nicht ω-konsistent aus folgendem Grund: Für jede natürliche Zahl n beweist bereits PA, dass n nicht die Gödelnummer eines Beweises von 0=1 ist, also beweist PA+¬Con(PA) dies sicher auch. Jedoch beweist ¬Con(PA) auch, dass es eine natürliche Zahl m gibt, so dass m die Gödelnummer eines Beweises von 0=1 ist (die ist nämlich gerade die Aussage ¬Con(PA) selber).


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Omega-konsistente Theorie — In der mathematischen Logik wird als ω konsistent (oder omega konsistent) eine Theorie bezeichnet, falls sie nicht nur konsistent ist, sondern zusätzlich auch nicht gewisse unendliche Kombinationen von Sätzen beweisen kann, welche intuitiv… …   Deutsch Wikipedia

  • ω-konsistente Theorie — In der mathematischen Logik wird als ω konsistent (oder omega konsistent) eine Theorie bezeichnet, falls sie nicht nur konsistent ist, sondern zusätzlich auch nicht gewisse unendliche Kombinationen von Sätzen beweisen kann, welche intuitiv… …   Deutsch Wikipedia

  • Theorie of everything — Eine Weltformel, oder eine Theorie von Allem (TOE, Theory Of Everything) ist eine hypothetische Theorie der theoretischen Physik und Mathematik, die zusammen alle bekannten physikalischen Phänomene gänzlich erklärt und verknüpft. Mit der Zeit ist …   Deutsch Wikipedia

  • Theorie von Allem — Eine Weltformel, oder eine Theorie von Allem (TOE, Theory Of Everything) ist eine hypothetische Theorie der theoretischen Physik und Mathematik, die zusammen alle bekannten physikalischen Phänomene gänzlich erklärt und verknüpft. Mit der Zeit ist …   Deutsch Wikipedia

  • Marxistische Theorie — Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege… …   Deutsch Wikipedia

  • Widerspruchsfrei — In der Logik heißt eine Aussage oder ein Menge von Aussagen widerspruchsfrei oder konsistent, wenn sie keinen Widerspruch enthält und ein solcher auch nicht durch logische Schlussfolgerungen abgeleitet werden kann. Die Widerspruchsfreiheit kann… …   Deutsch Wikipedia

  • Endliche Modelltheorie — Die Modelltheorie ist ein Teilgebiet der mathematischen Logik. Inhalt der Modelltheorie sind die Beziehungen zwischen den rein formalen Ausdrücken einer Logik (syntaktische Ebene) und deren Bedeutung (semantische Ebene). Diese Beziehung wird über …   Deutsch Wikipedia

  • Modelltheorie — Die Modelltheorie ist ein Teilgebiet der mathematischen Logik. Inhalt der Modelltheorie sind die Beziehungen zwischen den rein formalen Ausdrücken einer Sprache (syntaktische Ebene) und deren Bedeutung (semantische Ebene). Diese Beziehung wird… …   Deutsch Wikipedia

  • Manchesterliberalismus — Der Manchesterliberalismus bzw. der Manchesterkapitalismus, das Manchestertum oder die Manchesterschule bezeichnet eine politische Strömung und Freihandelsbewegung in Großbritannien im 19. Jahrhundert, die in der Stadt Manchester ihren Ausgang… …   Deutsch Wikipedia

  • Beweisbarkeit — Die Beweistheorie ist ein Teilgebiet der mathematischen Logik, das Beweise als formale mathematische Objekte behandelt. Dies ermöglicht ihre Analyse mit mathematischen Techniken. Beweise werden üblicherweise als induktiv definierte… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”