Bernicia

Bernicia
Britannien im 7. Jahrhundert

Bernicia war ein Königreich der Angeln in Nordengland während des 6. und 7. Jahrhunderts. Es ging aus dem zum Hen Ogledd gehörenden früheren britischen Siedlungsgebiet "Brynaich" nach dessen Unterwerfung durch die Angeln hervor, und bildete später zusammen mit dem südlich angrenzenden Deira das Königreich Northumbria.

Bernicia erstreckte sich vom Tyne bis zum Firth of Forth und umfasste in etwa das Gebiet der heutigen Grafschaften Northumberland und Durham. Die Westgrenze verschob sich im Lauf der Zeit immer weiter nach Westen und schloss schließlich auch die kumbrischen Gebiete Rheged und Gododdin sowie Teile des britischen Königreichs Strathclyde ein.[1] Der Königssitz befand sich in Bamburgh, das nach Bebba, der Frau König Æthelfriths, benannt wurde.[2][3]

Der Name Bernicia ist britischen, das heißt keltischen, Ursprungs. Er ist abgeleitet vom Wort Berniccā (Land der Bergpässe).[4] Er wurde jedoch auch dadurch erklärt, dass die ursprüngliche Form *Bernech mit dem britischen Namen der Civitas Brigantum, nämlich *Brïγent, als ein Ergebnis der anglischen Ausdehnung im Laufe des 7. Jahrhunderts in deren Gebiet, verschmolzen sei.[5]

Der erste überlieferte König war Ida von Bernicia. Er soll den Thron 547 bestiegen haben.[6] Æthelfrith vereinigte 604 als König von Bernicia sein Reich mit dem südlicheren Deira und gründete damit Northumbria.[7] Er herrschte bis 616, als er in einer Schlacht gegen Raedwald, dem König der Ostangeln, der Æthelfriths Rivalen Edwin von Northumbrien unterstützte, fiel,[8] worauf Edwin Herrscher sowohl Deiras als auch Bernicias wurde, und beide Reiche zum Königreich Northumbria vereinigte.

Edwin fiel in der Schlacht von Hatfield Chase gegen König Cadwallon ap Cadfan von Gwynedd und Penda von Mercia am 12. Oktober 633, woraufhin Northumbria wieder in Bernicia und Deira geteilt wurde. Bernicia wurde kurzzeitig von Eanfrith, einem Sohn Æthelfriths, regiert. Auch er wurde von Cadwallon getötet.[9] Sein Bruder Oswald folgte ihm nach, stellte eine neue Armee auf und besiegte Cadwallon schließlich 634 in der Schlacht von Heavenfield, in der Cadwallon fiel.[10] Nach seinem Sieg vereinigte Oswald Deira wieder mit Bernicia.[11] Die Könige von Bernicia waren ab diesem Zeitpunkt die Herrscher über Northumbria, da die Dynastie, die Deira regiert hatte, beinahe völlig durch Cadwallon ausgelöscht worden war.[12] Als Oswald jedoch 642 in der Schlacht von Maserfield, die er mit Penda von Mercia austrug, getötet wurde, zerfiel das Land wieder. Der südliche Teil wählte einen neuen König (Oswine), während Oswalds Bruder Oswiu wieder nur über Bernicia regierte.[13] 651 ließ Oswiu Oswine töten und vereinigte die beiden Reiche,[14] in Deira blieben allerdings weiterhin Unterkönige eingesetzt, die jedoch ausschließlich aus der Familie Oswalds bzw. Oswius stammten.[15]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. N. J. Higham, The Kingdom of Northumbria, p. 82ff.
  2. Beda, HE III, 6, und III, 16.
  3. Nennius, HB, c. 63
  4. K. H. Jackson, Language and History in Early Britain, p. 81
  5. J. T. Koch, The Gododdin of Aneurin, p. 216, n. 566
  6. MSC A, s. a. 547
  7. D. P. Kirby, The Earliest English Kings, p. 57
  8. N. J. Higham, The Kingdom of Northumbria, p. 113
  9. Beda, HE, III, 1
  10. Nennius, HB, c. 64
  11. F. M. Stenton, Anglo-Saxon England, p. 82
  12. F. M. Stenton, Anglo-Saxon England, p. 81
  13. N. J. Higham, The Kingdom of Northumbria, p. 129
  14. ASC A, s. a. 651
  15. N. J. Higham, The Kingdom of Northumbria, p. 130

Literatur

Quellen

Sekundärliteratur

  • Steven Basset (Hrsg.): The Origins of Anglo-Saxon Kingdoms, Leicester University Press, Leicester 1989, ISBN 0-7185-1317-7.
  • James Campbell et al. (Hrsg): The Anglo-Saxons, Phaidon, London 1982, ISBN 0-7148-2149-7.
  • Nicholas J. Higham: The Northern Counties to AD 1000. Longman, London 1986, ISBN 0-5824-9275-0.
  • Nicholas J. Higham: The Kingdom of Northumbria AD 350 - 1000. Sutton, Stroud 1993, ISBN 0-8629-9730-5.
  • Kenneth H. Jackson: Language and History in Early Britain, Edinburgh University Press, Edinburgh 1953, ISBN 0-8522-4116-X.
  • D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Unwin Hyman, London 1991, ISBN 0-0444-5691-3.
  • John T. Koch: The Gododdin of Aneurin: Text and context from Dark-Age North Britain, University of Wales Press, Cardiff 1997, ISBN 0-7083-1374-4
  • Frank M. Stenton: Anglo-Saxon England, 3. Aufl., Oxford University Press, Oxford 1971, ISBN 0-1928-0139-2.
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of Early Anglo-Saxon England, Seaby, London 1990, ISBN 1-8526-4027-8.

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