Bernoulli-Experiment

Bernoulli-Experiment

Ein Bernoulli-Prozess ist ein zeitlich diskreter stochastischer Prozess, der aus einer endlichen oder abzählbar-unendlichen Folge von unabhängigen Versuchen mit Bernoulli-Verteilung besteht, d.h., für jeden der Zeitpunkte 1, 2, 3, ... wird "ausgewürfelt", ob ein Ereignis mit Wahrscheinlichkeit p eintritt oder nicht.

Beispiel (p = 1 / 3; das Symbol ♦ steht für "Ereignis tritt ein", ◊ für "Ereignis tritt nicht ein"):


◊-♦-◊-♦-◊-◊-♦-◊-♦-◊-♦-◊-◊-◊-◊-◊-♦-◊-◊-◊-◊-◊-◊-◊-♦-◊-◊-◊-◊-◊-♦-◊-♦-◊-♦-◊-◊-◊-♦-♦-◊-♦-♦-◊-◊-◊-◊-♦-◊-♦ ...


Der Prozess kann durch eine Folge von Zufallsvariablen X1, X2, X3,..., beschrieben werden, deren jede mit der konstanten Wahrscheinlichkeit p den Wert X = 1 (Erfolg) und mit der Wahrscheinlichkeit q = 1 − p den Wert X = 0 (Misserfolg) annimmt. Je nach Fragestellung interessiert man sich für eine oder mehrere der folgenden Zufallsvariablen:

  • Die Anzahl k erfolgreicher Versuche nach Durchführung von insgesamt n Versuchen; sie folgt einer Binomialverteilung.
  • Die Anzahl n von Versuchen, die benötigt werden, um eine vorgegebene Anzahl von r Erfolgen zu erzielen; sie folgt der negativen Binomialverteilung.

Beispiele:

  • Ein betrunkener Fußgänger (oder ein diffundierendes Teilchen) bewegt sich bei jedem Schritt mit der Wahrscheinlichkeit p vorwärts, mit der Wahrscheinlichkeit q rückwärts. Man interessiert sich für die Entfernung vom Ausgangspunkt 2kn. Ein solches Modell wird in der Physik als eindimensionale Zufallsbewegung (Random Walk) bezeichnet.

Eigenschaften:

  • Ein Bernoulli-Prozess ist eine spezielle Markow-Kette: beim "Zeitschritt" von n nach n + 1 geht das System mit der Wahrscheinlichkeit p aus dem "Zustand" k in den Zustand k + 1 über; sonst bleibt es im Zustand k.

Die Zufallsvariable k, die angibt, wie viele von n Bernoulli-Versuchen erfolgreich waren, folgt der Binomialverteilung. Wir leiten diese Verteilung anhand eines Beispiels her:

Beim Würfeln werde die Sechs als Erfolg gewertet; die Erfolgswahrscheinlichkeit ist also p = 1 / 6, die komplementäre Misserfolgswahrscheinlichkeit q = 5 / 6. Gefragt sei nun nach der Wahrscheinlichkeit, in n = 5 Würfen genau k = 2 Sechsen zu werfen.

Antwort: Die Wahrscheinlichkeit, erst zwei Sechsen, dann drei Nicht-Sechsen zu werfen, ist p2q3. Da es auf die Reihenfolge aber nicht ankommt, ist diese Wahrscheinlichkeit zu multiplizieren mit der Anzahl der Möglichkeiten, zwei (ununterscheidbare) Sechserwürfe auf fünf Würfe zu verteilen. Der Kombinatorik zufolge ist diese Anzahl durch den Binomialkoeffizienten "5 über 2" gegeben; die gesuchte Wahrscheinlichkeit lautet also:

B(2 |p,5) = \left( \begin{matrix}  5\\ 2 \end{matrix} \right) p^2 q^{5-2} .

Davon verallgemeinert, lautet die Wahrscheinlichkeit, in n Bernoulli-Versuchen genau k mal Erfolg zu haben,

B(k|p,n) = \left( \begin{matrix}  n\\ k \end{matrix} \right) p^k q^{n-k}

mit q = 1 − p. Diese Funktion heißt Binomialverteilung oder binomische Verteilung.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bernoulli — ist der Name einer Gelehrtenfamilie, die vom 17. Jahrhundert bis heute viele berühmte Wissenschaftler und Künstler hervorgebracht hat. Als Stammvater wird der niederländische Protestant Leon Bernoulli angesehen, der als Arzt in Antwerpen wirkte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernoulli trial — In the theory of probability and statistics, a Bernoulli trial is an experiment whose outcome is random and can be either of two possible outcomes, success and failure .In practice it refers to a single experiment which can have one of two… …   Wikipedia

  • Experiment — Experimental redirects here. For the musical classification, see Experimental music. For other uses, see Experiment (disambiguation). Even very young children perform rudimentary experiments in order to learn about the world. An experiment is a… …   Wikipedia

  • Bernoulli trial — noun Etymology: Jacques Bernoulli died 1705 Swiss mathematician Date: 1951 one of the repetitions of a statistical experiment having exactly two mutually exclusive outcomes each with a constant probability of occurrence …   New Collegiate Dictionary

  • Bernoulli trials — Math. repeated independent experiments having two possible outcomes for each experiment with the probability for each outcome remaining constant throughout the experiments, as tossing a coin several times. [1950 55; named after Jakob BERNOULLI] * …   Universalium

  • bernoulli trial — noun Usage: usually capitalized B Etymology: after Jacques Bernoulli : one of the repetitions of a statistical experiment having two mutually exclusive outcomes with constant probability of occurrence …   Useful english dictionary

  • Bernoulli trials — Math. repeated independent experiments having two possible outcomes for each experiment with the probability for each outcome remaining constant throughout the experiments, as tossing a coin several times. [1950 55; named after Jakob BERNOULLI] …   Useful english dictionary

  • Bernoulli theorem — in an experiment involving probability, the larger the number of trials, the closer the observed probability of an event approaches its theoretical probability …   Medical dictionary

  • Natural experiment — A natural experiment is an observational study in which the assignment of treatments to subjects has been haphazard: That is, the assignment of treatments has been made by nature , but not by experimenters. Thus, a natural experiment is not a… …   Wikipedia

  • Blind experiment — A blind or blinded experiment is a scientific experiment where some of the people involved are prevented from knowing certain information that might lead to conscious or subconscious bias on their part, invalidating the results. For example, when …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”