- Bettgeher
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Als Schlafgänger (auch Bettgeher oder Schlafbursche) wurden Personen bezeichnet, die gegen ein geringes Entgelt ein Bett nur für einige Stunden am Tag mieteten, während der Wohnungsinhaber die Schlafstelle nicht benötigte. Der Grund dafür war der zur Zeit der Industrialisierung sehr knappe und daher teure Wohnraum, der nicht alle Landflüchtlinge aufnehmen konnte.
Als Schlafgänger konnten beispielsweise Schichtarbeiter während des Tages gegen ein geringes Entgelt schlafen, während der reguläre Wohnungsinhaber seiner Arbeit nachging. Schlafgänger hatten normalerweise keinen Familienanschluss, durften die restlichen Räumlichkeiten, wie die Küche oder die "Gute Stube", nicht nutzen und erhielten im Gegensatz zu Untermietern kein Frühstück.
Die Schlafgänger trugen zur weiteren Verschlechterung der Wohnsituation bei, da sie die familiäre und die intime Beziehung der Wohnungsinhaber störten. Allerdings waren sie zur Finanzierung der Wohnungen notwendig, weil das Familieneinkommen zur Eigenfinanzierung einer Wohnung vielfach zu gering war. Mancherorts wurde das eigene Bett sogar an zwei verschiedene Schlafgänger vermietet.
Statistisch gesehen gab es bei kleineren Wohnungen viel mehr Schlafgänger als bei größeren, da man in kleineren Wohnungen eher einen Schlafplatz als einen ganzen Raum abgeben konnte.
Literatur
- Johann Friedrich Geist, Klaus Kürvers. Aus den drei Bänden "Das Berliner Mietshaus".
- J. Brüggemeier, L. Niethammer: „Schlafgänger, Schnapskasinos und schwerindustrielle Kolonie.“ In: Jürgen Reulecke, Wolfhard Weber (Hg.): Fabrik - Familie - Feierabend. Beiträge zur Sozialgeschichte im Industriezeitalter, S. 135-175, Wuppertal 1978, ISBN 3-87294-122-4
- J. Ehmer: „Wohnen ohne eigene Wohnung“, in: Lutz Niethammer (Hg.): Wohnen im Wandel, S. 132-150, Wuppertal 1979, ISBN 3-87294-142-9
- Ralf Zünder: Vom Ledigenheim zum Studentenwohnheim Danckelmannstraße, Berlin (Studentenwerk Berlin) 1990
- Tabelle aus Geist/Kürvers Das Berliner Mietshaus Band 2, Seite 469
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