Bildungswesen in Polen

Bildungswesen in Polen

Das Bildungssystem in Polen umfasst vor allem die Kindergärten (przedszkole), Grundschulen (szkoła podstawowa), Mittelschulen (gimnazjum), weiterführende Schulen sowie die Hochschulen. Zu den weiterführenden Schulen zählen die allgemeinbildenden Gymnasien (liceum ogólnokształcące), die Berufsgymnasien (liceum profilowane), die Berufsoberschulen (technikum) sowie die Grundberufsschulen (zasadnicza szkoła zawodowa). Hinzu kommen weitere Spezialschulen. Ministerin für Volksbildung ist seit 2007 Katarzyna Hall. Die Organisation des Bildungssystems ist größtenteils zentralisiert.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schulbildung

1929/1930 betrug das staatliche Budget für Bildung 422 Millionen Złoty. Das entsprach etwa 14 Prozent des gesamten Staatshaushaltes. 1935 wurden 70.000 Schüler in Berufsmittelschulen ausgebildet, davon 12.400 im Bereich Metallurgie und Mechanik und 1.700 in landwirtschaftlichen Schulen. 1936/27 erhielten 15.165 Schüler den Oberschulabschluss.[2]

Während der Deutschen Besetzung Polens 1939–1945 kamen mehrere hundert Lehrer um.[3] 1945 hatten bereits wieder 14.985 Grundschulen geöffnet, 1947 waren es 20.132.[4] 1948 wurde ein neues Schulsystem eingeführt. Dabei wurden die Kinder vom dritten bis siebten Lebensjahr im Kindergarten betreut. Es folgte die siebenklassige Grundschule. Mit Ende der Grundschule endete auch die Schulpflicht. Danach schloss sich entweder eine Berufsausbildung oder der Besuch der vierklassigen Oberschule (lyzeum) oder der vier oder fünfklassigen Berufsoberschule (technikum) an.[5] Der Ausbau der Grundschulen ging in den folgenden Jahren weiter. Dabei wurde Wert auf die Zahl der sogenannten Siebenklassen-Grundschulen gelegt. Deren Zahl betrug 1947/48 6.591 und wuchs bis 1955/56 auf 14.116. Dabei lehrten 1954/55 103.000 Pädagogen.[6] Die 792 Oberschulen Polens wurden 1954 von 195.000 Schülern besucht, davon verließen 1954 28.900 die Schule mit einem erfolgreichen Abschluss.[7]

1999 wurde die, inzwischen achtstufige, Grundschule abgeschafft. Seit dem gibt es obligatorisch eine Vorschulklasse, eine sechsstufige Grundschule und eine Mittelschule (gimnazjum). Anschließend können die Schüler das Abitur (matura) an einen Gymnasium (liceum) oder Technikum ablegen oder eine Berufsausbildung antreten.[8] Bei den PISA-Studien konnte Polen vom Jahr 2000 bis 2003 seine Position vom Ende in das Mittelfeld verbessern.[9][10] Anfang 2009 beschloss der Sejm, dass das Einschulalter der Kinder ab 2012 statt bisher sieben auf sechs Jahre gesenkt wird.[11]

Hochschulbildung

1936 studierten 47.200 Menschen.[12] 1953 besuchten 135.000 Studenten die polnischen Hochschulen.[12]

Die Hochschulen sind von Anweisungen des Staates bezüglich ihrer Bildungsangebote seit 1990 weitgehend unabhängig. 2008 gab es 130 staatliche und 315 nichtstaatliche Universitäten. Weiterhin gab es 78 Einrichtungen der Polska Akademia Nauk (Polnische Akademie der Wissenschaften) sowie etwa 200 selbständige Forschungseinrichtungen.[13]

Bibliotheken

1936 gab es 14.957[14] Bibliotheken in Polen, 1953 waren es 42.800[15].

Bewertung

Die Schulnoten haben einen Bereich von 1 bis 6. Dabei ist die 1 die schlechteste und 6 die beste Note. Die 6 wird allerdings nur in besonders ausgezeichneten Fällen vergeben und ist daher nicht mit einer 1 in Deutschland zu vergleichen.

Verweise

Weblinks

Fußnoten

  1. Auswärtiges Amt, Polen - Kultur- und Bildungspolitik, Nov. 2008
  2. Kleines Statistisches Jahrbuch 1974, Warschau 1937, S. 301. Hier nach Stanisław Dobosiewicz, Entwicklung des Bildungswesens, Polonia Verlag, Warschau 1955, S. 7
  3. Nach nachfolgender Quelle 513 Lehrer.; Nowa Szkoła, Dezember 194, S. 84. Hier nach Dobosiewicz 1955, S. 9
  4. Stanisław Dobosiewicz, Entwicklung des Bildungswesens, Polonia Verlag, Warschau 1955, S. 10
  5. Stanisław Dobosiewicz, Entwicklung des Bildungswesens, Polonia Verlag, Warschau 1955, S. 13
  6. Stanisław Dobosiewicz, Entwicklung des Bildungswesens, Polonia Verlag, Warschau 1955, S. 14–15
  7. Stanisław Dobosiewicz, Entwicklung des Bildungswesens, Polonia Verlag, Warschau 1955, S. 16
  8. Auswärtiges Amt, Polen - Kultur- und Bildungspolitik, Nov. 2008
  9. Focus, Pisa II: Hoffen auf die Zukunft, 14. Dez. 2004
  10. Stanislaw Drzazdzewski, PISA findings in Poland, Goethe-Institut Riga, abgerufen am 28. Dez. 2008, (Webcite)
  11. polskie Radio, Sechsjährige in die Schule, 20. März 2009
  12. a b Stanisław Dobosiewicz, Entwicklung des Bildungswesens, Polonia Verlag, Warschau 1955, S. 8
  13. Auswärtiges Amt, Polen - Kultur- und Bildungspolitik, Nov. 2008 (Webcite)
  14. Kleines Statistisches Jahrbuch 1936, Warschau, S. 226, hier nach Dobosiewicz 1955, S. 8
  15. Rechenschaftsbericht Bolesław Bieruts auf dem 2. Parteitag der PZPR, Nowe Drogi, Nr. 3, S. 49–51, hier nach Dobosiewicz 1955, S. 8

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