- Bismarckhering
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Als Bismarckhering werden Heringslappen bezeichnet, die in eine saure Marinade aus Essig, Speiseöl, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeerblättern eingelegt sind. Diese Heringslappen werden auch für Rollmöpse verwendet. In Österreich ist für auf diese Art und Weise zubereitete Heringe die Bezeichnung Russen gebräuchlich.
Der Bismarckhering wird traditionell mit Bratkartoffeln sowie als Brot- oder Brötchenbelag (Bismarckbrötchen) gegessen.
Herstellung
Als Sauerlappen bezeichnet man frisch eingesäuerte Heringslappen in einem Reifebad gewürzt/ungewürzt unter Verwendung von 14 % Salz und 7 % Essigsäure (klassisch deutsche Rezeptur). Das Resultat ist ein Rohstoff für die Feinkostindustrie zur Herstellung verschiedener Heringsprodukte. Die Sauerlappen sind erst nach einiger Zeit in einem sogenannten Veredelungsbad zum Verzehr geeignet. In Skandinavien wird der Sauerlappen traditionsgemäß unter Verwendung eines leicht vorgesalzenen Heringslappen in einem Essigbad hergestellt. Dieses führt zu einem festeren Endprodukt und einem frischeren Aussehen, zum Beispiel von Heringshappen in Gläsern.
Der Bismarckhering war im 19. Jahrhundert eine neue Möglichkeit, Fisch lange haltbar und trotzdem wohlschmeckend zu konservieren. Wesentlich ist auch das zu dieser Zeit entstehende Ferneisenbahnnetz, das es ermöglichte, von Nord- und Ostseeküste in Holzfässern der Haltbarkeit wegen sauer eingelegte Fische ins Binnenland zu transportieren. Ein weiterer Vorteil der Essigkonservierung ist, dass sich kleine Gräten auflösen, was den Verzehr vereinfacht.
Namensursprung
Darüber, wie der Bismarckhering zu seinem Namen kam, gibt es verschiedene Geschichten, die marketingbegründet immer wieder kontrovers diskutiert werden:
- Der Name Bismarckhering geht auf den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898) zurück, der diese Art der Heringszubereitung sehr gemocht haben soll. Er soll gesagt haben: „Wenn Heringe genau so teuer wären wie Kaviar, würden ihn die Leute weitaus mehr schätzen.“[1]
- Einer anderen Geschichte zufolge soll der Stralsunder Fischhändler Johann Wiechmann 1871 dem Reichskanzler ein Fässchen zugesandt haben, worauf Bismarck ihm das Privileg erteilte, die sauer eingelegten Heringsfilets künftig als Bismarckhering zu vermarkten. Für diese Annahme spricht eine Urkunde, die dem Händler die Rezeptur und den Namen bescheinigt; der Stralsunder Fischhändler Rasmus stellt diese Urkunde in Kopie in seinen Geschäftsräumen aus.[2]
- Nach anderen Angaben soll es ein Wirt aus Flensburg gewesen sein, dem Bismarck die Erlaubnis erteilte, seinen Namen für diese Heringszubereitung zu verwenden.
- Andere Quellen sehen den Namensursprung in der Region um Bismark in der Altmark, in der bis heute die traditionelle Herstellung sauerer und gesalzener Fischkonserven gepflegt wird. Für die Annahme letzterer Variante spricht die Tatsache, dass bis in die 1950er Jahre in einschlägigen Lexika der Name Bismarckhering nicht vorkam.
Quellen
- ↑ Joachim Heimansberg: Brockhaus! Was so nicht im Lexikon steht. Kurioses und Schlaues aus allen Wissensgebieten. Brockhaus, ISBN 3-7653-1551-6, S. 255f.
- ↑ www.bismarckhering.com – Internetpräsenz des Fischhändlers H. Rasmus, abgerufen am 19. Juni 2010
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