- Konservierung
-
Konservierung (von lateinisch. conservare, „erhalten, bewahren“) ist die Haltbarmachung von Gegenständen, insbesondere von organischen Substanzen (typischerweise von Nahrungs- und Genussmitteln), mit Hilfe von Konservierungsmitteln und -verfahren für mehr oder weniger lange Zeit.
Die Konservierung verhindert oder verzögert auf physikalische und auch chemische Weise Zerfallsprozesse, die durch Austrocknung oder Quellung, Oxidation, Enzymreaktionen oder Mikroorganismen wie Schimmel- und Hefepilze oder Fäulnisbakterien hervorgerufen werden.
Inhaltsverzeichnis
Lebens- und Futtermittel
Von besonders großer Bedeutung ist seit jeher die Konservierung von Lebens- und Futtermitteln. Um diese langfristig haltbar zu machen, gibt es seit Jahrhunderten die Möglichkeit des Konservierens. Physikalische Konservierungsverfahren verändern Struktur und Geschmack, auch ein Vitamin- und Aromaverlust ist häufig nicht vermeidbar. Chemische Konservierungsverfahren bergen das Risiko des Auftretens von allergischen Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen auf den Konservierungsstoff. Haltbarkeit, Wirtschaftlichkeit des Verfahrens, Verträglichkeit, Unbedenklichkeit und Nährstofferhaltung sind gegeneinander abzuwägen.[1]
Je nach dem zu konservierenden Lebens- oder Futtermittel, Kulturraum und technisch-wirtschaftlichen Möglichkeiten werden unterschiedliche Verfahren angewendet wie
- Trocknen, Dehydratisieren
- Räuchern
- Eindicken
- Einsalzen (Pökeln)
- Einzuckern, zu Marmelade verarbeiten, Kandieren
- Tränken mit konservierend wirkenden Substanzen, z. B. Einlegen in Alkohol oder Essig
- Tränken in luftabschließenden Flüssigkeiten, in Öl einlegen
- Einwachsen von Früchten z. B. von Äpfeln, um den Zutritt von Mikroorganismen zu erschweren
- Verwendung konservierender und denaturierender Stoffe und Antioxidationsmittel wie Ascorbinsäure
- Einsäuern durch Milchsäuregärung als kontrollierte bakterielle Umwandlung
- Denaturieren (der wesentliche haltbarmachende Prozess bei der Käseherstellung)
- Sterilisierung (Einkochen) mit anschließendem Luftabschluss (seit dem 19. Jahrhundert kennt man den physischen Schutz der Konservendose)
- Kühlen z. B. beim Lagern von Bier
- Tiefkühlen
- Hochdruckentkeimung (Pasteurisation)
- Sterilisation durch hohe Drücke von 1000 bis 10000 bar, bei Lebensmitteln mit einem pH-Wert < 4,5)
- Bestrahlung durch eine ionisierende Strahlenquelle
siehe auch: Fruchtlagerung
Arzneimittel
In der Pharmazie versteht man unter der Konservierung von Arzneimitteln den Schutz vor mikrobiellem Verderb. Solch ein Schutz ist insbesondere wichtig für die Haltbarkeit nach Anbruch, da durch das Öffnen der Arzneimittelverpackung und die Arzneimittelentnahme leicht Keime in das Medikament eingetragen werden. Manche Arzneimittel, insbesondere wasserhaltige, benötigen auch bereits eine Konservierung um die einwandfreie mikrobiologische Beschaffenheit über ihre gesamte Haltbarkeitszeit bis zum Verfalldatum zu erhalten.
Medikamente zur Anwendung am Auge und für die parenterale Verabreichung werden durch Sterilisationsverfahren bzw. aseptische Fertigung und anschließende keimfreie Versiegelung haltbar gemacht; eine chemische Konservierung der Arzneimittel ist in der Regel nicht nötig, vorausgesetzt, sie werden bei der Anwendung aufgebraucht. Bei der Abpackung in Behältnisse für die Mehrfachentnahme ist eine Konservierung allerdings zwingend vorgeschrieben.
Gegenstände
Bei Gegenständen, die nicht zur Anwendung am Menschen oder Tier bestimmt sind, finden noch weitere Verfahren Anwendung wie z. B. das Tränken mit Kunststoff bei Holz, Sandstein, Kosmetika und Reinigungsmittel werden mit Bioziden versetzt, vor allem, wenn sie einen hohen Wassergehalt aufweisen. Fahrzeuge, insbesondere Oldtimer, werden häufig zum Werterhalt mit Wachs konserviert.
Kunst und Kulturgut
Im Bereich der Bildenden Kunst sowie Kulturgut im Allgemeinen steht Konservierung oder Konservation als Überbegriff für sämtliche Maßnahmen, die dazu dienen die Authentizität künstlerischer bzw. kulturhistorisch relevanter Werke unter Berücksichtigung ihres Alters und ihrer Geschichte zu untersuchen, zu dokumentieren, zu erhalten und lesbar zu machen, ohne sie dabei irreversibel zu verändern. Die Gewährleistung von Objektsicherheit, Katastrophenvorbeugung und definierter und konstanter Umgebungsklimata hinsichtlich Raumtemperatur, relativer Luftfeuchtigkeit, Licht- und Schadstoffemissionen sowie der raumhygienischen Bedingungen stellen für Kunstwerke, ihren Transport und ihre Aufbewahrung bereits eine grundlegend wichtige Form präventiver Konservierung dar. Ziel der präventiven Konservierung ist es, Restaurierungen zu minimieren oder gar unnötig zu machen. Umgekehrt beinhalten fachgerechte Restaurierungen immer auch konservatorische Elemente.
Leichen- und Gewebekonservierung
Die Konservierung menschlicher Leichen ist unter Einbalsamieren, inzwischen auch als Plastination unter Verwendung von Kunststoffen, bekannt.
Tierkörper können dauerhaft präpariert werden durch Trocknung, Gerben der Hautteile und Ausstopfen nach Entfernen der (inneren) wasserreichen Organteile und Ersatz der Augäpfel.
In der Präparationstechnik arbeitet man auch mit Glukose, Glyzerin, Thymol, Phenol, Formalin (krebserregend und weitgehend verboten) und diversen Trocknungsverfahren zur Konservierung von biologischem Gewebe.
Evolution
In der Genetik und der Biochemie wird unter Konservierung der Erhaltungsgrad eines Gens oder Proteins im Verlauf der Evolution, also die Ähnlichkeit und Verwandtschaft von Genen und Proteinen untereinander, verstanden. Wenn zwischen verschiedenen Spezies diese Information nahezu unverändert ist, spricht man von einer „hohen Konservierung“. Daraus kann geschlossen werden, dass die Funktion des Gens oder Proteins bedeutend für das Fortbestehen der jeweiligen Art ist, da natürliche Mutationen in diesen Bereichen mit negativen Funktionsänderungen einhergehen. Diese sind eventuell letal und haben somit nicht die Möglichkeit, weiter vererbt zu werden.
Literatur
- Ursula Schädler-Saub und Angela Weyer (Hrsg.): Theory and Practice in the Conservation of Modern and Contemporary Art (Tagungsakten des Internationalen Symposiums, 13.-14. Januar 2009 in Hildesheim), (Schriften des Hornemann Instituts Band 12), London 2010, ISBN 978-1-904982-54-8.
Zeitschriften
- PapierRestaurierung bzw. seit 2009 Journal of PaperConservation, hrsg. von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Archiv-, Bibliotheks- und Grafikrestauratoren (IADA) - erscheint viermal jährlich, http://palimpsest.stanford.edu/iada/
- VDR-Beiträge zur Erhaltung von Kunst und Kulturgut: Die Fachzeitschrift des VDR, hrsg. vom Verband der Restauratoren (VDR) - erscheint zweimal jährlich, wie auch weitere Monographien zu Spezialthemen, http://www.restauratoren.de.
- Restauro - Fachpublikation für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger, Callwey Verlag München, ISSN 0933 - 4017, http://restauro.de
- ZKK - Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung erscheint seit 1987, 2 Hefte pro Jahr, Wernersche Verlagsgesellschaft, ISSN 0931-7198, [1]
- Restaurierung und Archäologie. Konservierung, Restaurierung, Technologie, Archäometrie (mehrsprachig), erscheint jährlich, Band 1 erschien 2008, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums - Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte Mainz.
Weblinks
- Erfurt: Fakultät Bauingenieurwesen und Konservierung/Restaurierung der Fachhochschule Erfurt University of Applied Sciences
- Hildesheim: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fakultät Erhaltung von Kulturgut mit Hornemann Institut
- Köln: Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft in der Fakultät für Kulturwissenschaften der Fachhochschule Köln
- Wien: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien
- Wien: Institut für Konservierung-Restaurierung der Akademie der bildenden Künste Wien
Einzelnachweise
Kategorien:- Lebensmitteltechnik
- Museumswesen
- Genetik
- Präparationstechnik
Wikimedia Foundation.