Bissau

Bissau
Bissau
Bissau (Guinea-Bissau)
Bissau
Bissau
Lage
Basisdaten
Staat Guinea-Bissau
Republik Bissau
Autonomer Sektor Bissau
Einwohner 407.424 (2007)
ISO 3166-2 GW-BS
Stadtautobahn Bissau mit Blick auf den Markt von Bandim
Stadtautobahn Bissau mit Blick auf den Markt von Bandim
11.859166666667-15.595555555556

Bissau ist die Hauptstadt des westafrikanischen Staates Guinea-Bissau. Im Jahr 2007 hatte Bissau rund 410.000 Einwohner.[1] Die Stadt ist administratives, politisches und wirtschaftliches Zentrum des Landes. Sie verfügt über den einzigen internationalen Flughafen und Tiefseehafen des Landes. Administrativ bildet die Stadt den autonomen Sektor Bissau, der an die Verwaltungsregionen Oio und Biombo grenzt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Klimadiagramm von Bissau

Die Küste Guineas ist insgesamt stark gegliedert – zahlreiche Ästuarien reichen bis tief ins Landesinnere. Aufgrund des großen Tidehubes ist praktisch die gesamte Küstenzone mit Mangrovenwäldern bedeckt. So ist auch Bissau ist von Flussläufen und sumpfigen Mangrovengebieten umgeben, die es de facto zu einer Insel machen. Die Stadt liegt am nördlichen Ufer des Rio Geba (Fluss), der hier in einem rund 10 km breiten Ästuar in den Atlantischen Ozean mündet. Der Küste vor Bissau vorgelagert liegen die Inseln des Bissagos-Archipels.

Wirtschaft und Infrastruktur

Als Handelszentrum des Landes wird über Bissau fast der gesamte Import (Nahrungsmittel und Konsumgüter) und Export (Cashew Nüsse und Harthölzer) des Landes abgewickelt. Im ehemaligen portugiesischen Stadtzentrum (Praça) liegen vor allem die Ministerien, Banken, Restaurants, Hotels und andere Verwaltungseinrichtungen, während der private Handel auf dem an der Stadtautobahn liegenden Bandim-Markt und angrenzenden Vierteln abgewickelt wird. Der Staat und die Hilfsorganisationen sind die größten Arbeitgeber. Ein Großteil der Bevölkerung verdient seinen Lebensunterhalt jedoch im Kleinhandel. Wichtigste Handelplätze sind die über 25 lokalen Stadtmärkte in den jeweiligen Wohnvierteln.[2]

Die ohnehin schon schwache Infrastruktur wurde im Bürgerkrieg von 1998/99 weiter zerstört. Asphaltiert sind nur die wichtigen Verbindungs- und Ausfallstraßen, sowie die Straßen im Stadtzentrum. Die öffentliche Strom- und Wasserversorgung beschränkt sich ebenfalls auf das Stadtzentrum und liefert auch dort nur sporadisch. Größere Geschäfte und Hotels organisieren die Versorgung privat. So liegt Bissau als eine der letzten Hauptstädte weltweit nachts fast vollständig im Dunkeln. Die meisten öffentlichen Gebäude sind in einem bedenkenswerten Zustand, aber auch in der sonstigen Altstadt verfallen viele Gebäude zusehends. Der Präsidentenpalast an der Praça ist eine Ruine, allerdings befindet sich ein neues, von China finanziertes, Regierungsviertel in der Nähe des Flughafens im Bau.

Verkehr

Der Nahverkehr in Bissau liegt in privater Hand. Es verkehren fast ausschließlich Sammeltaxis und Kleinbusse, so genannte Toka Tokas. Die Sammeltaxis zirkulieren frei durch die Stadt, während der Toka Toka Verkehr auf festgelegten Routen von den Randbezirken ins Stadtzentrum verkehrt.

Im Fernverkehr sind von Bissau aus alle Regionen des Landes erreichbar. Derzeit gibt es zwei Busbahnhöfe in Bissau. Der zentrale Busbahnhof befindet sich an der Stadtautobahn in der Nähe der Nationalbank. Von dort gibt es Verbindungen in fast alles Landesteile, sowie internationale Verbindungen nach Gambia und in den Senegal. Der Verkehr mit der Region Biombo wird über einen separaten Busbahnhof im Bairro Belem abgewickelt.

Der internationale Flughafen Osvaldo Vieira International liegt etwas 9 km vom Stadtzentrum am nordwestlichen Stadtrand. Planmäßig gibt es Verbindungen nach Lissabon und Dakar.

Vom Hafen im Stadtzentrum gibt es regelmäßige Verbindungen zum Bissagos-Archipel, die größtenteils mit Pirogen abgewickelt werden.

Geschichte

Die Kathedrale von Bissau an der Avenida Amílcar Cabral

Portugiesische Seefahrer und Händler erreichten ab 1446 die obere Guineaküste und errichteten dort zahlreiche Handelsstützpunkte. Die Anfänge Bissaus gehen in das 16. Jahrhundert zurück – ein genaues Gründungsdatum ist allerdings nicht bekannt. Das erste schriftliche Zeugnis stammt wohl aus dem Jahre 1594, das sich nicht auf den Ort, sondern auf eine ethnische Gruppe, die sich als „Bisãos“ (Pepel) bezeichneten, bezieht. Die Stadtentwicklung lässt sich in fünf Phasen teilen:

Früh- und Gründungsphase bis 1753

Seit dem 16. Jh. ließen sich portugiesische/kapverdische Händler in Bissau nieder. Sie standen von Beginn an in Konflikt mit der lokalen Pepel-Bevölkerung, mit der es zu ständigen Kriegen kam. Die Motive der Ansiedlung waren meist ökonomischer Natur. Es wurde mit Sklaven, Elfenbein und Bienenwachs gehandelt. Die sogenannten Lançados (illegale portugiesische Händler) und Grumeten (christianisierte Afrikaner; eigentl. Port.: Schiffsjunge) untergruben erfolgreich das Handelsmonopol der portugiesischen Krone. Die Verleihung des Kapitänstatuts 1692 kann als eigentliche Geburtsstunde Bissaus angesehen werden, da die Stadt ab diesem Zeitpunkt auch offiziell mit Portugal verbunden war. 1696 wurde mit dem Bau eines Forts begonnen, welches jedoch schon 1707 auf Anordnung aus Portugal wieder zerstört wurde. Der Ort wurde von offizieller Seite verlassen. In der Folgezeit dominierten die Franzosen, die auch mehrfach versuchten ein Fort zu errichten, den Ort.[3]

Konsolidierungsphase von 1753 bis 1913/15

1753 begannen die Portugiesen erneut mit dem Bau eines Forts, das erst 1775 fertig gestellt werden konnte. Bis in die 1850er Jahre dominierte der Sklavenhandel Bissau. 1852 wurde Bissau zum Hauptort des Distriktes Guinea, verlor diese Position aber 1879 an das auf der gleichnamigen Insel liegende Bolama, das zur Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Portugiesisch-Guinea wurde. Bissau war auch Anfang des 20. Jh. nur ein kleiner Ort, der lediglich aus einem Fort, angrenzender ummauerter Kaufmannssiedlung, Hafen und ein paar Verwaltungsgebäuden bestand. Erst nach der Niederschlagung des letzten Widerstandes der lokalen Bevölkerung 1913/15 begann der Ort in stärkerem Maße zu wachsen.[4]

Blick auf die Hafenpromenade von Bissau

Erste Expansionsphase von 1913/15 – 1941

In den 20er Jahren entstanden, nachdem ein erster Urbanisationsplan erstellt worden war, Teile des heutigen Zentrums. Das Dorf der Grumeten wurde an der Peripherie wieder aufgebaut. Nachdem Anfang des 20. Jh. die Deutschen den Handel in der Hand hatten, übernahmen diesen französische Handelshäuser wieder. Portugal gelang es erst in den 30er Jahren das eigene Handelsmonopol durchzusetzen. Ab 1936 wurde mit den Vorbereitungen zur Übertragung der Hauptstadt nach Bissau begonnen.[5]

Zweite Expansionsphase von 1941 – 1974

Am 19. Dezember 1941 wurde die Hauptstadt von Bolama nach Bissau verlegt. In der Folge wurden weitere Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude errichtet. 1953 wurde die erste Straße in Bissau asphaltiert. Das europäische Stadtzentrum entstand in seiner heutigen Ausdehnung. Ab Ende der 50er Jahre kam es noch einmal zu einer Moderniesierung und einem Ausbau der Infrastruktur allgemein. Die Bevölkerungszahl Bissaus stieg von rund 18.000 im Jahr 1950 auf rund 70.000 im Jahr 1970, da nach Ausbruch des Befreiungskampfes 1963 viele Menschen Zuflucht in der Stadt suchten.[6]Bissau wurde während des Befreiungskrieges zweimal, 1968 und 1971 direkt angegriffen.[7]

Dritte Expansionsphase von 1974 - heute

Am 24. September 1973 erklärte sich die guineische Unabhängigkeitsbewegung PAIGC Guinea-Bissau mit der Hauptstadt Madina de Boé einseitig für unabhängig. Nach der Anerkennung durch Portugal am 10. September 1974 wurde die Hauptstadt wieder nach Bissau verlegt. In der Folge entwickelte sich die Stadt zum absoluten politischen und ökonomischen Zentrum des Landes. Die verfehlte Entwicklungspolitik der PAIGC, die in den 70er Jahren eine Industrialisierung und das Landesinnere weitgehend vernachlässigte trug zum weiteren starken Bevölkerungswachstum der Stadt bei, die diesem Städteplanerisch nicht hinterher kommen konnte. Die Mehrzahl der Aktivitäten von Regierung und Hilfsorganisationen beschränkte sich auf Bissau. Dennoch kam es nie zu der Durchführung eines Urbanisierungsplanes. Die Stadt wuchs und wächst entlang der Ausfallstraßen der Stadt. 1990 wurde die Bevölkerungszahl auf rund 200.000 geschätzt. Während des Bürgerkrieges von 1998/99 kam es zu schweren Beschädigungen an der ohnehin schon schwachen Infrastruktur – die Frontlinie verlief ausgerechnet durch die einzige Industriezone der Stadt. Ein Großteil der Bevölkerung verließ während des Krieges die Stadt und suchte Zuflucht bei Familienangehörigen auf dem Land.[8] 2007 lebten schätzungsweise 410.000 Menschen in Bissau.

Mit Águeda in Portugal und Dakar im benachbarten Senegal unterhält Bissau Städtepartnerschaften.

Religion

Die Bevölkerung Bissaus ist religiös gemischt. Da hier der Anteil an Personen, die von der portugiesischen Kultur geprägt sind, besonders hoch ist, gibt es eine starke Minderheit von Katholiken und ist die Stadt Sitz eines Bistums Bissau. Zahlenmäßig überwiegen jedoch die Muslime, die meist Angehörige islamisierter Ethnien des Landes sind, zu denen in jüngerer Zeit Zuwanderer aus den Nachbarländern kommen. Ein schwer bestimmbarer Teil der Bevölkerung bekennt sich zu traditionellen afrikanischen Religionen. Der Protestantismus ist in Form von Pfingstkirchen präsent, die ihren Ursprung z.T. in Brasilien haben.

Literatur

Kasper, Josef Ernst. Bissau – Existenzsichernde Strategien in einer westafrikanischen Stadt. Peter Lang. Bern. 1995

Einzelnachweise

  1. Instituto Nacional de Estatística
  2. The Economic Intelligence Unit, Country Report Guinea Bissau, October 2009, S.25ff
  3. Vgl. Kasper, Josef Ernst. Bissau – Existenzsichernde Strategien in einer westafrikanischen Stadt. Peter Lang. Bern. 1995 S. 70ff
  4. Vgl. Kasper, Josef Ernst. Bissau – Existenzsichernde Strategien in einer westafrikanischen Stadt. Peter Lang. Bern. 1995 S. 74ff
  5. Vgl. Kasper, Josef Ernst. Bissau – Existenzsichernde Strategien in einer westafrikanischen Stadt. Peter Lang. Bern. 1995 S. 87ff
  6. Vgl. Kasper, Josef Ernst. Bissau – Existenzsichernde Strategien in einer westafrikanischen Stadt. Peter Lang. Bern. 1995 S. 92ff
  7. Forrest, Joshua und Richard Lobben, Historical Dictionary of the Republic of Guinea-Bissau, Scarecrow Press. London 1988. S. 30
  8. Bissau Stadtentwicklung und Geschichte

Weblinks


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