- Blutgericht zu Cannstatt
-
Als sogenanntes Blutgericht zu Cannstatt wird bisweilen die Beseitigung des alamannischen Dukats durch den merowingischen Hausmeier Karlmann im Jahr 746 bezeichnet.
Karlmann berief 746 die alamannischen Herzöge und Adligen zu einer Versammlung nach Cannstatt ein. Nach den Aufzeichnungen der Metzer Annalen, der Annales Petaviani und einem Bericht von Childebrand ließ Karlmann viele tausend aufständische Fürsten wegen Hochverrats festnehmen und hinrichten. So wurde angeblich nahezu die gesamte Führungsschicht der Alamannen ausgelöscht und die Eigenständigkeit des alamannischen Herzogtums beendet. Die Franken setzten fortan Grafen, u. a. Nachkommen des alten Herzogshauses und alamannische Adlige, aber auch Adlige aus der fränkischen „Reichsaristokratie“ zur Verwaltung Alamanniens ein.
Die in der älteren Forschung ebenfalls oft getätigte Annahme, es sei zu einem regelrechten Blutbad gekommen, wird in der neueren Forschung aufgrund einer kritischeren Betrachtung der Quellen differenzierter bewertet. Möglicherweise ging den Hinrichtungen, die genaue Zahl ist strittig, ein Gerichtsverfahren voraus.
Literatur
- Wolfgang Müller: Zur Geschichte der Alemannen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1975, ISBN 3-534-03457-0 (Wege der Forschung 100).
- Rainer Christlein: Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes. Theiss, Stuttgart u. a. 1978, ISBN 3-8062-0190-0.
- Karlheinz Fuchs, Martin Kempa, Rainer Redies: Die Alamannen. Ausstellungskatalog. 4. Auflage. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1535-9,
- Dieter Geuenich: Geschichte der Alemannen. 2. überarbeitete Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018227-7 (Kohlhammer-Urban-Taschenbücher 575).
Weblinks
Wikimedia Foundation.