Bolchowitinow BI-1

Bolchowitinow BI-1
Bolchowitinow BI-1
Bolchowitinow BI-1
Typ: Raketenflugzeug
Entwurfsland: SowjetunionUdSSR UdSSR
Hersteller: OKB Bolchowitinow
Erstflug: 15. Mai 1942
Indienststellung: -
Produktionszeit: 1941 - 1943
Stückzahl: 8

Die Bolchowitinow BI-1 war das erste sowjetische Raketenflugzeug und in ihrer Eigenschaft als Jagdflugzeug weltweit das erste seiner Art.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von den drei ab 1939 projektierten sowjetischen Raketenflugzeugen I-302, Maljutka und BI-1 erreichte nur letztere das Stadium intensiver Flugerprobungen. Die Maschine war als Hochgeschwindigkeits-Abfangjäger zum Objektschutz geplant. Angeregt wurde die Entwicklung nach einem Gespräch des Konstrukteurs Wiktor Bolchowitinow und dem Volkskommissar (Minister) für Luftfahrtindustrie Alexei Schachurin mit Josef Stalin im August 1941.[1] Die Arbeiten erfolgten im Konstruktionsbüro (OKB) Bolchowitinow, das sich in den dreißiger Jahren vor allem mit dem Bau unkonventioneller Flugzeuge einen Namen gemacht hatte. Entwickelt wurde es von Alexander Beresnjak und Alexei Issajew, die Konstruktion wird deshalb auch als Beresnjak-Issajew BI-1 bezeichnet.[2] Den Konstrukteuren wurde nach dem deutschen Überfall aber aufgrund höchster Dringlichkeitsstufe nur 35 Tage statt der geplanten drei Monate zum Bau zugestanden. Die Leitung hatte Wiktor Bolchowitinow übernommen, der auch schon die Entwicklung des Raketengleiters RP-318-I geleitet hatte.

Das verwendete Einkammer-Raketentriebwerk D-1A-1100 wurde mit Kerosin betrieben, als Oxydator diente Salpetersäure. Entwickelt hatten es Leonid Duschkin und Wladimir Schtokolow. Ende 1941 begannen die ersten antriebslosen Gleitversuche, wobei die BI-1 von einer Pe-2 auf Höhe geschleppt wurde. Anschließend mussten die Tests, bedingt durch den Vormarsch der deutschen Truppen und die daraus resultierende Evakuierung des Konstruktionbüros hinter den Ural im Oktober 1941 einige Monate ausgesetzt werden.[3] Am 15. Mai 1942 fand der drei Minuten und neun Sekunden dauernde erste Flug mit eingeschaltetem Triebwerk statt. In den anschließenden Tests unterzog man die BI-1 einer Hochgeschwindigkeitserprobung, ein Bauauftrag über 50 Serienmaschinen war schon erteilt worden. Beim siebten Flug kam es zur Katastrophe, als die Maschine außer Kontrolle geriet und den Piloten Grigori Bachtschiwandschi am 27. März 1943 in den Tod riss. Trotz anschließender umfangreicher Windkanalversuche konnte die bekanntgewordene gefährliche Neigung der Maschine, bei hohen Geschwindigkeiten plötzlich die Nase nach unten zu nehmen, nicht abgestellt werden. Daraufhin verfügte man ein Produktionstop, einige der schon fertiggestellten sieben Vorserienmuster wurden jedoch noch erprobt.

Mit der BI-5 konnte am 9. März 1945 eine Steiggeschwindigkeit von 91,08 m/s erzielt werden. Nach einer Bruchlandung stellte man jedoch die Arbeiten an dem nicht mehr notwendig gewordenen Projekt ein. Die vorhandenen Maschinen sowie 20 im Bau befindliche wurden ausnahmslos verschrottet.

Technische Beschreibung

Gebaut war der Rumpf der BI-1 in Ganzmetall-Halbschalenbauweise mit ovalem Querschnitt. Das Raketentriebwerk befand sich im Heck, der dazugehörige Kraftstoffbehälter hinter dem Pilotensitz. Das Tragwerk wurde aus Holz und Metall gefertigt und in Tiefdeckerposition angeordnet. Das Normalleitwerk war oben und unten auf jeder Seite mit jeweils einer Strebe abgestützt. Das Heckradfahrwerk konnte komplett pneumatisch eingefahren werden, während der Erprobung im Winter ersetzte man die Räder durch Schneekufen.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Konzeption    Einmotoriges Experimental-Raketenjagdflugzeug
Konstrukteur(e)    Alexander Beresnjak, Alexei Isajew
Hersteller    OKB Bolchowitinow
Länge    6,40 m
Spannweite    6,48 m
Höhe    2,06 m
Flügelfläche    7,00 m²
Leermasse    858 kg
maximale Startmasse    maximal 1.683 kg
Triebwerk    ein Duschkin D-1A-1100
Schub    1.100 kp
Höchstgeschwindigkeit    990 km/h in 5.000 m Höhe (geschätzt)
Steiggeschwindigkeit    91,08 m/s
Flugdauer    maximal 15 min
Bewaffnung    zwei 20-mm-MK SchWAK45 schuss
Besatzung    1 Pilot

Testmodelle

Bezeichnung Merkmale
BI-1    Erste Version, die in zwei Exemplaren gebaut wurde. Die erste BI-1 wurde 1941 lediglich im Gleitschlepp mit einer Pe-2 durch Boris Kudrin erprobt, während mit der zweiten Maschine 1942 der erste Flug mit Antrieb in Swerdlowsk stattfand.
BI-2    Nach dem erfolgreichen Testflug der BI-1 wurde ein erster Produktionsauftrag erteilt, jedoch forderte man eine höhere Reichweite, worauf die BI-2 gebaut wurde. Die Erprobung führte Konstantin Grusdjew 1942 durch.
BI-3    Die Testmaschine, mit der Pilot Grigori Bachtschiwandshi am 27. März 1943 tödlich abstürzte.
BI-4 / BI-WS    Dieses Modell war ursprünglich als letztes Vorserienmodell gedacht, bevor die BI-1 in Fertigung gehen sollte. Sie sollte deshalb auch mit zwei 20-mm-MK im Rumpfbug sowie einem Foto-MG in einer Verkleidung in Höhe der Kabine unter dem Rumpf ausgerüstet werden. Durch den unvorhergesehenen Absturz der BI-3 verursacht, wurde das Projekt jedoch abgebrochen.
BI-5    Das erste mit einem RD-1 ausgerüstete Testmodell wurde im März 1945 von Boris Kudrin erprobt. Es war mit zwei Stabilisierungsflossen am unteren Rumpfheck ausgerüstet und erreichte erstmals eine Höchstgeschwindigkeit von 950 km/h.
BI-6    Eine im Wesentlichen mit der BI-5 baugleiche Ausführung. Da zu jenem Zeitpunkt die Einstellung des BI-1 Programms schon beschlossen war, testete man sie nicht mehr im Flug. Sie wurde schließlich zur BI-7 umgerüstet.
BI-7 / BI-PWRD    Die letzte Ausführung wurde nicht mehr durch ein Raketentriebwerk im Rumpf angetrieben sondern erhielt an jedem Flügelende ein Pulsoschubrohr. Geflogen ist sie jedoch nicht, getestet wurde sie lediglich im Windkanal des ZAGI.

Einzelnachweise

  1. Alexei Iwanowitsch Schachurin: Flügel des Sieges. Militärverlag der DDR, Berlin 1989, ISBN 3-327-00822-1, S.127
  2. Robert Jackson: Die internationale Enzyklopädie Flugzeuge, 2006, S.72
  3. Alexei Iwanowitsch Schachurin: Flügel des Sieges. Militärverlag der DDR, Berlin 1989, ISBN 3-327-00822-1, S. 128

Siehe auch


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