- Bovine leukosis virus
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Bovines Leukämie-Virus Systematik Reich: Viren Baltimore K. (RNA-Retroviren) VI Familie: Retroviridae Unterfamilie: Orthoretrovirinae Gattung: Deltaretrovirus Art: Bovines Leukämie Virus Wissenschaftlicher Name Bovines Leukämie-Virus (BLV) Das Bovine Leukämie-Virus oder auch Bovine Leukosevirus oder Rinderleukämie-Virus (kurz BLV) ist ein lymphotropes Retrovirus, dessen Hauptwirt das Rind ist. Es verursacht in einem Teil der infizierten Rinder die Enzootische Leukose der Rinder, eine B-Zell-Leukämie, und kann durch Milch und Blut übertragen werden. Für tropische Länder wird auch eine Übertragung durch Blut saugende Insekten diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften und Systematik
Das Rinderleukämie-Virus BLV gehört taxonomisch zu den Deltaretroviren, zu denen auch die humanpathogenen Viren HTLV-I und HTLV-II, sowie die eng verwandten Affen-Viren STLV-I, -II und -III zählen.
Vorkommen
Da die Kuhmilch eine große Rolle für die Ernährung des Menschen spielt, wird in Europa und anderen Ländern versucht, dieses Virus auszurotten. Deutschland und die meisten Länder der Europäischen Gemeinschaft gelten seit Jahren als Bovine-Leukose-frei. In außereuropäischen Ländern kommt das Virus in den Viehbeständen noch vor (Südamerika, Nordamerika, Afrika).
In Nordamerika wird bislang auch nicht angestrebt, das Virus auszurotten, da die Auswirkung auf die Milchleistung gering ist und Leukämien, die zu einem Verlust des Tieres führen, selten auftreten. Es ist deshalb in amerikanischen Milchprodukten, Milchpulver, eventuell in dem bei der Käseherstellung in großen Mengen anfallendem Milchzucker usw. grundsätzlich enthalten. Infektiöses BLV ist in diesen Produkten jedoch wahrscheinlich nicht enthalten, da das Virus sehr empfindlich gegen Umweltbedingungen ist und außerhalb des Organismus nur sehr kurze Zeit infektiös bleibt.
Infektionen anderer Säugetiere
Ein Versuch, Primaten zu infizieren, war nur bei einem Affen erfolgreich[1]. Prinzipiell sind die Viruspartikel für menschliche Zellen auch nicht infektiös. Wie andere RNA-Tumorviren braucht das Rinderleukämie-Virus, um in eine Zelle einzudringen, einen Rezeptor, der sehr spezifisch für das jeweilige Virus ist. Der BLV-Rezeptor auf den Rinderzellen ist bekannt, und sein homologes Protein auf den menschlichen Zellen funktioniert nicht als Virusrezeptor für BLV [2]. Das spricht gegen eine Infektiosität für menschliche Zellen. Anders könnte es mit der DNA des Provirus sein, die infektiös ist und durch Hitze nicht zerstört wird. 2001 berichtete Charlotte C. Buehring auf dem 23ten Kongress der Internationalen Vereinigung für Brustkrebsforchung in Düsseldorf über den Nachweis von DNA des Rinderleukämie-Provirus in menschlichen Brustkrebszellen.[3] [4]. Ob das BLV eine Rolle bei Brustkrebs spielt ist jedoch nicht geklärt.
Von den infizierten Rindern erkranken nur wenige an Leukämie. Eine experimentelle Übertragung gelang bei Schafen, Ziegen, Kaninchen, Schweinen, Katzen, Hunden, Ratten, Meerschweinchen und Affen. Sie reagieren zumindest mit einer Antikörperbildung. Schafe entwickelten nach experimentellen Infektionen Tumore, seltener auch Ziegen und Hühner. [5] Um die Infektion künstlich zu verbreiten, wurden infiziertes Blut, infizierte Zellen oder Plasmide aus DNA genutzt.Quellen
- ↑ Infektion von Affen mit Rinderleukämie-Viren
- ↑ Resistenz menschlicher Zellen gegen das Rinderleukämie-Virus
- ↑ http://www.cbcrp.org/research/PageGrant.asp?grant_id=1815
- ↑ http://breast-cancer-research.com/content/3/S1/A14
- ↑ Jana Elwert: Genomanalyse verschiedener Isolate des Bovinen Leukosevirus unter besonderer Berücksichtigung des serologischen Status und der geographischen Herkunft des Rindes. Diss. FU Berlin 1997 (Volltext)
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