Bovist

Bovist
Fruchtkörper (Radius 1 cm) eines Bovisten.

Als Boviste werden verschiedene Pilze mit mehr oder weniger kugelförmigem Fruchtkörper bezeichnet, bei denen die Bildung der Sporen in einer Gleba im Innern des Fruchtkörpers (angiocarb) stattfindet. Dies stellt eine Anpassung an trockene Lebensräume dar und kommt in verschiedenen Pilzgruppen vor. Es handelt sich demnach um eine Form der konvergenten Evolution. Entsprechend ist die deutsche Bezeichnung Bovist unsystematisch und wird für verschiedene, zum Teil nicht näher miteinander verwandte Pilze benutzt.

Als Bovist werden Pilze folgender Gruppen bezeichnet:

  • Die zur Ordnung Lycoperdales gehörigen Gattungen:
    • Eigentliche Boviste der Gattung Bovista
    • Bovistella (Wurzelnder Stäubling)
    • Riesenboviste (Calvatia), einschließlich der von manchen Autoren als Langermannia bezeichneten Arten
    • Scheibenboviste (Discidea)
    • Stielboviste (Tulostoma)
  • Teilweise werden auch Arten der ebenfalls zu den Lycoperdales gehörenden Gattungen Spaltporenstäublinge (Handkea, auch zu Calvatia gestellt), Stäublinge (Lycoperdon), Wiesenstäublinge (Vascellum) und der Sternstäubling (Mycenastrum) als Boviste bezeichnet.

Ableitung des Namens

Der Name Bovist ist vom frühneuhochdeutschen Wort vohenfist (aus „vohe“ Füchsin und „vist“ Bauchwind, also „Fähenfurz“ oder „Fuchsfurz“) abgeleitet, aber bald nicht mehr verstanden und zu Bovist latinisiert. Der ursprüngliche Name nimmt Bezug auf das charakteristische Geräusch beim Entweichen des Sporenpulvers, der Name der Gattung Lycoperdon bedeutet ebenfalls „Wolfsfurz“.

Literatur

  • H. Dörfelt, G. Jetschke: Wörterbuch der Mycologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg-Berlin 2001, ISBN 3-8274-0920-9.
  • G. J. Krieglsteiner: Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 2, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0.
  • H. Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 3. Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7.

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