- Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch
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Das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch (BBW) erfasst die Dialekte von Berlin und Brandenburg. Besondere Probleme bei der Bearbeitung des Wörterbuchmaterials ergaben sich vor allem daraus, dass das Arbeitsgebiet sowohl ostniederdeutsche als auch ostmitteldeutsche Dialekte umfasst. Das hat rein formal einen doppelten Stichwortansatz dort bedingt, wo ein Lemma sowohl in hochdeutscher als auch in niederdeutscher Lautung vorliegt. Hierbei gilt die hochdeutsche Form in Versalien als Ordnungslemma, eine am Mittelmärkischen orientierte Mundartform als mundartliche Leitform.
Problematischer in der formalen Anordnung der Lexeme wog die Tatsache, dass der niederdeutsch-hochdeutsche Gegensatz im Arbeitsgebiet des BBW seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts im Mittelmärkischen zu einem zunehmenden Verfall der niederdeutschen Dialekte geführt hat. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Einfluss des Berlinischen gewesen, das in den Städten der Mark seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts die zunächst sehr dialektnahen städtischen Sprachformen verdrängte. Von den märkischen Städten wiederum wurden vor allem die mittelmärkischen Mundarten dadurch stark verändert, dass sie sich hochdeutschem Einfluss öffneten. Diese Probleme schlagen sich vor allem in dem Material nieder, das in den Jahren 1950 bis 1959 durch Fragebogenerhebungen gewonnenen wurde. Im Nordmärkischen zeigt sich hier im allgemeinen noch recht deutlich die mundartliche Grundschicht, im Mittelmärkischen deutet sie sich oft nur noch fragmentarisch an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
- Gründung der Arbeitsstelle 1939
- Materialerhebung vor allem 1949 bis 1959 (durch Anneliese Bretschneider)
- Publikationsbeginn 1968,
- 2001 Abschluss und Auflösung der Arbeitsstelle
1968 begann an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin die sog. Akademiereform, deren Ziel es war, wissenschaftspolitische Grundsätze der SED an der Akademie und am damaligen Institut für deutsche Sprache und Literatur durchzusetzen. Die Dialektwörterbücher gerieten dabei von Anfang an in das Visier der SED-Kritik, und man stellte in Bezug auf diese Unternehmungen fest, dass sie „für die sozialistische Gesellschaft irrelevante Fragestellungen der bürgerlichen Wissenschaften des 19. Jahrhunderts aufarbeiten“. Die Tatsache, dass vergleichbare Wörterbücher aber in der damaligen Bundesrepublik, in der Schweiz und in Österreich bearbeitet wurden, führte schließlich dazu, dass die Dialektwörterbücher, soweit sie bereits publizierten, weitergeführt werden sollten, und zwar wurden sie 1971 Unternehmen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Zu diesem Zeitpunkt waren vom BBW 5 Lieferungen des 1. Bandes publiziert. Unter der Obhut der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig konnte in den folgenden Jahren die Publikation kontinuierlich fortgesetzt werden.
Materialbasis
- 1 Zettelarchiv mit ca. 800.000 Zetteln
- 1 Zettelarchiv als Register für das Fragebogenmaterial mit ca. 40.000 Zetteln.
Publikation
Publikationsbeginn: 1968
- Band 1 (A – E): 1976
- Band 2 (F – K) 1985
- Band 3 (I – Schutzmann): 1994
- Band 4 (Schwabbel – Z): 2001
Literatur
- A. Bretschneider: Das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch. Deutsches Jahrbuch für Volkskunde 4 (1985), S. 438-444
- G. Ising: Das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch. in: Berichte über dialektologische Forschungen in der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für Deutsche Sprache und Literatur, Berlin 1965, S. 11-14
- J. Wiese: Zum Erscheinen des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuches. Sprachpflege 18 (1969), S. 49-52
- J. Wiese: Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch. Geschichte, Aufgaben, Darstellungsform. in: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Geschichte ausgewählter Arbeitsvorhaben. Hg. v. H. Penzlin, Stuttgart/Leipzig 1999, S. 123-129.
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