Ostniederdeutsch

Ostniederdeutsch
Ostniederdeutsch

Gesprochen in

Deutschland, Russland, Ukraine, USA, Kanada
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-2:

nds

Die Ostniederdeutschen Dialekte (zusammen mit den Niedersächsischen Mundarten umgangssprachlich häufig als „Plattdeutsch“ bezeichnet) umfassen in Deutschland hauptsächlich die niederdeutschen Dialekte, die in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und im Norden Sachsen-Anhalts in der Altmark und in den historischen deutschen Provinzen östlich der Oder gesprochen werden bzw. wurden. International sprechen vor allem Nachkommen mennonitischer Auswanderer den ostniederdeutschen Dialekt Plautdietsch.

Inhaltsverzeichnis

Sprachliche Besonderheiten

Im Vergleich mit dem Niedersächsischen weist das Ostniederdeutsche im Übergangsbereich zu den ostmitteldeutschen Dialekten eine größere Nähe zum Hochdeutschen auf. Durch mittelalterliche Siedlungsbewegungen finden sich viele Worte und Wendungen des westfälischen Dialektes im Ostniederdeutschen. Ferner finden sich einige Wörter westslawischen und französischen Ursprungs.
Im Gegensatz zum Nord- und Südniederdeutschen ist die Trennung zwischen Ost- und Westniederdeutsch eher eine geographische, die zwischen alten und neuen (ab ca. 1250 besiedelten) Siedlungsgebieten unterscheidet. Insbesondere das Mecklenburgisch-Vorpommersche ist in Aussprache und Grammatik, und dem mit dem (westlichen) Nordniedersächsischen zum größten Teil identisch. Im Allgemeinen zeigt das Niederdeutsche in regionaler Hinsicht weniger Unterschiede zwischen den Dialekten als es im Deutschen der Fall ist.

Ein Unterschied zu den westniederdeutschen Mundarten ist die Bildung des Einheitsplurals der Verben im Präsens. Dieser endet im Westniederdeutschen auf -(e)t, im Ostniederdeutschen jedoch auf -en:

Hochdeutsch Westniederdeutsch Ostniederdeutsch
wir machen wi mak(e)t wi maken
ihr macht ji mak(e)t ji maken
sie machen se mak(e)t se maken

Außerdem wird in manchen Dialekten das /s/ (scharfes S) vor Konsonanten zu /ʃ/ (Sch-Laut) verändert. Snacken, Strand und Spiker werden zwar häufig noch mit S geschrieben, in vielen ostniederdeutschen Dialekten spricht man es jedoch als schnacken, Schtrand und Schpiker aus. Dies betrifft insbesondere das Ostpreußische und das Hinterpommersche, jedoch auch das Mecklenburgisch-Strelitzsche und Teile des Vorpommerschen.

Die zwei größten ostniederdeutschen Dialektgruppen heutzutage sind das Mecklenburgisch-Vorpommersche und das Plautdietsche. Ihre Eigenheiten sind in den jeweiligen Artikeln beschrieben.

Dialekte

Zum Ostniederdeutschen werden folgende Dialektgruppen gezählt:

  1. Mecklenburgisch-Vorpommersch (Mecklenburg und Vorpommern)
  2. Mark-Brandenburgisch (Brandenburg, südl. Vorpommern und Sachsen-Anhalt)
  3. Hinterpommersch (in der historischen Landschaft Hinterpommern und in Brasilien)
  4. Niederpreußisch (fast ausgestorben; bis 1945 in Ostpreußen, Westpreußen und Danzig im heutigen Polen, Russland und Litauen, durch die weltweite Migration der Russlandmennoniten heute in Russland, Kanada, Mexiko, Paraguay, und neuerdings auch wieder in Deutschland, siehe auch Plautdietsch)

Eine Sonderentwicklung nahmen die Berlin-Brandenburgischen Dialekte. Früher gehörten sie zum Ostniederdeutschen, da sie ihre Wurzeln im Mark-Brandenburgischen haben. Infolge Sprachvermischung werden sie heute jedoch dem Ostmitteldeutschen zugeordnet.

Der Wortschatz der ostniederdeutschen Dialekte wird erfasst und beschrieben im Mecklenburgischen Wörterbuch (Dialekte in Mecklenburg), im Pommerschen Wörterbuch (Dialekte in Vor- und Hinterpommern), im Brandenburg-Berlinischen Wörterbuch (Mark-Brandenburgische Dialekte), im Mittelelbisches Wörterbuch (u.a. ostniederdeutsche Dialekte im nördlichen Sachsen-Anhalt) und im Preußischen Wörterbuch (Dialekte in West- und Ostpreußen).

Links

Schriftsteller

Siehe auch

Literatur

  • Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch - gestern und heute. Beiträge zur Sprachsituation in den Nordbezirken der DDR in Geschichte und Gegenwart. Hinstorff-Verlag, Rostock 1980.
  • Eberhard Krienke: Uns Uckermark - Sprache und mundartliche Literatur einer Region. Schibri Verlag, Milow 1996, ISBN 3-928878-46-8.

Weblinks

Einzelnachweise


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