Bremsstellung

Bremsstellung
Vorrichtung zur Wahl der Bremsstellung an einem Doppelstockwagen der DB AG

Der Ausdruck Bremsstellung bezeichnet die Einstellungen der Bremsen der Eisenbahn, fast synonym wird der Begriff Bremsart verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Bremsstellungs-Arten

Nach UIC/DB werden folgende Hauptbremsstellungen verwandt:

  • R (Rapid, früher auch S (schnell) oder SS (sehr schnell)
  • P (Personenzug, international auch RIC)
  • G (Güterzug, international gelegentlich auch M für Merchandises)

Folgende Zusatzangaben beschreiben weitere Bremseinrichtungen, die das Bremsvermögen der Radbremsen erhöhen oder ergänzen:

Weitere Bezeichnungen sind die Zusätze <R> (rotes R in roter Raute) für Bremsausrüstung mit Schnellbremsbeschleuniger

"160" (in Deutschland in Verbindung mit R+E für die Anrechnung zusätzlichen Verzögerungsvermögens bei Bremsungen aus 140 bis 160 km/h)

daneben gibt es noch weitere Zusatzbezeichnungen, die über die Art der Bremse weitere Auskünfte geben.

Brems- und Lösezeiten

Die Bremsstellungen P und R haben eine Bremszylinder-Füllzeit von ca. 3 bis 5 Sekunden. Die Bremsstellung R hat zusätzlich eine Bremskraftverstärkung, die erst bei höherer Geschwindigkeit eingeschaltet wird. Die Lösezeit beträgt zwischen ca. 10 und 20 Sekunden. Bei der Bremsstellung G beträgt die Füllzeit zwischen 18 und 35 Sekunden und die Lösezeit zwischen 45 und 60 Sekunden.[1]

Zu diesen Zeiten muss natürlich die Durchschlagsgeschwindigkeit addiert werden. Die Durchsschlagsgeschwindigkeit bei modernen Zügen liegt bei 250-280 m/s, mit alten Steuerventilen ohne Beschleunigungsventil bei 90-180 m/s.[2] Ursache ist, dass es seine Zeit dauert, bis die Druckabsenkung durch die Luftleitung beim Zugschluss angekommen ist. Wobei anzumerken ist, dass die volle Bremskraft erst dann erreicht wird, wenn der Druck auf das gewünschte Niveau beim Steuerventil abgesenkt ist. Durch die Schnellbremsbeschleuniger kann in Notfällen die Luftleitung schneller ganz entleert werden, wobei die maximale Bremskraft schon bei einer Druckabsenkung unter 3,5 Bar erreicht wird. Die Verzögerung durch die Durchschlagsgeschwindigkeit kann dadurch faktisch aufgehoben werden, indem man die Bremsen elektrisch ansteuert (Ep-Bremse).

Anwendung

Die Wahl der Einstellung der Bremsstellungen unterliegt definierten Regeln, die die sichere Zusammenarbeit der einzelnen Fahrzeugbremsen im Zugverband sicherstellen.

Da die verschiedenen Hauptstellungen (R, P und G) unterschiedliche Brems- und Lösezeiten der Bremse zur Folge haben, können dadurch die unterschiedlichen Bremszeiten, die durch die Durchschlagsgeschwindigkeit in der Hauptleitung ausgelöst werden, teilweise kompensiert werden. So kann dadurch, dass die Bremse bei ersten 5 Wagen bei einem langen und schweren Güterzug auf G gestellt wird, verhindert werden, dass diese 5 Wagen schon voll bremsen, bevor die Druckabsenkung überhaupt beim hintersten Wagen angelangt ist. Dadurch können die Stauch- und Zerrkräfte im Zug gemildert werden, weil nicht der ungebremste Schluss auf die gebremste Spitze aufläuft, sondern der Zug zuerst in der Mitte beginnt zu bremsen.

Einzelnachweise

  1. Schweizerische Fahrdienstvorschriften R 300.14 Beilage 1 Abschnitt 6.6.1 P-Bremse, 6.6.2 R-Bremse, 6.6.3 G-Bremse
  2. Schweizerische Fahrdienstvorschriften R 300.14 Beilage 1 Abschnitt 6.4 Durchschlagsgeschwindikeit bei der automatischen Druckluftbremse

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