Brunhilda

Brunhilda
Philippoteaux & Girardet: Die Folterung von Brunhilde

Brunichild (* um 545/550; † 613) war eine Frankenkönigin westgotischer Herkunft, Tochter des Westgotenkönigs Athanagild und der Königin Goiswintha.

Inhaltsverzeichnis

Erste und zweite Ehe

Im Frühjahr 566 heiratete Brunichild Sigibert I., den König des fränkischen Ostreichs (Austrasien), in Reims. Aus diesem Anlass trat sie vom Arianismus der Westgoten zum katholischen Glauben der Franken über. Sigiberts Bruder Chilperich I., der König von Neustrien, ehelichte Brunichilds ältere Schwester Gailswintha. Chilperich trennte sich jedoch nicht von seiner Geliebten Fredegunde, und Gailswintha drohte, den untreuen König mit ihren Schätzen zu verlassen. Auf Veranlassung Fredegundes wurde Gailswintha ermordet; die Rolle Chilperichs bei dieser Tat ist unklar. Chilperich verband sich nun definitiv mit Fredegunde. Daraus resultierte eine lebenslange persönliche Feindschaft zwischen den Königinnen Brunichild und Fredegunde, die den wegen Erbstreitigkeiten bestehenden Konflikt zwischen ihren Ehemännern Sigibert und Chilperich verschärfte.

Der militärisch überlegene Sigibert begann 575 von Paris aus einen Feldzug gegen Chilperich, der zunächst erfolgreich verlief, jedoch abgebrochen wurde, als Sigibert noch im selben Jahr einem Mordanschlag Fredegundes zum Opfer fiel. Nun ging Chilperich in die Offensive; Brunichild wurde mit ihren Töchtern gefangengenommen und nach Rouen in die Verbannung geschickt. 576 heiratete sie in zweiter Ehe Merowech, den ältesten Sohn von König Chilperich und dessen erster Gemahlin Audovera. Als bald darauf in der Region Champagne ein Aufstand gegen Chilperich ausbrach, verdächtigte der König Merowech der Urheberschaft. In den anschließenden Wirren wurde Merowech 577 erschlagen. Brunichild konnte nach Austrasien fliehen.

Regentschaft in Austrasien

In Austrasien übernahm Brunichild die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Childebert II. Dabei stieß sie aber auf heftigen Widerstand des austrasischen Adels, denn sie trat für ein starkes Königtum ein, was der Adel nicht hinnehmen wollte. Ihr Machtkampf mit einer feindlichen Adelsgruppe verlief wechselvoll; 581 erlitten ihre Anhänger eine schwere Niederlage, doch um die Mitte des Jahrzehnts konnte sie sich wieder durchsetzen und starken Einfluss auf ihren Sohn Childebert gewinnen, was wiederholt zu Adelsverschwörungen führte.

584 wurde auch Fredegunde Witwe, als König Chilperich ebenfalls einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Sie kämpfte um die Anerkennung der Thronfolge ihres drei Monate alten Sohnes Chlothar II. Brunichild schloss 587 den Vertrag von Andelot mit Guntram I., dem Herrscher des burgundischen Reichsteils; darin sicherte Guntram, der keine männlichen Nachkommen hatte, Brunichilds Sohn Childebert sein Erbe zu. Der Erbfall trat ein, als Guntram 593 starb.

Als Childebert 596 im Alter von 26 Jahren starb, wurde Brunichild Regentin für ihre minderjährigen Enkel Theudebert II. in Austrasien und Theuderich II. in Burgund. Nach dem Tod Fredegundes 597 herrschte in Neustrien der dreizehnjährige Chlothar II., so dass nun in allen drei fränkischen Teilreichen nominell Kinder regierten.

Regentschaft in Burgund und Tod

598/599 wurde Brunichild von ihren adligen Feinden aus Austrasien vertrieben und begab sich nach Burgund, wo ihr Sohn Theuderich sie aufnahm. Dort gewann sie eine außerordentliche Machtstellung. Dabei stützte sie sich im Konflikt mit dem germanischen Adel, den sie auch in Burgund zurückzudrängen versuchte, auf die dort vorhandene breite romanische Senatorenschicht. Sie ernannte den Romanen Protadius zum Hausmeier und machte nach seiner Ermordung einen anderen Romanen namens Claudius zu seinem Nachfolger.

612 stürzten sich die beiden Enkel Brunichilds in einen Bruderkrieg, den Theudebert verlor; er wurde gefangengesetzt und starb 612. Nun wollte Theuderich gegen Chlothar kämpfen, starb aber schon 613. Darauf ließ Brunichild ihren Urenkel Sigibert II., den unmündigen Sohn Theuderichs, unter Ausschluss seiner Brüder zum König erheben und versuchte in seinem Namen zu regieren. Aber die burgundischen Adeligen rebellierten und verbündeten sich mit Chlothar II. und den austrasischen Gegnern der Königin. Sigibert II. wurde getötet, nachdem sein Heer sich kampflos aufgelöst hatte. Brunichild floh, wurde aber ergriffen und dem Sieger ausgeliefert. So konnte Chlothar II. das Frankenreich unter seiner Herrschaft wiedervereinigen. Er ließ Brunichild 613 foltern und dann von einem Pferd zu Tode schleifen. Sie wurde in Autun in der Martinskirche begraben.

Der Untergang Brunichilds, mit dem ihre Sippe definitiv ausgeschaltet wurde, war ein Sieg des germanischen Adels über die Idee des Zentralismus und eines mächtigen Königtums. Die heftige Gegnerschaft, die Brunichilds Auftreten in weiten Kreisen hervorrief, spiegelt sich in der teils sehr negativen und verzerrten Darstellung ihrer Rolle in den Quellen.

Brunichild und Sigibert I. hatten außer ihrem Sohn Childebert II. zwei Töchter, Chlodoswinth († nach 589) und Ingund. Ingund wurde mit Hermenegild, dem älteren der beiden Söhne des Westgotenkönigs Leovigild, verheiratet.

Immer wieder wird spekulativ Brunichild als Vorbild der Brünhild im Nibelungenlied erwogen. Ihr Name lebt in Frankreich im Namen von Straßen, Burgen, Türmen usw. fort.

Siehe auch

Literatur

  • Marie-Luise Weber: Die Merovingerkönigin Brunichilde in den Quellen des lateinischen Mittelalters, in: Nova de veteribus, hg. Andreas Bihrer und Elisabeth Stein, München 2004, S. 45-70
  • Hans Hubert Anton: Artikel Brunichilde, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 3, Berlin 1978, S. 588-589
  • Albrecht: Brunhilde. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 442 f.

Weblinks


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